Der Drogeriemarkt Schlecker in der Mitteltorstraße in Marktheidenfeld ist seit Mittwoch geschlossen. Eine Folie, die von innen an der großen Fensterscheibe befestigt wurde, verwehrt den Blick ins Geschäft. Im Eingangsbereich hängen drei Zettel, auf denen die Kunden über das Aus informiert werden. Einen Grund liest man dort nicht.
Alexander Güttler, Pressesprecher von Schlecker, will sich zur Marktheidenfelder Filiale nicht äußern. Es gebe ein „internes Agreement“, dass Schließungen nicht im Speziellen kommentiert werden, sagt er. Grundsätzlich sei es aber so, dass nur dann Märkte dichtgemacht werden, wenn sie „betriebswirtschaftlich nicht rentabel“ sind.
Auch nach der derzeit laufenden „Restrukturierung“ wird Schlecker nach Angaben Güttlers noch immer doppelt so viele Filialen haben wie alle anderen Drogeriemarktketten zusammen. Der Konzern achte bei den Schließungen darauf, dass die Kunden den nächsten Schlecker-Markt „möglichst zu Fuß, zumindest aber mit dem Bus“ erreichen können. Im Fall von Marktheidenfeld sind das die Filialen in Kreuzwertheim, Neubrunn und Helmstadt. In der dortigen Drogerie (St.-Martin-Straße 13) können die Marktheidenfelder Kunden alle Fotos abholen, die sie zum Entwickeln abgegeben haben.
Der Druck auf die Kette ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen: Im Juni gab Schlecker bekannt, dass man seit drei Jahren Verluste erwirtschafte und im Gesamtjahr 2011 vermutlich 500 bis 800 Filialen schließen wolle. Insider schätzen, dass Schlecker deutschlandweit rund 10 000 Geschäfte betreibt – inklusive der übernommenen Ihr-Platz-Häuser. Ein solches befindet sich auch in Marktheidenfeld am Marktplatz.
Pressesprecher Güttler sagt, der Konzern verfahre derzeit nach dem Prinzip „Wachsen und schneiden“. Das heißt: Filialen werden dort aufgegeben, wo sie defizitär sind – und neue werden eröffnet, wo es Potenzial gibt. Güttler versichert, dass Schließungen in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern erfolgen und den Beschäftigten Ersatzarbeitsplätze angeboten werden.
Dies war nach Informationen der Main-Post auch in Marktheidenfeld der Fall. Dem Stammpersonal, das in der Mitteltorstraße gearbeitet hat, wurden jedoch keine Jobs in den nächstgelegenen Filialen vorgeschlagen, sondern in Wertheim und Mosbach. Was die Angestellten in Marktheidenfeld besonders hart getroffen hat: Sie haben von der Schließung erst zwei Wochen vorher erfahren.