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ZELLINGEN: Aus Klärschlamm Methan gewinnen

ZELLINGEN

Aus Klärschlamm Methan gewinnen

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    Weit über ihre geplante Kapazität ausgelastet ist derzeit die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes „Zellinger Becken“. Ein Faulturm oder eine andere Anlage zur Klärschlammstabilisierung soll ihren wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen.
    Weit über ihre geplante Kapazität ausgelastet ist derzeit die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes „Zellinger Becken“. Ein Faulturm oder eine andere Anlage zur Klärschlammstabilisierung soll ihren wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen. Foto: FOTO Jürgen Kamm

    Damit die Verbandskläranlage die derzeitigen Schmutzlasten bewältigen kann, wird in die Belebungsbecken mehr Luft eingepresst und der Klärschlamm schon nach wenigen Tagen entnommen. Dadurch steigen seine Menge und damit die Entsorgungskosten.

    Ein Faulturm bewirkt die Zersetzung der organischen Substanzen im Klärschlamm zu Methangas und Wasser. Das Volumen des Klärschlamms verringert sich dabei um rund 40 Prozent. Weil der Klärschlamm danach besser entwässert werden kann und nicht mehr stinkt, spricht man auch von einer Schlammstabilisierung.

    Das Methangas kann über ein Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom- und Wärme genutzt werden. Die Wärme lässt sich bei typischerweise außerhalb gelegenen Kläranlagen aber kaum nutzen. Damit den Klärschlamm zu trocknen, ist bisher nicht vorgesehen.

    Für die „Klärschlammfaulung“ gibt es verschiedene Anlagentypen. Eine konventionelle „Kompaktanlage“ stellten den Verbandsräten Hans Wüst und sein Mitarbeiter von Passavant Roediger in Hanau vor. Diese kommt ohne bewegliche Teile innerhalb der Schlammbehälter aus. Die Umwälzung erfolgt rein mittels Gaseinpresslanzen. Als Behältervolumen empfehlen sie für Zellingen rund 1000 Kubikmeter. Gebaut werden könnte etwa ein runder Stahlbehälter. Durchschnittlich 20 Tage würde der Klärschlamm im Faulbehälter bleiben.

    Bei einer Schlammreduzierung von rund 1000 Tonnen im Jahr ergäben sich Einsparungen von 130 000 Euro, den Strom aus einem Blockheizkraft schon eingerechnet. Kosten würde die Anlage überschlagsmäßig 1,2 Millionen Euro ohne ein kleines zusätzliches Betriebsgebäude. Gebaut werden könnte sie binnen zwölf Monaten nach Auftragsvergabe.

    Als Vorteil ihres Verfahrens gaben die Vertreter von Passavant Roediger an, dass es gut mit schwankenden Zusammensetzungen des Klärschlamms klarkommt und 20 Tage Verweilzeit im Faulbehälter der Betriebssicherheit zugute kommen.

    Grundsätzlich anders funktioniert die vom Frauenhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik entwickelte und 1979 patentierte Hochlastfaulung mit Mikrofiltration. Wie Diplom-Biologin Brigitte Kempter-Regel erklärte, befinden sich dort in den Faulbehältern Lochbleche. 15 Minuten je Stunde wird von unten Schlamm nachgepresst, was für die nötige Durchmischung sorgt. Für die Mikrofiltration wird aus der mittleren Zone des Behälters Klärschlamm abgesaugt und durch einen Filter mit keramischen Membranenscheiben geleitet. Dadurch wird der Klärschlamm während des Faulungsprozesses entwässert.

    Vorteile dieses Verfahrens sind ein geringerer Platzbedarf und dass der Schlamm schon nach fünf bis sieben Tagen ausgefault ist. Kosten würde eine Hochlastfaulung mit Mikrofiltration für die Zellinger Anlage rund 1,3 Millionen Euro plus Ingenieurkosten und Mehrwertsteuer.

    Mehrfach kam in der Sitzung die Frage auf, ob auch Grünschnitt und Schlachtabfälle in der Anlagen behandelt werden können. Fette und Öle sind bei beiden Typen kein Problem. Grünschnitt sollte bei der Kompaktanlage vorher zerkleinert werden, bei der Hochlastfaulung gibt es dazu keine Erfahrungen. Brigitte Kempter-Regel riet schon deshalb davon ab, weil davon am Ende noch etwas übrig bleibt und teuer als Klärschlamm entsorgt werden muss.

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