Frank Pappert ist zurzeit oft zwischen Esselbach und Waldaschaff unterwegs. Der Prokurist der Firma Waldaschaff Automotive kümmert sich im Moment um beide Standorte. Gefertigt wird im Moment noch vorwiegend im alten Gebäudekomplex in Waldaschaff. Doch auch im Esselbacher Gewerbegebiet laufen die Maschinen schon.
„Bisher aber nur im Probebetrieb“, sagt Helge Bender, der technische Geschäftsführer des Automobilzulieferers. Doch im Grunde sei man auch in Esselbach schon bereit für eine Serienproduktion. Es fehle nur noch die Zertifizierung, dann könne man loslegen. „Bis alle Formalitäten erledigt sind, kann es aber noch ein paar Wochen dauern.“ Dann geht es in der großen Halle, die innen nochmals in zwei unterteilt ist, richtig los.
Auf 25 000 Quadratmetern wurde in elf Monaten eine riesige Halle errichtet. „Das ist bisher nur die Hälfte der endgültigen Produktionsfläche, wir bauen noch mal genau so eine Halle an die bestehende an“, sagt Pappert, dazu kommen noch Bürogebäude. Aber mit der Erweiterung lässt sich die Firma noch ein wenig Zeit, bis 2021 läuft der Vertrag noch für den Standort in Waldaschaff. „Wir wollen möglichst wenig Doppelmiete zahlen.“
Automotive will am neuen Standort Esselbach noch mehr auf die Automatisierung der Fertigung setzen, erklärt Pappert. In Waldaschaff werde nach wie vor „oft Hand angelegt“, das soll sich in Esselbach ändern. Etwa 40 Roboter werden bis Ende des Jahres allein in der Hallenhälfte für die Stahlverarbeitung – beispielsweise für Lkw-Teile – stehen. In wenigen Wochen werden chinesische Fachleute die Automatisierung in Esselbach einrichten. „Wir brauchen dann weniger Leute, die Teile in die Maschine werfen“, sagt Pappert, „dafür aber mehr qualifizierte Fachkräfte“. Mit internen Schulungen werden die Mitarbeiter schon jetzt für die Automatisierung und die Arbeit mit Robotern weitergebildet.
Personalstärke bleibt konstant
35 Mitarbeiter von Automotive gehen mittlerweile in Esselbach ihrer Beschäftigung nach, bis Ende des Jahres sollen zehn weitere dazukommen. Das Unternehmen hat neue Stellen ausgeschrieben, insgesamt wird man die Personalzahl aber halten. „Durch die Insolvenz haben wir durch den Sozialplan damals viele junge Leute verloren“, sagt Bender, „in den nächsten Jahren werden viele Mitarbeiter in Altersteilzeit oder in Rente gehen“. Darum werden im Moment neue Arbeitskräfte gesucht, Facharbeiter wie Mechatroniker seien gefragt.

Bender blickt optimistisch in die Zukunft – und ist froh, dass die neue chinesische Mutterfirma dem Unternehmen Zeit lässt, sich erst einmal neu auszurichten und zu entwickeln. Zumindest ein paar Jahre lang. „Ab 2019 muss für den Investor Geld fließen“, sagt Bender. Doch da sähe es schon gar nicht schlecht aus. Aktuell werden Aufträge für 55 Millionen Euro abgearbeitet, doch die Verträge über 150 Millionen Euro sind bis 2021 schon unter Dach und Fach.
„Als reiner Fertigungsstandort hätten wir keine Chance mehr“, sagt Bender. Er und Pappert sind froh, dass sie nach wie vor die Entwicklungsabteilung bei Automotive haben. Grob gesagt: Die Autohersteller geben nur noch vor, was einzelne Teile können müssen und wie viel Platz dafür vorhanden ist. Automotive entwickelt dann das jeweilige Teil und stellt es her. Als Beispiel zeigt Pappert das sogenannte Crash-Management-System – im Grunde die Stoßstange des Autos. Automotive überlegt sich, welche Materialien dafür verwendet werden, wo Sollbruchstellen eingebaut werden oder wo sich das Metallteil bei welchen Aufprallgeschwindigkeiten wie verformen soll. Und stellt das Bauteil dann in seiner Produktionslinie möglichst automatisiert her.
Prozesse werden optimiert
Gerade Helge Bender als technischer Geschäftsführer freut sich über die Möglichkeiten, die der neue Standort Esselbach bietet. „Jetzt haben wir endlich mehr Platz, gerade in der Höhe“, sagt Bender. Damit könnten die Produktionsprozesse deutlich optimiert werden.
Ob für die Mitarbeiter der Wechsel von Waldaschaff nach Esselbach schwierig sei? „Die, die von der anderen Seite kommen, müssen jetzt vielleicht 30 Kilometer mehr fahren“, sagt Bender. Doch die, die ohnehin schon im Raum Main-Spessart wohnen, für die sei es nun kürzer. Nur Bender und Pappert werden noch ein paar Jahre zwischen beiden Standorten pendeln – bis die Firma endgültig in Esselbach angekommen ist.