Woche für Woche nimmt der 59-jährige Medizin-Professor Dr. Axel Geiner eine 600 Kilometer lange Zugfahrt zu seinem Arbeitsplatz in Hamburg auf sich, weil er sein Zuhause in dem idyllischen Winzerdorf Homburg zu Füßen der Kallmuth-Weinberge über alles liebt. Die Hansestadt ist sein beruflicher Mittelpunkt. Der Homburger Arzt arbeitet im Pathologischen Institut Hamburg-West und forscht über die Möglichkeiten der Heilung bei Brustkrebs-Tumoren.
Auch wenn er Zuhause bei seiner Familie im bequemen Sessel im Homburger Gebsattel-Schloss entspannt, wird er an seinen Beruf erinnert. Dann sitzt er unter einem großen Porträt von Dr. Mildred Scheel, der Ehefrau des früheren Bundespräsidenten Walter Scheel und Gründerin der Deutschen Krebshilfe. Ihre Stiftung unterstützte zusammen mit anderen Organisationen das Pathologische Institut der Julius-Maximilian-Universität Würzburg mit erheblichen Finanzmitteln, wo Greiner lange gearbeitet hatte.
Leiter des Pathologischen Instituts
Axel Greiner ist aktuell der medizinische Leiter des Pathologischen Instituts Hamburg-West mit dem Arbeitsschwerpunkt Brustkrebs-Forschung. Besonders stolz ist er, dass ihm für sein Fachgebiet derzeit die Akten von 15 000 Patienten zur Verfügung stehen. Die Suche nach modernen Therapieformen sei eine "sehr spannende Tätigkeit", meint der Homburger Facharzt. Je nach Art der Brustkrebs-Tumore sei heute in manchen Fällen bereits eine sichere Heilung möglich.
Greiner startete seine Karriere in den 80-er Jahren an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg. In Würzburg verfasste er unter anderem seine Doktorarbeit über die frühe Entwicklung menschlicher Embryone. Er nennt als seinen größten Erfolg den international sehr angesehenen "Virchow-Preis für Pathologie", den er bekommen habe.
Nach der Grundausbildung in Würzburg bewarb er sich auf eine vakante Professorenstelle in der Universität in Heidelberg, die zu den "Top Ten" der europäischen Unis gehört. Die Juroren bescheinigten ihm das "beste berufliche Profil". Er wurde von der früheren baden-württembergischen Kultusministerin Annette Schavan zum Professor ernannt. Der bislang unter Axel Greiners Leitung im nationalen und internationalen Bereich veröffentlichten Arbeiten waren von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie "eine hohe Qualität und Vielfalt" bescheinigt worden. Greiners Beiträge erschienen unter anderem in den bekannten amerikanischen Fachmagazinen "blood" und "American Journal of Pathology" sowie in dem englischen Fachblatt "lancet".
In der Neckarstadt hatte Axel Greiner auch eine Begegnung mit dem Ehepaar Professor Özlem Tureci und Dr. Ugur Saleni, das in Mainz mit der Gründung von "BionTech" eine unglaubliche Erfolgsgeschichte starten konnte und heute ein geschätztes Vermögen von fast sechs Milliarden Euro besitzt. Bei einem kurzen Small-Talk sei der Homburger Mediziner gefragt worden, ob er eventuell Interesse hätte, bei ihnen zu arbeiten? Greiner lehnte aufgrund seiner damaligen Tätigkeit ab, er hatte schließlich beruflich "sein Herz in Heidelberg verloren".
Vor seinem Wechsel nach Hamburg war er an der Universität Hannover stellvertretender Leiter des Knochenmark-Konsultationszentrums. Heute trägt er im Pathologischen Institut Hamburg-West für dessen medizinische Leitung Verantwortung.
In Essen geboren
Axel Greiner wurde in Essen geboren und lebt mit seiner Familie seit 1998 in Homburger Gebsattel-Schloss, dem Wahrzeichen des Winzerdorfes mit Blick auf die Kallmuth-Weinberge und das Maintal. Seine Frau Linda, eine Künstlerin mit internationaler Reputation und erfolgreiche Betreiberin einer Druckwerkstatt, hatte er bei einem weihnachtlichen Besuch bei seiner Schwester Andrea, die ebenfalls eine promovierte Medizinerin ist, kennen gelernt. Das Paar hat zwei Töchter, Pauline (18) und Emma (15).
Axel Greiner pendelt Woche für Woche mit dem ICE von Würzburg nach Hamburg und zurück. Bislang konnte er sich über die Pünktlichkeit der Zugverbindung nicht beklagen. Vor kurzem blieb allerdings der Zug, der Hamburg mit München verbindet, "hinter Hannover auf freier Strecke" stecken, weil plötzlich am Triebwagen ein Schaden auftrat. Erst geschlagene zweieinhalb Stunden später erfolgte für die Passaagiere eine "Notevakuierung". Die Passagiere wurden mit einem Zug nach Hannover gebracht. Von der Niedersachsen-Hauptstadt ging es dann mit einem anderen Zug nach Würzburg mit Ankunft "nach Mitternacht".