Dieter Slany ist heilfroh, dass die Deutsche Bahn in ein paar Jahren Lärmschutzwände in Langenprozelten aufstellen will. "Für mich erhöht sich die Lebensqualität." Weil die Bahn bislang noch nichts unternommen hat, stellte sich Slany, der direkt an der Bahnstrecke wohnt, vor rund vier Jahren kurzerhand auf eigene Kosten selbst einen etwa 60 Meter langen Lärmschutzzaun auf. Der ist allerdings nur 1,80 Meter hoch. "Ich wünschte, er wäre vier Meter hoch", sagt der bekannte Friseur.
Einerseits des Lärmes wegen, der immer noch gewaltig sei, andererseits weil dahinter der Langenprozeltener Bahnhalt ist und aussteigende Passagiere gern mal Dinge wie Einwegbecher, Flaschen oder Pizzakartons über den Zaun in seinen Garten schmissen.

Auch Nachbarn und Nachbarinnen finden, dass es für eine Schallschutzwand höchste Eisenbahn ist. Sie wollen nicht, dass bei der Bahn der Eindruck entsteht, dass Langenprozelten gar keine Wände will, nur weil sich kürzlich Anwohner der Bahnstraße dagegen ausgesprochen haben. Slany sagt, dass der Lärm in Bahnhofsnähe durch bremsende und anfahrende Züge viel stärker sei als weiter vorne, wo sie einfach nur durchführen. Nachbarin Maria Amrhein ergänzt: "Es ist unerträglich, und das seit Jahrzehnten." Sie habe deswegen schon einen Tinnitus, den ihr Arzt auf den Bahnlärm zurückführe.
Zumindest deutsche Güterzüge seien schon leiser geworden
Besonders schlimm seien Kesselwägen, sagt Dieter Slany, und die Nachbarn stimmen ihm zu. "Du liegst im Bett und dann kommen alte Silozüge und du meinst, da kommt ein Erdbeben", sagt Amrhein. Nachbar Anton Hegel beklagt hier vor allem "altes Gelump" aus dem Ausland, deutsche Güterzüge seien ja schon leiser geworden. Hegel hat ein Dezibel-Messgerät, bei Güterzügen komme er auf 80 Dezibel. Maria Amrhein sagt, sie habe auch schon 90 Dezibel gemessen.
"Du liegst im Bett und dann kommen alte Silozüge und du meinst, da kommt ein Erdbeben."
Maria Amrhein aus Langenprozelten über den Bahnlärm
Hegel hat eine ganze Mappe mit Korrespondenz und Zeitungsartikeln in Sachen Bahnlärm dabei. Der ehemalige Bahn-Signaltechniker wohnt mit seiner Frau Marita direkt an zwei Weichen, die aus seiner Sicht ausgetauscht werden müssten. Durch den Spalt zwischen dem unbeweglichen Weichenherzstück und den Schienen machten alle Züge "tack-tack, tack-tack", was nicht so stark gewesen sei, bevor die Betonschwellen gekommen seien. Marita Hegel sagt: "Wir sind froh, dass es ein bisschen in Bewegung kommt."
Früher fuhren die Züge noch langsamer durch den Ort
Der Bahnlärm beschäftigt die Hegels schon seit Jahren. Sie stört, dass es nicht jetzt schon Zuschüsse für Schallschutzfenster gibt, sondern erst, wenn die geplanten Wände stehen. Er habe sich schon anhören dürfen, dass er ja nicht an die Bahn hätte bauen brauchen, sagt Anton Hegel und erzählt, dass sein Großvater das Haus gebaut habe. Damals seien die Weichen aber noch per Hand gestellt worden und die Züge im Ort nur 60 Stundenkilometer schnell gewesen.

"Wir sind es in Langenprozelten ja gewohnt", sagt Dieter Slany zum Bahnlärm. Sein Nachbar Anton Hegel will das so nicht stehen lassen: "Wir nehmen es halt hin." Wenn jemand zu Besuch komme und den Lärm nicht kenne, der erschrecke, sagt Hegel. Auch Slany berichtet von erschrockenen Bekannten, die ihn besucht und versucht hätten in der Nacht Schlaf zu finden. "Die Lebensqualität erhöht sich um 80 Prozent, wenn die Schallschutzwände da sind", glaubt Hegel.
"Die Lebensqualität erhöht sich um 80 Prozent, wenn die Schallschutzwände da sind."
Anton Hegel aus Langenprozelten
Slany erzählt, dass er zuvor einen lebenden Zaun zur Bahn hin gehabt habe, der höher als die jetzige Wand gewesen sei. Die Bahn habe die Hecke allerdings entfernt, als der Bahnsteig vor vier, fünf Jahren erneuert wurde. Deshalb habe er handeln und etwas aufstellen müssen. Er habe damals gefragt, ob die Bahn nicht eine Lärmschutzwand aufstellen wolle. Ihm sei aber beschieden worden, dass er das, wenn er das wolle, selber machen müsse.
Muss das Geländer am Bahnsteig den neuen Lärmschutzwänden weichen?
Auch Slanys direkte Nachbarn, die Kühnelts, denen der ehemalige Bahnhof gehört, haben einen etwa 20 Meter langen Zaun aus Wandelementen und Gambionen zu den Gleisen hin selbst aufgestellt. Die Bahn habe stattdessen am Bahnsteig ein Geländer installiert. Hegel: "Das hätten sie sich sparen können." Denn er gehe davon aus, dass dieses in ein paar Jahren den Lärmschutzwänden weichen müsse.

Diese seien noch für etwas anderes gut, meint Slany. Er sehe öfter Leute, die über die Gleise liefen, weil das schneller gehe als den Weg außenherum zum Bahnhalt zu nehmen. Das sei gefährlich, und es könnte ja passieren, dass auch Kinder auf die Gleise laufen. "Das hört auf, wenn die Wand da ist", ist sich Slany sicher.
Schallschutzwände mit einer Höhe von drei Metern über Schienenoberkante
Auf eine Anfrage dieser Redaktion bei der Deutschen Bahn, ob auch niedrigere Wände denkbar wären, schreibt eine Pressesprecherin, die nicht namentlich genannt werden möchte, dass die Ergebnisse der schalltechnischen Untersuchung Schallschutzwände mit einer Höhe von drei Metern über Schienenoberkante vorsähen. Mit dieser Vorgabe gehe die Bahn in die weitere Planung. Der Einbau von transparenten Lärmschutzelementen sei möglich, allerdings müssten der Nutzen und die Kosten in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen.

Seinen Zaun will Dieter Slany auf jeden Fall stehen lassen, auch wenn die Lärmschutzwände dereinst tatsächlich aufgestellt werden. Diese kommen vermutlich näher an die Bahnlinie und einen Sichtschutz sowie einen Schutz vor allerlei Weggeworfenem brauche er ja ohnehin.
Bürgerinnen und Bürger können bis 24. April im Rahmen der Lärmaktionsplanung des Eisenbahn-Bundesamtes über eine interaktive Karte angeben, wo sie sich durch Schienenverkehrslärm gestört fühlen: www.laermaktionsplanung-schiene.de. Anwohner und Anwohnerinnen können sich mit Fragen und Bedenken laut DB zudem immer an das Lärmsanierungspostfach unter der E-Mail-Adresse laermsanierung@deutschebahn.com wenden und auf der DB-Webseite www.laermsanierung.deutschebahn.com Informationen einholen.