Vielleicht hätte er den Fachmann Markus Metzger nur interviewen sollen, statt selbst zu erklären und auf Metzgers zustimmendes Nicken zu warten. Metzger ist Braumeister und Studiendirektor an der Staatlichen Berufsschule Main-Spessart in Karlstadt. Dort werden künftige Brauer aus ganz Hessen, Thüringen und großen Teilen Frankens ausgebildet.
Franken, besonders Oberfranken, besitzt das dichteste Netz an Brauereien weltweit. Auf 5511 Einwohner kommt eine Brauerei. Allein zwischen Bamberg und Hof werden in 202 Brauereien über 1000 Sorten hergestellt. Aufseß findet sich nicht nur in der Fränkischen Schweiz, sondern auch im Buch der Rekorde: Die Gemeinde hat nur 1500 Einwohner, aber vier Brauereien. Die Millionenstadt München dagegen lediglich neun.
Vor 5000 Jahren in Mesopotamien entstanden, von den Kelten und Germanen gepflegt, löschte das Bier den Durst durch die Jahrtausende. Tacitus schrieb von unseren Vorfahren, sie könnten Hunger und Kälte ertragen, nicht aber den Durst. Brotbacken und Bierbrauen waren die Hauptaufgaben der Frauen.
Im Mittelalter entstanden dann die städtischen Brauhäuser. Die Bierproduktion wurde zur Männersache und das Bier zum norddeutschen Exportschlager. In Würzburg dagegen verbot 1434 der Landesherr das Bierbrauen "uff ewiglich", um den Weinbau zu schützen, bis sein Nachfolger 1642 das Verbot wieder aufhob, um sein Hofbräuhaus zu gründen.
Inzwischen war das Reinheitsgebot erlassen, das die Inhaltsstoffe auf Gerste, Malz, Hopfen, Hefe und das Wissen des Braumeisters begrenzt. Trotzdem experimentieren Metzgers Schüler auch mit anderen Geschmacksrichtungen. Vielleicht wird das "Bananenbier aus Karscht" einmal weltbekannt, wie Schellenberger vermutete.
Metzger kann die etwa 5000 deutschen Marken in 36 Sorten einteilen, die auf jährlich zwei Milliarden Bierdeckel ihren Platz finden. Unter den Liebhabern des Gerstensafts finden sich auch die Mitglieder von mittlerweile 150 Keilerclubs. Die Flasche mit dem Bügelverschluss aus dem Spessart ist Kult.
Die Veranstaltungsreihe "Spinnstube" findet seit 20 Jahren statt. Siebenmal wurde sie von Schellenberger moderiert. Davor sagte er dreimal "Franken is schö", bevor er sein Kommen wegen des gleichzeitig statt findenden Afrikafestivals in den Herbst verlegen musste. 1998 wurde er wegen seiner Verdienste um die mainfränkische Kultur letzter Gambrinuspreisträger, bevor die Auszeichnung abgeschafft worden ist.
An die 100 Gäste waren gekommen, unter ihnen mehr nichtstrickende Männer als strickende Frauen. Musikalisch untermalten der Singkreis des Gesangvereins Lohr 1843 und das Volksmusik-Ensemble Lohr unter Peter Häring, Josef Mehling hatte köstliches Brot gebacken und Ludwig Roth Griebenfett beigesteuert. Dessen Geruch steigerte den Appetit während der Veranstaltung. Das Bier stiftete die von der Würzburger Hofbräu übernommene Lohrer Brauerei. Der Eintritt war frei, Spenden für die Deutsche Welthungerhilfe gegen zahlreich ein.