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Esselbach: Baugebiet Esselbach: Bund Naturschutz macht Gemeinde Vorwürfe

Esselbach

Baugebiet Esselbach: Bund Naturschutz macht Gemeinde Vorwürfe

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    Der Artenschutzbeauftragte des Bund Naturschutz, Torsten Ruf, und die Kreisgeschäftsführerin Conny Schosser schauten sich am Mittwoch den Einschlag der Hecken links und rechts der Straße im geplanten Baugebiet "Trieb III" in Esselbach an.
    Der Artenschutzbeauftragte des Bund Naturschutz, Torsten Ruf, und die Kreisgeschäftsführerin Conny Schosser schauten sich am Mittwoch den Einschlag der Hecken links und rechts der Straße im geplanten Baugebiet "Trieb III" in Esselbach an. Foto: Joachim Spies

    Der Blick, den künftige Häuslebauer von hier haben werden, ist schon beeindruckend: Weit sieht man vom "Trieb III" in Esselbach hinaus ins fränkische Land über Täler und Höhen. Doch bis zum gemütlichen Kaffee mit toller Aussicht auf der Terrasse ist noch etwas Geduld und vielleicht auch Arbeit im Gemeinderat erforderlich. Ohne Genehmigung seien die Hecken beidseits der Straße gefällt worden, für die dort nachgewiesenen streng geschützten Arten fehle bis heute ein Konzept, kritisiert der Bund Naturschutz. Bürgermeister Richard Roos, der einst selbst die BN-Ortsgruppe Esselbach mitgründete, sieht die Gemeinde zu Unrecht an den Pranger gestellt.

    Zum Ortstermin, bei dem Roos gerne dabei gewesen wäre, aber nicht informiert war, hat die Kreisgeschäftsführerin des BN Main-Spessart, Conny Schosser, zwei Luftbilder mitgebracht. Auf dem einen stechen zwei grüne Heckenstreifen links und rechts der Trieb-Straße ins Auge, auf dem zweiten ist davon nur noch ein winziger Rest auf einer Straßenseite zu erkennen. "Einen Vorsatz kann man nicht ausschließen", kommentiert Torsten Ruf, der Artenschutzbeauftragte der Kreisgruppe, der als Gebietsbetreuer beim Naturpark Spessart arbeitet. Deshalb fordere der Kreisverband auch ein Bußgeld und dass die Hecke im Faktor 2:1 wieder hergestellt wird.   

    BN: Baugebiete wie diese nicht mehr zeitgemäß

    Der Grünordnungsplan für das Baugebiet sieht vor, dass ein Teil der Hecke am Rand des Areals wieder gepflanzt werden soll. Das scheint auch schon geschehen zu sein, nach Ansicht des BN aber ohne großen Plan. "Tannen, Kiefern, Fichten gehören auf keinen Fall hierher", meint Schosser und stellt die Notwendigkeit für das mit 2,1 Hektar kleine Baugebiet grundsätzlich in Frage. Ganz abgesehen von der Flächenversiegelung und dem Klimawandel gebe es andere Möglichkeiten für flächenschonendes Bauen. Die Revitalisierung der Altorte müsse Vorrang haben. Links und rechts der Straße eine Reihe Bauplätze mit jeweils etwa 600 Quadratmetern zu schaffen, das sei einfach nicht mehr zeitgemäß.

    In der "Ersatzhecke" am Rande des geplanten Baugebiets sind auch Nadelbäume gepflanzt.
    In der "Ersatzhecke" am Rande des geplanten Baugebiets sind auch Nadelbäume gepflanzt. Foto: Joachim Spies

    Das schwerste Gewicht, das der Bund Naturschutz allerdings auf die Seite der Ablehnungsgründe der Waage stellt, sind drei streng geschützte Arten, die am Trieb vorkommen: Zauneidechse, Schlingnatter und Ameisenbläuling. Torsten Ruf vermisst ein Konzept zu ihrem Schutz. Im Umweltbericht sei hier "eine Riesenlücke". "Es wird keine wirkliche Abwägung für diesen schweren Eingriff gemacht", sagt er und fordert deshalb eine erneute Auslegung der Bebauungspläne, in der die Berücksichtigung der betroffenen Arten eingearbeitet ist. Eine Umsiedlung oder Vergrämung der betroffenen Arten sei auch nicht auf die Schnelle zu machen, betont Ruf. Dafür müsse man ein bis zwei Jahre einkalkulieren.

    Roos: Auf alle Belange des Artenschutzes Rücksicht genommen

    Die Gemeinde habe sich "aufgrund der sensiblen Stelle wirklich viel Arbeit gemacht und auf alle Belange des Naturschutzes und des Artenschutzes Rücksicht genommen", hält Bürgermeister Roos dagegen. Hätte der BN den Kontakt gesucht, so sei auch ein Ortstermin mit Biologin und Landschaftsarchitekt am Trieb möglich gewesen – und sei es immer noch. Dass im ersten Entwurf der Bauleitplanung der Artenschutz zu kurz kam, räumt Richard Roos ein. Das habe aber daran gelegen, das der Bericht der Biologin noch nicht fertig war. In der zweiten Auslegung habe das die Gemeinde nachgeholt.

    Die von Torsten Ruf geforderte erneute Auslegung sei ohnehin geplant, so Roos weiter, obwohl eigentlich nicht erforderlich. Sie erfolge "ausschließlich für die Naturschutzbelange", um alles umfangreich zu klären. 

    Am Trieb habe die Gemeinde zwei verschiedene Projekte gleichzeitig umgesetzt, berichtet Roos. Zum einen wurden hoch gewachsene Bäume im Bereich eines alten unterirdischen Regenrückhaltebeckens entfernt, da deren Wurzeln das Becken bedrohten. Roos: "Dieses Gebiet wird in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde in eine Fläche mit Totholz und Steinen umgewandelt und niedriges Gehölz, um den Eidechsen und Schlangen, die sich dort aufhalten eine Heimat zu bieten ." Dieses Vorhaben werde bereits im Frühjahr realisiert. 

    Hecke wurde versetzt, teilweise aber wieder zerstört

    Die Hecke an der Straßenseite, wo die Häuser entstehen sollen, habe die Gemeinde mit großen Aufwand ausgebaggert und an das Ende des Grundstücks versetzt. Die Hecke wurde mit Sträuchern aufgefüllt, damit noch vor Erschließung des Baugebietes dort wieder eine Hecke am Feldrand entsteht. "Ein Teil der Hecke wurde dann leider zerstört", bedauert der Bürgermeister, versichert aber, dass neben den ersten Sträuchern, die schon neu dazwischen gepflanzt wurden, im Frühjahr weitere folgen, "so dass im Mai eine schöne Hecke sichtbar wird".

    Dass überhaupt eine Wohnbebauung dort erfolge, das liege daran, dass in den 1990er Jahren im weiteren Straßenverlauf Häuser zugelassen wurden. "Dies ist aus heutiger Sicht nicht rechtens", erklärt Roos, und dass, um die Häuser nutzen zu können, es eine Bauleitplanung dafür brauche. Die aber sei nur möglich, wenn das Ortsanbindungsgebot erfüllt werde. Roos: "Da heißt, zwischen den bestehenden Häusern müssen Bauplätze ausgewiesen werden, sonst ist keine Bauleitplanung möglich."   

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