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Lohr: Baugenossenschaft Lohr: Warum günstiger Wohnraum kaum finanzierbar ist und Neubauten warten müssen

Lohr

Baugenossenschaft Lohr: Warum günstiger Wohnraum kaum finanzierbar ist und Neubauten warten müssen

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    Die Baugenossenschaft Lohr muss sich nach eigenen Angaben keine Sorgen machen wegen der geplanten Änderungen im Gebäudeenergiegesetz. Bei der Modernisierung der Wohnblocks wie hier an der Rodenbacher Straße seien innovative Heizsysteme eingebaut worden. 
    Die Baugenossenschaft Lohr muss sich nach eigenen Angaben keine Sorgen machen wegen der geplanten Änderungen im Gebäudeenergiegesetz. Bei der Modernisierung der Wohnblocks wie hier an der Rodenbacher Straße seien innovative Heizsysteme eingebaut worden.  Foto: Thomas Josef Möhler

    Die Schaffung von neuem Wohnraum ist derzeit ein heißes politisches Eisen. Mittendrin steckt die Baugenossenschaft Lohr als lokaler Akteur in einem unsicheren Umfeld mit schwankenden Fördermöglichkeiten, dem Ende des Baubooms und den geplanten Änderungen am Gebäudeenergiegesetz. Die Vorstände Sebastian Bahner und Jens Gammel erläuterten im Gespräch mit dieser Redaktion die aktuelle Situation.

    Die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Baugenossenschaft Lohr verfügt über knapp 400 Wohnungen im Stadtgebiet. Viele Jahre lang beschränkte sie sich darauf, den Wohnungsbestand zu modernisieren und aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Aber der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist auch in Lohr hoch (siehe "Hintergrund"). Deshalb wurde ein möglicher Neubau von Wohnungen vor Jahren schon zum Thema.

    Hohe Preise, zu wenig Förderung

    "Das hat sich aktuell schon wieder geändert", erklärte Jens Gammel. Denn der Neubau bezahlbaren Wohnraums lasse sich derzeit "finanziell nicht darstellen". Das liege an den hohen Baupreisen und gestoppten oder überzeichneten Förderprogrammen. Die Baugenossenschaft sei aber daran interessiert, sozial Schwächeren Wohnraum anzubieten.

    Ein Projekt betraf die beiden Wohnblocks aus den 1970er-Jahren an der Ecke Brunnenwiesenweg/Eichenstraße mit 24 Wohnungen. Die ursprüngliche Idee war, die beiden Gebäude abzureißen, um Platz zu schaffen für einen um rund zwölf Wohnungen größeren Neubau. Dafür hätte es Fördermittel der KfW-Bank nach dem Programm ""Effizienzhaus 55" (nur 55 Prozent des Wärmebedarfs eines normalen Gebäudes) gegeben – aber nur bis Januar 2022.

    "Wir können die Gebäude nicht fünf Jahre leer stehen lassen, bis wieder Förderprogramme da sind."

    Jens Gammel, Vorstand Baugenossenschaft Lohr

    Auch eine Bewerbung für "Effizienzhaus 40" hätte man sich noch überlegen können, so Gammel, aber dann seien zeitgleich die Baupreise nach oben gegangen. So könne man "keinen Neubau hinstellen, der sozial verträglich vermarktet werden kann". Mittlerweile hätten fast alle Mieter die Gebäude verlassen. Ihnen waren laut Gammel andere Wohnungen im Bestand der Baugenossenschaft angeboten worden.

    Derzeit werde geprüft, ob eine Sanierung der zwei Wohnblöcke mit Um- oder Anbauten möglich sei. Klar sei, dass etwas unternommen werden müsse: "Wir können die Gebäude nicht fünf Jahre leer stehen lassen, bis wieder Förderprogramme da sind."

    Ausbau des Dachs für neuen Wohnraum

    Nach den Worten von Sebastian Bahner lassen sich Neubau und Sanierung oft nicht scharf trennen. Wenn man in den Wohnblocks Wände herausnehme und neue einbaue, sei das nur Modernisierung oder schon Schaffung neuen Wohnraums? Beispielsweise gebe es für den Wohnblock an der Gärtnerstraße konkrete Planungen für eine Modernisierung und den Ausbau des Dachgeschosses für neuen Wohnraum.

    Der große Boom am Wohnungsmarkt scheint erst einmal vorbei zu sein, die Immobilienpreise sinken, Baufirmen suchen wieder nach Arbeit. Dann müssten doch eigentlich auch die Baupreise sinken? "Darauf warten wir in Lohr", sagte Bahner. Die Baugenossenschaft arbeite bevorzugt mit regionalen Firmen, und diese seien nach wie vor gut ausgelastet. Laut Gammel merkt man in Lohr noch nicht viel von sinkenden Baupreisen. Denn Sanierungen liefen mit staatlicher Förderung weiter: "Im Moment haben die Baufirmen noch gut zu tun."

    Keine Sozialwohnungen im eigentlichen Sinn

    Sozialwohnungen im eigentlichen Sinn hat die Baugenossenschaft nach Gammels Angaben keine. Es gebe aber frisch sanierte Wohnungen mit einer zehn Jahre dauernden Belegungsbindung, die in Abstimmung mit dem Landratsamt hinsichtlich Wohnungsgröße und Einkommenshöhe an Bezieher von Bürgergeld vermietet würden. Das Problem sei, dass die Bindung an bestimmte Wohnungen gekoppelt sei.

    Nach der Sanierung eines Wohnblocks konzentrierten sich dort diese Wohnungen. Das führe in den wenigsten Fällen zu einer positiven Entwicklung. Der Baugenossenschaft wäre eine flexiblere Handhabung und eine Durchmischung der Wohnblocks lieber, um einer Art "Ghettobildung" vorzubeugen.

    Von einem Pilotprojekt an der Schlesierstraße in der Lindig-Siedlung berichtete Sebastian Bahner. Dort sei das erste Haus der Baugenossenschaft mit einer Wärmepumpe ausgestattet worden. Im Rahmen der Modernisierung sei zudem eine Photovoltaikanlage installiert worden, die in den nächsten Wochen ans Netz gehen werde und die Wärmepumpe und die Mieter mit Strom versorgen solle.

    Ladestation für Elektroautos wird bislang nicht benötigt

    In diesem Zusammenhang habe es eine Umfrage unter den Mietern gegeben, wer eine Lademöglichkeit für Elektroautos haben wolle. Ein Bedarf sei nicht gemeldet worden. Man sei aber darauf vorbereitet, wenn ein Mieter eine solche Lademöglichkeit nachträglich beantrage. "Er hat Anspruch darauf und wir unterstützen das auch", so Bahner.

    Wegen der geplanten Änderungen am Gebäudeenergiegesetz ("Wärmepumpengesetz") mache sich die Baugenossenschaft keine Sorgen, betonte Jens Gammel. Bekanntlich will die Bundesregierung vorschreiben, dass ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Nach Bahners Worte war die Baugenossenschaft in den letzten Jahren "in diese Richtung unterwegs" und hat bei den Modernisierungen auf innovative Heizsysteme gesetzt. In der Weisenau würden Wohnungen mit zwei Nahwärmenetzen versorgt.

    Wohnungsbedarf in Lohr"Der Be­darf an be­zahl­ba­rem Wohn­raum ist in Lohr nach wie vor da", be­tont Jens Gam­mel, Vor­stand der Bau­ge­nos­sen­schaft Lohr, im Ge­spräch mit un­se­rem Me­di­en­haus. Die Woh­nungs­su­che für Men­schen mit eher nie­d­ri­gem Ein­kom­men sei schwie­rig. Zwar werde an zahlreichen Stellen in Lohr neu gebaut, aber das sei eher Wohnraum für Besserverdienende.
    "Das ist nicht unsere Zielgruppe", meint Vorstandskollege Sebastian Bahner. Auf der Warteliste der Baugenossenschaft stehen nach seinen Angaben derzeit rund 240 Wohnungssuchende. Es könne sein, dass der eine oder andere Lohr verlassen oder selbst Wohnraum gefunden habe, ohne sich abzumelden, "aber 200 Wohnungssuchende sind es bestimmt".(metjm)

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