War das eine Sinnestäuschung, da am Rand des Waldbades in Lengfurt? Ein Zirkuszelt an einem Sonntagnachmittag? Und gut 30 fleißige Menschen, die das Zelt (18 Meter Durchmesser, neun Meter Höhe, 300 Sitzplätze) unaufgeregt und kundig (und dann vom Bauamt geprüft) aufgebaut haben? Nein, es war kein Trugbild, sondern der Start eines Projekts der Grundschule (GS) Triefenstein.
Beim Schulfest 2024 hatte der Elternbeirat beschlossen, den Fest-Erlös für eine gemeinsame Veranstaltung für die ganze GS einzusetzen. Vorschläge der Schulleiterin wurden gemeinsam geprüft und den Kindern zur Auswahl vorgeschlagen. Ihr mit sehr großer Mehrheit erfolgter Beschluss im vergangenen Herbst: Wir machen ein Zirkusprojekt.
Der Zirkus ZappZarap hat mit der Unterzeile "Kannst du nicht, war gestern" die Botschaft vorgegeben. Alle Kinder der Klassenstufen eins bis vier sollten in fünf Tagen ein komplettes Zirkusprogramm zusammenstellen und aufführen. Paul und Jeremy von ZappZarap hatten Ende 2024 an der GS eine zirkuspädagogische Ausbildung für die Lehrkräfte durchgeführt, auch für einige freiwillige ehrenamtliche Helfer, darunter Referendare, Praktikanten und auch Übungsleiter des SV Frankonia Lengfurt. Die Lehrer zeigten dann in einer kleinen Aufführung allen Kindern vorher, was sie gemeinsam einüben würden.
Lieblingsprojekte nennen
Jedes Kind durfte zwei Lieblingsprojekte nennen, Paul und Jeremy bildeten dann kundig vierzehn (zahlenmäßig etwa gleich starke) Gruppen. Die Genres waren vielfältig: Akrobatik, Kugellauf, Hula-Hoop (mehr als nur Hüftkreisen), Feuer und Feuerwehr, Seiltanz, Fakir (auf Nagelbrett und Scherbenteppich), Leiter-Akrobatik (nicht nur schwierig bei einer aus vier Leitern gebildeten Pyramide), Clowns und Zaubern (jeweils mit dann sehr heiterem Erstaunen der Zuschauer), Poi, Trapez, Jonglage, Flow Art und die Schwerterkiste, letztere klassisch mit Langschwertern, die in eine Kiste (mit einem mutigen Kind drinnen) durchgedrückt wurden. Ernsthaftigkeit, gepaart mit Spaß und Freude, plus häufig auch Feuereifer, mit vielen neuen Erfahrungen für die Kinder. Übungsorte: Turnhalle, Schulhaus, Manege (sechs Meter Durchmesser).
Da blühte so mancher ansonsten eher zurückhaltender Schüler richtig auf, andere mit gerne vordrängendem Selbstbewusstsein lernten sich einzureihen und auch außerhalb des Klassenverbandes in der Gruppe zusammenzuarbeiten, berichteten die betreuenden Lehrkräfte. "Bewundernswert, wie sehr sich die Kinder gegenseitig geholfen haben bei den Proben", sagte Paul, und Jeremy (Teilzeit-Lehrer aus England) lobte den guten "Spirit", spürbar auch bei den Aufführungen, bei denen jedes der Schulkinder wenigstens einmal in der Manege auftrat.
"Es ist für eine Schule etwas sehr Schönes, wenn sich alle gemeinsam für eine Sache so engagieren", sagt Schulleiterin Tina Kurz über den hohen pädagogischen Wert. Gerade nach den coronabedingt stark eingeschränkten Sozial-Kontakten sei es jetzt sehr wichtig, dass die Kinder wieder an ihrer Sozialkompetenz arbeiten können.
Den Enkelkindern erzählen
Triefensteins Kindergärten besuchten mit den Vorschulkindern die Generalprobe, und geizten nicht mit Applaus; die drei ausverkauften öffentlichen Aufführungen waren gelungen, voller strahlender Gesichter der Kinder nach ihren Auftritten, und viel bejubelt. Der Beifall war "nicht enden wollend", als sich alle der jungen Artisten sich auf der Manege dann zum gemeinsamen Abschied und Finale versammelten. Auch Schulrat Manfred Glock zeigte sich mindestens ebenso beeindruckt wie alle im Publikum.
Begeisterte Eltern berichteten, dass viele ihrer Kinder mit ihren Geschwistern am Abend zu Hause Zirkus gespielt haben, begeistert von ihren Proben berichteten und abends vielfach rechtschaffen müde waren. Ein Vater meinte: "Sie werden noch ihren Enkeln die Geschichte dieses Zirkus-Auftritts erzählen".



