Rund 26 Cent ist eine thailändische Zehn-Baht-Münze nach aktuellem Kurs wert. Bei flüchtigem Hinsehen kann man das Geldstück mit einer Zwei-Euro-Münze verwechseln. Für Betrüger interessant wird das Geldstück, weil man es in Packungen zu 100 und mehr Exemplaren sehr billig im Internet kaufen kann. Bei der Lohrer Tafel sind nun einige Zehn-Baht-Münzen aufgetaucht.
Mit ihrem silbernen Rand und dem bronzefarbenen Kern ähnelt die größte Umlaufmünze Thailands dem europäischen Zwei-Euro-Stück. Eine Seite zeigt den Tempel Wat Arun in der Hauptstadt Bangkok, die andere ein Porträt des langjährigen Königs Bhumibol. Seit 2019 wird das Konterfei seines aktuellen Nachfolgers aufgeprägt.

Michael Donath, der Projektleiter der Lohrer Tafel, berichtete im Gespräch mit dieser Redaktion, er sei von einer Verwaltungskraft angesprochen worden, die mehrfach Zehn-Baht-Münzen bei der Kassenabrechnung gefunden habe. Klienten der Tafel müssen vor der Essensausgabe eine Eigenbeteiligung von zwei Euro als Spende für das Projekt leisten.
Die Frage, ob Klienten die Münze aus Südostasien absichtlich oder unwissentlich abgegeben hätten, habe sich bei der Tafelöffnung am vergangenen Samstag geklärt. Am Tag vorher habe er bei einer Teamleitersitzung auf das Problem aufmerksam gemacht und dazu aufgefordert, beim Bezahlen der Spende genau hinzusehen, berichtet Donath.
Betrugsmasche: Wechselgeld genau prüfen
Zwei Klienten seien am Samstag unabhängig voneinander mit Zehn-Baht-Münzen aufgefallen. "Die beiden waren entsetzt und hatten selbst nicht bemerkt, dass das keine Zwei-Euro-Stücke waren", erzählte der Projektleiter. Ihnen seien die Münzen also selbst irgendwo "angedreht" worden. Als Ratschlag bleibe nur, entgegengenommenes Wechselgeld genau zu prüfen.
Bei der Polizei-Inspektion Lohr sei das Problem noch nicht aufgetaucht, erklärte auf Anfrage der stellvertretende Dienststellenleiter und Pressesprecher Florian Daube. Ähnlich sieht es in der Lohrer Geschäftswelt aus. Angelika Winkler, die Vorsitzende der Werbegemeinschaft, konnte nach einer Umfrage unter Mitgliedsbetrieben Entwarnung geben: "Noch keiner hatte eine Zehn-Baht-Münze in seiner Kasse."
Woher die thailändischen Münzen stammen, die bei der Lohrer Tafel aufgetaucht sind, bleibt also vorerst ein Rätsel. Das Vertauschen der beiden Münzen ist seit einiger Zeit ein Problem und war bis vor einigen Jahren weiter verbreitet, ergaben Internet-Recherchen. Denn alte Automaten, etwa für Zigaretten, konnten beide Münzen nicht unterscheiden.
Trotz Betrug: Zehn-Baht-Münze könnte unverhofften Gewinn bringen
Moderne Automaten wiegen die Münzen oder kontrollieren die Oberflächenstruktur genau, so dass sie Baht und Euro auseinanderhalten können. Wer eine Zehn-Baht-Münze in seinem Geldbeutel findet, sollte sich vor dem Ärgern erst einmal erkundigen. Ältere, seltene Exemplare werden bei Sammlern für einige Euro gehandelt. Dann hat man womöglich sogar ein Geschäft gemacht.
Rechtlich gesehen ist die Zehn-Baht-Münze kein Falschgeld, sondern ein gültiges Zahlungsmittel – aber nur in Thailand. Wer sie in Deutschland absichtlich in Umlauf bringt, macht sich des Betrugs schuldig. Wer versehentlich damit bezahlt, handelt ohne Vorsatz und kann nicht bestraft werden.