Zweieinhalb Jahre hat der S & K-Mitbegründer Jonas K. seine Haftstrafe hinauszögern können. Jetzt hat der Bundesgerichtshof (BGH) die Revision des verurteilten Finanzjongleurs verworfen. K. muss seine achteinhalb Jahre (zumindest teilweise) absitzen, zu denen das Landgericht Frankfurt den Unterfranken aus dem Landkreis Miltenberg im März 2017 verurteilt hat. Sein Komplize Stephan S. war vor Kurzem nach dem Verbüßen seiner gleich hohen Haftstrafe auf freien Fuß gekommen.
Im Fernsehen die verfolgte Unschuld gegeben
Der BGH bestätigte dies am Freitag. Am Mittwoch hatte Jonas K. noch in Interviews in einer ZDF-Reportage über einen der spektakulärsten Betrugsfälle der Nachkriegszeit die verfolgte Unschuld gespielt. Dubiose Geschäfte? Ach was! Millionenverluste für die Kunden? Satte Gewinne hätte es gegeben, wenn die böse Polizei nicht die Geschäfte gestört hätte, sagt er.
Die S&K-Gründer und ihre Komplizen sollen laut Anklage bei Geschäften mit Immobilien 11.000 Anleger um 240 Millionen Euro gebracht haben. 2013 fand das alles mit einer spektakulären Razzia ihr plötzliches Ende: 1200 Ermittler und 15 Staatsanwälte durchsuchten 130 Büros und Wohnungen in sieben Bundesländern, darunter in Erlenbach und Aschaffenburg. Säckeweise wurde das Münzgeld in Polizeibusse geladen, in dem die S & K-Manager im Dagobert-Duck-Stil buchstäblich gebadet hatten.
Party mit Elefanten und halbnackten Frauen
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die S&K-Immobiliengruppe damals durch die Partybilder bekannt, die den Unternehmenschefs S. und K. die Bezeichnung „Protzmanager“ eintrugen. Sie zeigen das, was die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift als „ausschweifenden Lebensstil“ bezeichnete: Man posierte in Hochglanzprospekten vor großen Häusern mit spärlich bekleideten jungen Frauen und teuren Sportwagen, es gab Partys mit C- und D-Promis sowie Elefanten und halbnackten Frauen in überdimensionalen Sektkelchen am Pool. Die S & K-Manager protzten mit dem geliehenen Reichtum.

2015 begann einer der größten Wirtschaftsprozesse der Nachkriegszeit, die Beschuldigten verbrachten insgesamt vier Jahre in Untersuchungshaft. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, mit ihrem Firmennetz zwischen 2008 und 2013 ein Schneeballsystem aufgebaut zu haben, durch das insgesamt rund 11.000 Anleger um zusammen 240 Millionen Euro geprellt worden sein sollen.
Zwischenzeitlich sorgte S. mit einem spektakulären Fluchtversuch für Schlagzeilen: Er sprang aus einem Fenster im ersten Stock des Frankfurter Landgerichts sechs Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer.
"Rücksichtslos und gierig"
Der Fall trieb das Landgericht Frankfurt an seine Grenzen. Um das komplizierte Verfahren nach zweijähriger Verhandlung überhaupt abschließen zu können, hatte die Staatsanwaltschaft den Betrugsvorwurf schließlich fallengelassen - und sich nur auf den Vorwurf der Untreue konzentriert. Im Gegenzug lieferte Jonas K. ein Geständnis, der sich darin als "rücksichtslos und gierig" bezeichnete.
Zu den Vorzeige-Immobilien, die S&K billig kaufte, gehörte die Sachs-Villa in Schweinfurt: Das Anwesen des verstorbenen Industriellenerben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs erwarb die S&K-Gruppe Ende 2011 per Zwangsversteigerung für 1,7 Millionen Euro.
Sachs-Villa und Boris-Becker-Haus
In Prospekten tauchte das Haus des namhaften Vorbesitzers mit einem Wert von 6,7 Millionen Euro auf, was Kunden täuschte. Ihnen wurde ein völlig überzogener Eindruck vom Wert der S&K-Investitionen in Immobilien vermittelt, um sie dazu zu bringen, ihr Geld hier anzulegen.
Zu den Immobilien, mit denen S & K Geschäfte machten, gehörte auch das Elternhaus von Boris Becker in Leimen - obwohl der verschuldete Wimbledonsieger das Haus auch seinem aus Würzburg stammenden Gläubiger Hans-Dieter Cleven als Sicherheit für geliehene Millionen versprochen hatte. Letzteres hatte K. dieser Redaktion mit Unterlagen bewiesen.
Derweil hoffen Tausende Anleger noch immer, dass sie zumindest einen Teil ihres Geldes zurückbekommen. Die Zivilverfahren laufen zum Teil noch.