Birkenfeld könnte bald keinen Hausarzt mehr haben: Der Allgemeinmediziner Roland Erbelding hört zum Juli dieses Jahres auf. Wenn der 79-Jährige bis dahin keinen Nachfolger findet, muss die Praxis schließen. Erbelding selbst möchte sich zu der Situation nicht weiter äußern, nur so viel: Er sei "sehr traurig" darüber. Er sei außerdem mit seinen Hausarzt-Kollegen im Umkreis in Kontakt, sodass möglichst alle seine Patienten unterkommen, sollte seine Praxis nicht weiterbestehen.

Die bisher erfolglose Suche nach einem neuen Hausarzt beschäftigt auch den Birkenfelder Bürgermeister Achim Müller. "Das erste Gespräch zum Thema Nachfolge habe ich schon vor zehn Jahren geführt", sagt er. Er sei froh, dass Erbelding die Praxis überhaupt so lange betrieben habe, das sei nicht selbstverständlich. Geistig sei er noch absolut fit, aber körperlich werde es inzwischen einfach zu anstrengend, so Müller.
Nach einem halben Jahr verfällt der Arztsitz
Bei der Suche nach einem neuen Allgemeinarzt will die Gemeinde unterstützen. "Ich versuche, was ich kann, rede mit Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung", sagt Müller. Doch die Zeit drängt: Denn spätestens ein halbes Jahr nach der Praxisschließung muss ein neuer Arzt gefunden sein, sonst verfällt der Sitz laut KV. "Das ist unsere große Sorge, dass dann der Arztsitz weg ist", meint der Bürgermeister.
Es habe zwar schon Interessenten gegeben, doch letztendlich habe nichts davon geklappt. Dabei sei die Praxis ideal für einen Neuanfang, findet Müller. Es gebe langjährige Mitarbeiterinnen, die sich auskennen, alles funktioniere, auch wenn man sicher an einigen Stellen modernisieren könnte. "Jeder Arzt, der kommt, hätte einen guten Einstieg", ist Müller überzeugt.

Die Gründe für die bislang erfolglose Suche sieht Müller vor allem in der allgemeinen Entwicklung in der Ärzteschaft und weniger in Birkenfeld als Standort selbst. Es gebe immer mehr weibliche Ärztinnen, die bei der Familiengründung aber beruflich immer noch öfter kürzertreten als Männer. Viele Ärztinnen arbeiten deshalb nur in Teilzeit. Bei Müllers Gesprächen mit Ärzten aus den umliegenden Orten habe sich auch gezeigt, dass sich ein einzelner Arzt wohl kaum noch halten werde. Das Risiko der Selbstständigkeit sei vielen zu groß.
Satellitenpraxis wäre für Birkenfeld vielleicht eine Option
Die Anstellung in einem medizinischen Versorgungszentrum sei für viele Mediziner heute eine attraktive Option, doch "das macht man natürlich nicht in Birkenfeld", meint Müller. Das komme eher für größere Städte wie Marktheidenfeld oder Zellingen, wo es ja schon ein Ärztehaus gibt, in Frage. Eine Option könnte laut Müller noch eine Satellitenpraxis sein, also eine Praxis, in der nur alle paar Tage ein Arzt aus einem umliegenden Ort kommt.
Sollte gar nichts davon klappen und die Gemeinde ohne Hausarzt dastehen, wäre das "ein Schlag", so Müller. Solange er denken kann, habe es, bis auf eine kurze Vakanz, immer einen Arzt in Birkenfeld gegeben.