Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Karlstadt: Rützel schafft es nur knapp in den Bundestag: In Main-Spessart löst die AfD die SPD als zweitstärkste Kraft bei der Bundestagswahl ab

Karlstadt

Rützel schafft es nur knapp in den Bundestag: In Main-Spessart löst die AfD die SPD als zweitstärkste Kraft bei der Bundestagswahl ab

    • |
    • |
    Sichtlich enttäuscht verfolgte Bernd Rützel (Vierter von links) am Sonntag  in seinem Büro in Gemünden die Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl.
    Sichtlich enttäuscht verfolgte Bernd Rützel (Vierter von links) am Sonntag in seinem Büro in Gemünden die Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl. Foto: Wolfgang Dehm

    Eine "äußerst ruhige Nacht" hat Bernd Rützel hinter sich und sitzt im Zug nach Berlin, sagt er im Telefonat mit der Redaktion am Tag nach der Wahl. Dabei war beim Zubettgehen für ihn noch nicht klar, ob er sein Mandat für die nächste Legislaturperiode behalten würde. Die SPD schnitt nicht nur bundesweit historisch schlecht ab, sondern erreichte auch im Wahlkreis nur 12,4 Prozent, mehr als acht Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2021. Die CSU ist im Landkreis Main-Spessart deutlicher Gewinner bei der Bundestagswahl – sowohl was das Ergebnis an sich anbelangt, als auch die Steigerung. Sie konnte um 6,4 Prozentpunkte auf 42,3 Prozent zulegen.

    Die ruhige Nacht lag also vor allem auch an dem langen Wochenende, gibt Rützel zu – am Samstag mimte er den Grafen von Rieneck beim Faschingsjubiläum der Stadt, am Sonntag drehte sich dann alles um die Wahl und nachts habe er auch noch Plakate abgehängt. Dass er das nun so entspannt erzählen kann, liegt aber wohl auch an der Erkenntnis beim Aufstehen: Er wird wieder in den Bundestag einziehen.

    Rützels Anliegen wäre es, weiterhin im Ausschuss für Arbeit und Soziales mitwirken zu können, doch das sei noch offen. "Der Wahlkampf war intensiv, knackig – hat schon geschlaucht", sagt er. Trotzdem und trotz des Ergebnisses spricht er davon, wieder "aufgetankt und voller Tatendrang" zu sein, die Enttäuschung will er aber nicht "schönreden".

    Hoffmann stark in Retzstadt, Eußenheim und Himmelstadt

    In jedem Stimmbezirk im Landkreis und gesamten Wahlkreis holte zudem Alexander Hoffmann (CSU) die Mehrheit – nur nicht in Rieneck. Dort, wo Bernd Rützel geboren und am Samstag als Graf von Rieneck aufgetreten ist, holte der SPD-Kandidat 40,4 Prozent der Erststimmen und damit mit einem klaren Sieg vor Hoffmann (31,8) einen Achtungserfolg. Während Rützel hier 28,1 Prozentpunkte mehr holte als 2021, verlor Hoffmann 19 Prozentpunkte.

    Seine größten Erfolge fuhr Hoffmann bezogen auf die Erststimmen in Retzstadt (61 Prozent), Eußenheim (57,8) und Himmelstadt (55,5) ein. Der CSU-Direktkandidat gewann den Wahlkreis mit 45,5 Prozent. Damit kehrt er zum Ergebnis von 2017 zurück (46,6), 2021 hatte er mit 38,6 Prozent der Erststimmen Einbußen zu verzeichnen.

    Von Platz vier auf Platz zwei gesprungen in Main-Spessart ist hinter der CSU die AfD (17,8; plus 8,6 Prozentpunkte), die einen satten Vorsprung auf die SPD als bisherigem Zweiten (12,6; minus 7,6 Prozentpunkte) eingefahren hat.

    Die CSU liegt bei den Zweitstimmen in allen Gemeinden vorn

    Beim Blick auf die einzelnen Städte und Gemeinden fällt auf, dass auch hier die CSU bei den Zweitstimmen überall vorne liegt, in der Regel gefolgt von der AfD. Am stärksten schnitt die CSU in Gössenheim und Retzstadt mit je 52,3 Prozent der Zweitstimmen ab, gefolgt von Fellen mit 52,1 Prozent.

    Die höchste Zustimmung bekam die AfD mit satten 30,6 Prozent traditionell wieder in Aura, wo die CSU 40,8 Prozent holte. In Bischbrunn kam die AfD auf 27,8 und in Obersinn auf 26,4 Prozent. Im Auraer Nachbarort Fellen kam die AfD hingegen nur auf 16,4 Prozent.

    Die Grünen in Retzstadt zweistärkste Kraft, die SPD in Partenstein

    Nur in zwei Gemeinden im Landkreis war die AfD nicht zweitstärkste Kraft. Zum einen in Retzstadt, wo nach der CSU die Grünen (12,5) auf Platz zwei kommen, gefolgt von der SPD (10,6), dahinter erst die AfD (9,2 Prozent). Zum anderen in der einstigen SPD-Hochburg Partenstein, wo nach der CSU (33,6) erst die SPD (19,6, plus 5,1 Prozentpunkte) und dann die AfD (17,8) folgt.

    Warum in Retzstadt Bündnis90/Die Grünen zweitstärkste Kraft sind und die AfD das landkreisweit niedrigste Ergebnis eingefahren hat, darüber rätselt auch Bürgermeister Karl Gerhard (CSU). Die CSU verzeichnet dort gleichzeitig das stärkste Ergebnis im Landkreis. "Da bleibt nicht mehr viel übrig für die anderen", so Gerhard. "Bei uns passt vieles", sagt er außerdem über die Gemeinde. Protest und Unzufriedenheit stünden nicht im Vordergrund. "Die Leute sind engagiert, in vielen Vereinen und interessiert, das sieht man an der Wahlbeteiligung", sagt er. Die ist mit 92,2 Prozent eine der höchsten im Landkreis.

    In einer früheren Version stand, dass die AfD in Retzstadt im Vergleich zum Wahlergebnis von 2021 2,2 Prozent verloren hat. Das ist jedoch falsch, die AfD erzielte 2021 4,9 Prozent in Retzstadt und hat ihr Ergebnis damit fast verdoppelt. Außerdem steigerte sich die CSU um 6,4 Prozentpunkte, nicht um 9,3. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden