Ihren 60. Hochzeitstag konnten kürzlich Brigitte und Josef Forstner feiern. Sie sind vielen Karlstadtern dank ihres 1968 eröffneten Uhren- und Juweliergeschäfts auf der Hauptstraße bekannt, das inzwischen ihre beiden Söhne übernommen haben. Als Bürgermeister Michael Hombach ihnen zur Diamantenen Hochzeit gratulierte, mit Flacktalern, Stadtwein und fair gehandeltem Kaffee, wirkte das ein wenig, als käme da ein alter Bekannter vorbei. Unter anderem besuchten sie schon unzählige Male die Partnergemeinde Mühlbach/Gais in Südtirol und fragten jetzt den Bürgermeister, ob nicht einmal eine Seniorenfahrt dahin möglich wäre.
Josef und Brigitte Forstner: Judas und Maria Magdalena verliebten sich
Beide Jubilare sind waschechte Karschter. Schon Josefs Vater war Uhrmacher und betrieb mit seiner Frau einen kleinen Laden in der alten Bahnhofstraße an der Stadtmauer, den wiederum sein Vater gegründet hatte. Das Uhrmacherhandwerk erlernte er in Würzburg. Brigitte Forstner war eines von fünf Kindern von Burkard und Hildegard Scheuring, ihr Vater war Eisenbahner. Nach der Schulzeit erlernte sie den Beruf der Friseurin und arbeitete ehemaligen Salon Seubert am Bahnhof. Da war auch Josef Kunde, zeitweise schaute er sogar täglich vorbei.
"Gefunkt" hat es bei Passionsspielen, die 1961 im historischen Rathaus veranstaltet wurden. Josef spielte den Judas, Brigitte die Dienerin von Maria Magdalena. Danach waren sie ein Paar, und wurden nicht nur gemeinsamen bei vielen Bällen gesehen, die im Rathaus veranstaltet wurden, sondern entdeckten auch ihre gemeinsame Leidenschaft fürs Wandern.
Am 24. Juli 1964 heirateten sie standesamtlich, einen Tag später läuteten die Hochzeitglocken von St. Andreas. Josef ist Jahrgang 1939, seine Frau fünf Jahre jünger. Eine klassische Hochzeitsreise gab es nicht, aber 14 Tage später wallten sie gemeinsam auf den Kreuzberg. Schon vorher hatten sie Ausflüge zu Fuß etwa zur Ruine Schönrain oder nach Maria Buchen unternommen. Bekannt ist Josef Forstner auch als Wallfahrtsführer auf den Kreuzberg, eine Amt dass er sehr spontan kurz vor dem Auswallen übernahm und das ihn den Spitznamen "Wallfahrtskommandant" einbrachte.
An 50 Wallfahrten zum heiligen Berg der Franken beteiligt
Bei 50 Wallfahrten zum heiligen Berg der Franken war er dabei, oft mit seiner Frau. "Mein Rucksack war schon drei Monate vorher fertig gepackt", erzählt sie, und dass sie anderen Wallfahrern mit Packlisten und Tipps zu Schuhen und Socken half. Er konnte sich sogar den Traum eines Pilgergangs über 3300 Kilometer nach Santiago de Compostela erfüllen.
In ihrem Haus in der Hauptstraße 14 eröffnete des Paar am 22. April 1968 ihr Geschäft für Uhren und Schmuck. Josef Forstner war der Meister hinter dem Betrieb, Brigitte Forstner die anerkannte Chefin und gute Seele der Firma. Tochter Patricia war 1965 auf die Welt gekommen, es folgten die Söhne Joschi 1969 und Dominik 1970. Die Söhne sind längst in die Fußstapfen ihres Vaters getreten.
Familie Forstner baute ein Haus in der Karlstadter Mainkai-Straße
Mitte der 1990er-Jahren baute sich die Familie ein neues Wohnhaus in der Mainkai-Straße mit traumhaften Blick auf den Fluss und die Karlsburg. Vor zwei Jahren kümmerte sich Josef Forstner noch persönlich um den gepflegten Garten, nach einem spät diagnostizierten Herzleiden und einer sechsstündigen Operation kämpfe er sich mit Reha und Pflege zurück ins Leben.
Dass er nicht mehr gut zu Fuß ist, grämt den einst begeisterten Wanderer natürlich. Inzwischen kann er die Treppen zum Haus wieder überwinden und lässt es sich nicht nehmen, mit einem kleinen E-Mobil einzukaufen. Er liest viel und praktisch täglich die Main-Post, seine Frau bevorzugt das Medium Fernsehen. Das Hochzeitsjubiläum wurde im Kreise der Familie gefeiert im fast benachbarten Hotel Mainpromenade gefeiert.