Anfang Dezember wurde zum ersten Mal in diesem Schuljahr zu einer Sitzung des Jugendkreistags im Landratsamt Main-Spessart geladen. Das Gremium, welches aus Schülerinnen und Schülern von insgesamt zwölf Schulen im Landkreis besteht und erst 2022 ins Leben gerufen wurde, stimmte nicht nur über einige Anträge ab, sondern wählte auch seine Sprecherinnen und Sprecher für das kommende Jahr.
Der Jugendkreistag verfügt über ein Budget von insgesamt 10.000 Euro. Über den Verwendungszweck des Geldes wird in der von Landrätin Sabine Sitter geleiteten Sitzung abgestimmt. Sitter betonte zu Beginn, wie wichtig die geleistete Arbeit der anwesenden Jugendlichen sei und wie sehr das Projekt zur politischen Bildung im Allgemeinen beitrage.
Nachdem die Schülerinnen und Schüler über die Arbeit des Landratsamtes, die regionale Schullandschaft und den Ablauf der Sitzung informiert wurden, wählten die 27 anwesenden Mitglieder des Gremiums drei Sprecherinnen beziehungsweise Sprecher aus ihrer Mitte. Die Wahl fiel auf Finn Knoblach (17) vom Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden, Nico Huber (16) von der Staatlichen Realschule Marktheidenfeld und Lisa Mälzer (14) von der Mittelschule Frammersbach. Somit wurden Vertreter aller drei Schulformen mit einem Sprecherposten betraut.
"Die Toilette ist kein Aufenthaltsraum"
Im Anschluss wurden die Anträge vorgebracht und zur Diskussion gestellt. Am lebhaftesten wurde über die Schultoiletten an der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule in Lohr debattiert. Die Jugendkreisrätinnen Nimet Demir und Emily Riethmann stellten das Konzept vor, das neben einer Tür mit Bullauge, LED-Lichtern und einem Graffiti auch ein Körbchen mit Menstruationsprodukten vorsieht. Dafür baten sie um einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro.
"Sind die LEDs und das Graffiti wirklich nötig für das Geld? Toiletten sind schließlich kein Aufenthaltsort", gab Finn Knoblach zu bedenken. Maximilian Ziegert findet im Konzept durchaus Positives, für eine Räumlichkeit, die nicht "für Langzeitaufenthalte bestimmt" ist, sind allerdings einige Punkte verzichtbar. Für den Beschlussvorschlag einigte man sich auf die Summe von 1200 Euro. Aber selbst diese Kompromisslösung fand im Gremium keine Mehrheit, womit der Antrag abgelehnt ist.

Ein weiterer Antrag wurde von den Delegierten der Mittelschule Karlstadt vorgestellt. Mit der Bereitstellung von Obst- und Gemüsekörben soll an der Schule ein Beitrag zur gesunden Ernährung der Schülerinnen und Schüler geleistet werden und gleichzeitig die Verbundenheit zu regionalen und saisonalen Produkten gestärkt werden. Der Kostenpunkt für ein halbjähriges Pilotprojekt liegt bei 1440 Euro.
Landrätin Sabine Sitter sah viel Gutes in dem Vorschlag, merkte allerdings an, dass es eher in den Zuständigkeitsbereich des Staatsministeriums falle. Entsprechend wurde in den Antrag aufgenommen, dass nach Ende der sechs Monate ein Antrag an die entsprechende Behörde gestellt wird. Mit 17 Stimmen fand der Vorschlag eine solide Mehrheit.
Frammersbacher Mittelschule darf sich doppelt freuen
Zwei weiteren Anträgen wurde im Laufe der Sitzung zugestimmt. Die Grund- und Mittelschule Frammersbach darf sich über einen Zuschuss von 2000 Euro für eine Holzhütte in ihrem "grünen Klassenzimmer" freuen. Zusätzlich gibt es 500 Euro für einen dreitägigen Aufenthalt der Schüler- und Klassensprecher und -sprecherinnen in einem Schullandheim, um dort Ideen zur Mitbestimmung an der Schule auszuarbeiten.
Zuletzt bat die Staatliche Realschule Gemünden um eine Bezuschussung zur Haftpflicht- und Unfallversicherung bei den Pflichtpraktika. Diese müssen seit diesem Schuljahr von den Eltern gezahlt werden. Landrätin Sabine Sitter musste hier schnell intervenieren und auf die fehlende gesetzliche Grundlage hinweisen, schließlich stehe der Antrag im Konflikt mit einem Beschluss des Landtags. Der neu gewählte Vorstand wurde allerdings damit beauftragt, ein Schreiben an Kultusministerin Anna Stolz zu formulieren, welches die Kostenübernahme der Versicherungsgebühren für alle weiterführenden Schulen fordere.