Moderne Campingwägen oder Wohnmobile lassen im Urlaub fast nichts vermissen, was das heimische Wohnumfeld nicht auch zu bieten hat. Von solchem Luxus wollen Jürgen Scherb und Jürgen Schuler sowie 447 Mitgliedsfamilien des Camping-Oldie-Clubs Deutschland nichts wissen. Sie alle haben sich dem Flair von mindestens 30 Jahre alten Campingeinrichtungen verschrieben. Am Wochenende machten sie in Hofstetten Station.
Aktive Pflege des alten Campingbrauchtums
Hilfsbereitschaft wird im Verein groß geschrieben, so wie es in der Zeit des aufkommenden Wirtschaftswunders, als Camping als preiswerte Möglichkeit des Urlaubmachens galt, ganz selbstverständlich war. Diesen Geist pflegen die Mitglieder im Besonderen. „Ziel unserer Gemeinschaft ist die gegenseitige Hilfe bei der Erhaltung, Pflege oder Restaurierung der historischen Campingfahrzeuge und Campinggegenstände sowie deren Nutzung“, betont Jürgen Scherb, der Bundesvorsitzende. Eine weitere Aufgabe sei die Dokumentation der Geschichte des Campings und Caravanings in Deutschland und die aktive Pflege alten Campingbrauchtums.
Davon konnten sich am Samstag auf dem Campingplatz Schönrain zahlreiche Besucher ein Bild machen. Der Verein hatte im Rahmen seines Fronleichnamstreffens, einer von vier größeren Veranstaltungen im Jahr, zu einem „Tag der offenen Wohnwagentür“ eingeladen. Insgesamt 62 Gespanne, bei denen oft nicht nur der Wohnanhänger ein Oldie war, sondern auch das Zugfahrzeug, ließen die Herzen von Oldtimer-Fans höher schlagen.
„Einige Mitglieder haben ihre jetzigen Oldtimer einst neu gekauft.“
Die Treue zum Gespann wird groß geschrieben, sagt Jürgen Schuler
BMW Isetta, Goggomobile, VW K70 oder Type 411, VW T1 und T2, Ford Transit, ein Daimler Benz D170 mit der Zulassung der britischen Besatzungszone des Rheinlandes waren echte Hingucker. Ein Wartburg mit aufgesetztem Zelt verkörperte nicht nur ein Stück Nostalgie sondern auch Ostalgie. Gleiches gilt für Wohnanhänger, Wohnmobile oder die damals preiswerteste Variante, die Zelte. Angefangen vom Zwei-Personen-Zelt bis hin zur Behausung für eine gesamte Familie aus dem Jahr 1974 war vieles zu bestaunen.
Zustand, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
„Einige Mitglieder haben ihre jetzigen Oldtimer einst neu gekauft“, erklärt Jürgen Schuler. So wie ein mittlerweile 84-jähriges Ehepaar vom Niederrhein, das seinem Wohnwagen und dem Daimler immer noch die Treue hält und bei jeden Clubtreffen dabei ist. „Etwa 850 bis 1000 historische Fahrzeuge“ befinden sich laut Jürgen Scherb im Besitz der Clubmitglieder. Dabei einige, die schon mal einen Wert von 100 000 Euro erreichen können. „Eine Schwacke-Liste wie beim Auto gibt es für unsere Fahrzeuge nicht“, betont Scherb, der nahe Stuttgart daheim ist. „Der Markt entscheidet.“ So gibt es zwar Grundpreise, die der Orientierung dienen, den Endpreis bestimmen jedoch Zustand, Angebot und Nachfrage und auch persönliche Sympathie.
Die Wiege der Wohnwagenkultur stand 1931 in Deutschland. Zwei Hersteller buhlten um die Gunst der Kunden. „In den 1970er Jahren gab es etwa 200 Hersteller, die zum Teil nur Kleinstserien gefertigt haben“, so Scherb. Heute befindet sich die Fertigung von Wohnwagen und Wohnmobilen in Händen weniger Firmen, die teilweise noch in einem Konzern miteinander verbunden sind.
„In den 1970er Jahren gab es etwa 200 Hersteller, die zum Teil nur Kleinstserien gefertigt haben.“
Jürgen Scherb begründet die Vielfalt der Modelle
Die Folgen sind nach der Empfindung von Jürgen Scherb und Jürgen Schuler „ein Einheitsbrei“, was die Formen und Ausstattungen der rollenden Wohneinheiten betrifft. „Die charakteristischen Unterscheidungsmerkmale wie die Form der Wohnwägen“ gebe es kaum noch.
Jürgen Schuler würde seinen mit viel Arbeitsaufwand restaurierten Wohnwagen Hymer Eribette, Baujahr 1977, nie gegen ein Luxusgefährt eintauschen. Der 51-jährige Omnibusfahrer aus Bad Kissingen vermisst in seiner Eribette nichts. Wenn er sie an seinen Ford Escort von 1971 anhängen kann, beginnt für ihn Urlaub.
Kontakt zum Verein: www.COCEV.de
Camping-Oldie-Club e. V. Als markenunabhängige Interessengemeinschaft wurde der Camping-Oldie-Club e.V. (Deutschland) am 15. Mai 1988 gegründet. Mitmachen können alle Freunde von Zelten und Campingfahrzeugen, die vor mehr als 30 Jahren hergestellt oder ausgebaut wurden, sowie Liebhaber des historischen Campings. Er hat Mitglieder in Deutschland und den Nachbarländern. Der Verein will und kann keine Aufgaben anderer Campingclubs oder Oldtimerclubs übernehmen, sondern versteht sich als deren sinnvolle Ergänzung, speziell für die Bedürfnisse aller Freunde historischen Campings. HN