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LOHR: Chefärzte Klinikum Lohr: Bei Herzinfarkten auf Niveau der Uniklinik

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Chefärzte Klinikum Lohr: Bei Herzinfarkten auf Niveau der Uniklinik

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    Umbettung eines Patienten im Herzkatheterlabor im Krankenhaus Lohr. Zweiter von links ist Dr. Rainer Schamberger, der Chefarzt der Kardiologie.
    Umbettung eines Patienten im Herzkatheterlabor im Krankenhaus Lohr. Zweiter von links ist Dr. Rainer Schamberger, der Chefarzt der Kardiologie. Foto: Foto: Susann Walz

    Bei der akuten Behandlung von Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten hat das Kreiskrankenhaus Lohr mittlerweile das Niveau der Uniklinik in Würzburg. Das machten die beiden Chefärzte Dr. Rainer Schamberger (Kardiologie) und Dr. Peter Kraft (Neurologie) bei einem Pressetermin ein Jahr nach Eröffnung des Herzkatheterlabors und der Einführung digitaler Übertragungstechnik vom Rettungsdienst ins Krankenhaus deutlich.

    „Sowohl beim Herzinfarkt als auch beim Schlaganfall kommt es auf Zeit an“, erklärte Schamberger. Man sei durch die neue Technik inzwischen deutlich schneller geworden. Die Akutbehandlung sei nicht anders als in der Uniklinik, aber Patienten hätten im Zweifelsfall durch die kürzere Fahrzeit nach Lohr eine Stunde Zeitersparnis. Schamberger: „Das ist für die Region ein ganz großer Schritt.“

    Bett: „Meilenstein“

    Rund eine Million Euro hatte der Kreis in das Herzkatheterlabor investiert. Klinikreferent Dr. Gregor Bett sprach von einem „Meilenstein in der Gesundheitsversorgung im Landkreis“.

    Weil der Rettungsdienst über einen tragbaren Computer nun schon vom Patienten zu Hause und aus dem Rettungswagen Dinge wie ein EKG, eine geschätzte Ankunftszeit in der Klinik und wichtige Patientendaten in die Klinik schickt, können sich Ärzte in Lohr live vorab ein Bild machen und alles für die richtige Behandlung vorbereiten – soll etwa ein Schlaganfallpatient in den Schockraum, zur Reanimation oder in die Stroke Unit? Das spart überlebenswichtige Zeit.

    Arzt kann Daten zu Hause empfangen

    Anhand des EKG kann der Kardiologe bereits entscheiden, ob der Patient direkt ins Herzkatheterlabor, das seit November rund um die Uhr Bereitschaft hat, gebracht wird oder ob die Notaufnahme ausreicht – und das im Zweifel von zu Hause aus, wo der diensthabende Kardiologe über einen Tablet-Computer die Daten empfangen kann. Der Rettungsdienst kann sogar Bilder, etwa vom Unfallauto oder der Medikamentenliste des Patienten übermitteln.

    Das seit April 2017 eingesetzte digitale Übermittlungssystem nennt sich beim Herzinfarkt Cardio-Angel (englisch „angel“ wie Engel) und beim Schlaganfall Stroke-Angel. Der Rettungsdienst sei „sehr motiviert“, die für ihn zusätzliche, aber für die Klinik so wichtige Arbeit zu machen, lobte Schamberger.

    Zeit bis zur Behandlung deutlich reduziert

    Bei Schlaganfallpatienten hat sich dadurch die Zeit in der Klinik von der Ankunft bis zur akuten Behandlung von im Schnitt 52 Minuten (2016) auf 30 Minuten reduziert. „30 Minuten ist top“, sagt der Neurologe Kraft. Man müsse sich klarmachen, dass durch eine Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr des Gehirns durch ein Gerinnsel pro Minute etwa zwei Millionen Nervenzellen zugrunde gehen.

    Bei Herzinfarkten bleibe man inzwischen oft unter 20 Minuten, sagt sein Kollege Schamberger. „Das Ziel bei einem Herzinfarkt ist es, eine verstopfte Arterie so schnell wie möglich wieder aufzumachen“, so der Kardiologe.

    Bisher rund 1000 Patienten im Herzkatheterlabor

    In dem im März vergangenen Jahres eröffneten Herzkatheterlabor wurden laut Schamberger bislang 966 Patienten behandelt, ca. 40 Prozent von ihnen mit einem Herzinfarkt. 341 Patienten erhielten nach einer Aufdehnung der verstopften Arterie in Lohr einen Stent eingesetzt, außerdem wurden 64 Herzschrittmacher eingesetzt.

    Dass das Herzkatheterlabor jetzt rund um die Uhr besetzt ist, sei wichtig, weil etwa 60 Prozent der Herzinfarkte außerhalb der Regelarbeitszeit passieren würden. Der durchschnittliche Patient mit Herzinfarkt sei über 60, männlich und habe mehrere Risikofaktoren.

    Etwa 500 Schlaganfallpatienten jährlich

    Im Jahr werden in Lohr etwa 500 Schlaganfallpatienten behandelt. Bei etwa 80 von ihnen lassen sich die Gefäßverschlüsse mit Medikamenten auflösen. Fast 20 Prozent seien eine sehr gute Quote, sagt Kraft.

    Bei Schlaganfallpatienten ist die Auflösung des Gerinnsels im Hirn in Lohr derzeit nur medikamentös möglich. Dies funktioniere laut Kraft aber nicht immer. Die dann nötige mechanische Entfernung mit einem Katheter, der über die Leiste eingeführt wird, gehe bislang nur in Würzburg. Werde bei der Computertomographie in Lohr klar, dass die Entfernung nur mechanisch geschehen kann, werde der Patient nach Würzburg geflogen, was wiederum wertvolle Zeit kostet.

    Freundeskreis unterstützte Krankenhaus

    Klinikreferent Bett dankte dem Freundeskreis des Klinikums für die finanzielle Unterstützung, da die technische Ausrüstung für den Empfang der digitalen Daten im Krankenhaus nicht im Budget der Krankenkassen sei. Freundeskreis-Vorsitzender Ottmar Kliegl legte dar, dass der Freundeskreis 50 Prozent der Anschaffungskosten übernommen habe.

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