Nahezu jedes Café oder jede Bäckerei bietet Einwegbecher für den schnellen Kaffee zum Mitnehmen an. Die unschöne Seite ist allerdings das, was von den Kaffeebechern übrig bleibt. Nämlich Müll. Daher hat Bäckermeister Hubert Schraut nach einer Alternative gesucht und ist auf das sogenannte Recup-Pfandsystem gestoßen. „Es ist einfach und umweltfreundlich“, sagt er. Seit dem Frühjahr hat er es in seiner Bäckerei in Stetten eingeführt.
Recup? Übersetzt heißt es wiederverwertbarer Becher. Dieser soll nach den Vorstellungen der Erfinder die „Coffee to go“-Pappbecher ersetzen. So funktioniert's: Die Kunden nehmen für einen Euro Pfand einen Kaffeebecher. In diesem bekommen sie ihren Kaffee. Beim nächsten Besuch können sie ihr Pfand zurückverlangen oder sie nehmen einen neuen Kaffee in einem gespülten Becher. Der benutzte Becher wandert in die Spülmaschine.
Kaffee bleibt länger heiß im Becher
Gut ein halbes Jahr hat Schraut die Recup-Becher schon und er sagt, dass es funktioniert. 150 bis 200 Recup-Becher hat er rausgegeben. Manche Kunden kommen mit den Pfandbechern einmal die Woche, manche täglich. Rund 30 Kaffees verkaufe er täglich in den Pfandbechern. Das ist etwa die Hälfte seines Kaffee-Umsatzes. Auch seine Kunden hätten sich an den Becher gewöhnt. Sie würden loben, dass der Kaffee in ihnen länger heiß bleibt als in den herkömmlichen Pappbechern.
Andere Systeme zur Begrenzung der Müllmenge beim Kaffee hätten sich als Ladenhüter erwiesen, meint Schraut. „Der Clou ist, dass der Pfandbecher bei uns gespült wird“, meint er. „Ansonsten ist dieser beim Kunden dreckig im Auto oder sauber in der Spülmaschine, aber er hat ihn nicht dann, wenn er ihn braucht.“ Auch finanziell hat Schraut einen Anreiz gesetzt. Den Kaffee im Recup-Becher gibt es 20 Cent günstiger. Auf Pfandbasis können die Kunden einen Deckel für den Becher kaufen. Auch diesen nimmt er zurück, wenn die Kunden ihn nicht mehr wollen.
Becher gegen die Wand geschmissen
Bevor sich Schraut für das Recup-System entschieden hat, hat er es umfangreich getestet. „Ich habe einen Becher gegen die Wand geschmissen, er hat das gut ausgehalten“, sagt er. Auch die Reinigung der Becher in der Spülmaschine sei problemlos verlaufen. Laut Produktbeschreibung kann der Mehrwegbecher mindestens 500 Mal benutzt werden.
Doch richtig sinnvoll ist dieses System nur dann, wenn sich viele Bäckereien und Cafés daran beteiligen – wenn der Kunde seinen Recup-Becher an vielen Orten verwenden kann. Das System ist in manchen Orten in Deutschland schon weit verbreitet, da geht der Kunde mal in dieses Geschäft, mal in ein anderes, um sich einen Kaffee im Recup-Becher zu bestellen.
Im Landkreis Main-Spessart ist die Bäckerei Schraut aber bisher die einzige, die diesen Service anbietet. Bäckermeister Schraut zahlt einen Euro pro Tag, damit er bei diesem System mitmachen kann. Er würde sich freuen, wenn noch weitere Cafés und Bäckereien hinzukommen.