Siebeneinhalb Jahre lang leitete Oberstudiendirektor Christian Conradi (61) das Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr; nun wechselt er in gleicher Position an das mit rund 1400 Schülern mehr als doppelt so große Spessart-Gymnasium in Alzenau, das größte in Unterfranken.
Bei seiner Verabschiedung in der gut besetzten Lohrer Nägelsee-Aula war deutlich herauszuhören, dass Lehrerkollegen, Schüler und Eltern nichts dagegen gehabt hätten, wenn er in Lohr geblieben wäre; dennoch wünschten sie ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute.
Wer Conradis Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Vorübergehend wird sein Stellvertreter Ingo Schneider, der seit rund einem halben Jahr am Lohrer Gymnasium ist, die Leitung der Schule kommissarisch übernehmen.
„Die Überraschung ist Ihnen gelungen“, sagte stellvertretender Landrat Harald Schneider mit Blick auf Conradis Wechsel nach Alzenau. Damit habe keiner gerechnet, aber vielleicht brauche Conradi ja diese Herausforderung, künftig das größte Gymnasium Unterfrankens zu leiten.
Es falle „nicht ganz leicht, einen so engagierten Pädagogen ziehen zu lassen“, meinte Lohrs Bürgermeister Mario Paul. Dass am Lohrer Gymnasium ein gutes Klima herrsche, hänge entscheidend mit Conradi zusammen, der „mit Sachverstand und Geduld“ für den Erfolg dieser Schule gearbeitet habe.
Das Lohrer Gymnasium verabschiede sich von einem „sehr engagierten, vielseitigen Schulleiter“, der seine Arbeit ernst nehme, sagte Christine Martin, Stellvertreterin der Ministerialbeauftragten für Gymnasien in Unterfranken. Den Beweggrund für Conradis Wechsel vermutete sie in dessen „Entdeckergeist“, der ihn vor seiner Station in Lohr bereits nach Guatemala, München und Simbabwe geführt habe.
Für den Kreis der unterfränkischen Schulleiter sagte Walter Fronczek vom Friedrich-List-Gymnasium Gemünden, im Lehrerkreis sei Conradis „kritische, klare Sprache sehr geschätzt“. Uli Heck, Geschäftsführer des Zweckverbandes Schul- und Sportzentrum Nägelsee, hob vor allem Conradis Sinn für ein gutes Miteinander am Schulzentrum mit Gymnasium, Mittel- und Förderschule hervor. Für den Personalrat sprach Ruth Radecker, die die Geschichte vom Daumenlutscher aus dem Struwwelpeter auf äußerst vergnügliche Weise auf Conradi umgetextet hatte.
Als Erinnerung an Lohr bekam er von seinen Lehrerkollegen unter anderem ein Horrorwittchenbild, und zwar ein von Valentin Lude geschaffenes Original.
Vielleicht sei Conradi ein bisschen konservativ, aber auch sehr fortschrittlich, meinte Elternbeiratsvorsitzende Ulrike Heldt. Sie bedauerte, dass er jetzt gehe, denn die Zusammenarbeit mit ihm sei „klasse, offen und konstruktiv“ gewesen. Aber sie sei auch sicher, dass Interimsschulleiter Ingo Schneider ein guter und kompetenter Ersatz sei. Schülersprecher Leon Bätz meinte, Conradis Entdeckergeist – der Grund, weshalb er jetzt gehe – habe das Gymnasium vorangebracht.
Conradi selbst machte deutlich, dass er sich während seiner Zeit am Lohrer Gymnasium besonders über die Zusammenarbeit mit acht lokalen Wirtschaftspartnern gefreut habe. Die Erfolge der Schule in verschiedenen Bereichen seien aber nicht seine Errungenschaften, sondern die „einer engagierten Lehrerschaft, die weiß, wie man Schüler begeistern kann“.
Nun gehe er aus dem guten Gefühl heraus, dass es für ihn „Freude und Bereicherung war, das Lohrer Gymnasium geleitet haben zu dürfen“.