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Arnstein/Schweinfurt: Corona-Impfschaden – und dann? Wie Thomas Weigand gegen seine Autoimmunerkrankung und Behörden kämpft

Arnstein/Schweinfurt

Corona-Impfschaden – und dann? Wie Thomas Weigand gegen seine Autoimmunerkrankung und Behörden kämpft

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    Thomas Weigand war Fitnesstrainer. Dann ließ sich der Arnsteiner gegen Corona impfen – und ist seitdem krank. Sein Impfschaden ist ärztlich bestätigt, doch die offizielle Anerkennung bleibt ihm verwehrt.
    Thomas Weigand war Fitnesstrainer. Dann ließ sich der Arnsteiner gegen Corona impfen – und ist seitdem krank. Sein Impfschaden ist ärztlich bestätigt, doch die offizielle Anerkennung bleibt ihm verwehrt. Foto: Daniel Biscan

    Was soll er noch tun? Die Verzweiflung steht Thomas Weigand ins Gesicht geschrieben. Seit dreieinhalb Jahren leidet der 49-Jährige aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart) an einer schweren Autoimmunerkrankung, sein Körper spielt verrückt. Blutungen und permanente Schmerzen peinigen ihn.

    Mit den Corona-Impfungen hat er sein altes Leben verloren

    Aus der Bahn geworfen hat ihn die Corona-Impfung. Eine Klinik hat den Impfschaden bestätigt, mehrere Ärzte sehen einen klaren Zusammenhang. Die Techniker Krankenkasse hält es für "unstrittig, dass er durch die Covid-19-Impfung schwer erkrankt ist". Doch eine offizielle Anerkennung bleibt ihm verwehrt, die Krankenkasse verweigert eine Spezialtherapie. Mit Klagen versucht ihm der Sozialverband VdK zu helfen.

    Vor einem Jahr hat diese Redaktion erstmals über seinen Fall berichtet. Seitdem ging es weiter abwärts. Eine Aufarbeitung der Corona-Pandemie? Thomas Weigand vermisst sie – und ärgert sich darüber. Er fühlt sich von Politik und Behörden ignoriert. Er, der sich im Frühsommer 2021 möglichst schnell impfen ließ, weil er den Fachleuten vertraute. Der weder zu Impfgegnern noch zu Verschwörungstheoretikern gehörte.

    Selbst wenn die Impfung den meisten Menschen genützt hat: "Bei Einzelnen wie mir hat sie großen Schaden angerichtet", sagt der gelernte Industrie- und Versicherungskaufmann. Er hat fast alles verloren – erst die Gesundheit, dann Job und Partnerin. Mittlerweile lebt er von Bürgergeld, ist notdürftig in Schweinfurt untergekommen. Nichts wünscht er sich sehnlicher als ein "normales Leben".

    "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte."

    Thomas Weigand, schwerkranker Impfgeschädigter

    Sein Alltag heute: "Ich wache frühmorgens mit höllischen Schmerzen am ganzen Körper auf und muss die ersten Tabletten nehmen. Dann kann ich mich nur hinlegen." Weigand braucht stärkste Schmerzmittel. Bis Mittag habe er Luftnot und einen "wahnsinnigen Druck im Kopf", kann sich nicht konzentrieren. Einmal hat er Durchblutungsstörungen, dann wieder bricht er Blut oder hat es im Stuhlgang. Der Hausarzt und ein Blutlabor bestätigen: Die gesundheitliche Situation für Thomas Weigand ist lebensbedrohlich.

    Er hofft auf eine Therapie mit Apheresen – die Krankenkasse bezahlt sie nicht

    Alles fing an mit Schmerzen im Bein und einem Arterienverschluss nach der ersten Corona-Impfung. Nach der zweiten Impfung und dem "Booster" verschlechterte sich sein Zustand weiter. Ein Dutzend Kliniken hat er abgeklappert, helfen konnten ihm die Ärzte nicht.

    Der 49-Jährige hofft auf eine Therapie mit sogenannten Apheresen – genau genommen Immunadsorptionen. Grob vereinfacht handelt es sich dabei um Blutwäschen, mit der Autoantikörper aus der Impfung entfernt werden. Es gibt immer mehr Fälle von Autoimmunerkrankungen, für die das Verfahren erfolgreich eingesetzt wurde. "Das wäre wirklich hilfreich, anstatt mich mit Schmerztabletten vollzustopfen."

    Weigand selbst kann einen fünfstelligen Betrag für stationäre Apheresen nicht aufbringen. Doch die Techniker Krankenkasse lehnt eine Übernahme ab. Sie stellt die Wirksamkeit der Blutwäschen bei Post-Vac-Syndrom und beim Long Covid-Syndrom infrage. Nach der vom VdK eingereichten Klage dürfte die Sache vor dem Sozialgericht landen. Ebenso die Frage nach dem Schwerbehindertengrad.

    Und auch die offizielle Anerkennung als Impfschaden – verbunden mit finanzieller Entschädigung – wird wohl vor Gericht verhandelt. Das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) hat eine Anerkennung abgelehnt. Weigand empfindet das als "Farce". Der Zusammenhang seiner Erkrankung mit der Impfung sei offensichtlich, belegt durch Antikörper-Analysen aus dem Blutlabor, bestätigt von Ärzten und einer Klinik.

    Doch die Behörde, die in Bayern für Impfschäden zuständig ist, sieht keinen Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Autoimmunerkrankung. Ärztlich untersucht wurde Weigand nicht mehr, das ZBFS entschied nach Aktenlage. Fast ein Jahr musste Weigand auf diesen für ihn enttäuschenden Bescheid warten. Der VdK hat dagegen geklagt.

    Impfschäden: Nur ein Bruchteil der Anträge wird anerkannt

    Die Behörde ist äußerst restriktiv bei der Anerkennung von Corona-Impfschäden. 2851 Anträge sind bayernweit laut ZBFS eingegangen, 2439 seien bis Mitte Oktober bearbeitet worden – darunter nur 145 Anerkennungen gegenüber 2218 Ablehnungen.

    Thomas Weigand kämpft weiter – für sich und andere Impfgeschädigte, die durch das Raster fallen. Aber langsam, sagt er, schwänden ihm die Kräfte. Ausgerechnet ihm, der vor der Erkrankung als Personal- und Fitnesstrainer anderen in die Spur half. In seiner Verzweiflung hat er sich auch an Vertreter der Schweinfurter Kommunal- und Landespolitik gewandt. Sie hätten Unterstützung versprochen, doch bewirkt hätten sie nichts. Der 49-Jährige ist frustriert, vermisst auch hier eine ernsthafte Aufarbeitung der Pandemie.

    Zu gerne würde er die Spirale nach unten anhalten. Nur wie? Einen Job zu finden in seiner Situation – praktisch unmöglich. Noch hat Thomas Weigand Hoffnung, auf eine Therapie, auf seine Selbstheilungskräfte. Und doch spürt er Angst und Erschöpfung: "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte."

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