Treue Besucher des kreiseigenen Hallen- und des städtischen Freibads in Karlstadt müssen ab dem kommenden Jahr vermutlich tiefer in die Tasche greifen. Nach 42 Jahren soll der Kartenverbund zwischen der Stadt Karlstadt und dem Landkreis Main-Spessart abgeschafft werden. Wer Saisonkarten (Jahreskarten) nutzt, müsste dann je Bad eine gesonderte kaufen, was für Erwachsene nach derzeitigen Stand 140 Euro kostet. Die Verbundkarte war mit 100 Euro deutlich günstiger. In diesem Jahr gab es aufgrund der Corona-Pandemie für das Freibad in Karlstadt allerdings keine Saisonkarten.
Eingeführt wurde der Kartenverbund im Jahr 1978, also zum Abschluss der Gebietsreform, für Saison- und Zehnerkarten. Diese Regelung endete schon vor drei Jahren, als im Freibad ein neues Kassensystem installiert wurde, die Preise für die Zehnerkarten blieben mit 25 Euro (15 Euro ermäßigt für Schüler usw.) aber gleich.
Regelung von 1978
Jetzt kam das Thema für die Saisonkarten in einem Ausschuss des Kreistags zur Sprache. Wie Sebastian Gehret vom Landratsamt erklärte, erwägen die Stadtwerke Karlstadt, die Vereinbarung zu Verbundkarten zum Jahresende aufzulösen. Begründet wurde das damit, dass die seit 1978 bestehende Regelung zur Aufteilung der Einnahmen aus den Verbundkarten nicht mehr nachvollziehbar und gerecht sei, insbesondere aufgrund unterschiedlicher Öffnungszeiten. Zudem mache es die Anpassung der Eintrittspreise beziehungsweise Kartengebühren kompliziert, weil immer zwei Bäder unter einen Hut gebracht werden müssen.
Letztlich ist zu vermuten, dass eine Partei ein größeres Stück vom Kuchen abhaben will und die Verhandlungen darüber scheiterten. Auch könnte es neue Preise geben, auch wenn laut Beschlussvorlage eine Gebührenerhöhung für das Hallenbad mit der Auflösung des Kartenverbundes nicht verbunden ist. Zudem würden die Saisonkarten weiterhin im Karlstadter Rathaus verkauft, um den Bürgern einen komfortablen Service anzubieten. Der Karlstadter Stadtrat hat sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt.
208 Verbundkarten verkauft
Zuletzt gab es in Karlstadt insgesamt 208 Verbundkarten.Für Erwachsene kostete die Verbundkarte 100 Euro, für Kinder (ermäßigt) 50 Euro. Die Jahreskarten für das Hallenbad kosten 75 (40) Euro, für das Freibad 65 (35) Euro. Damit kommen Saisonkarten für beide Bäder auf 140 (75 Euro). Unter den Verbundkarten dürften aber auch einige Familienkarten gewesen sein, wie sie der Landkreis auch für das Hallenbad alleine anbietet. Damit werden Saisonkarten für zwei der mehr Kinder oder für bis zu zwei Erwachsene und Kinder günstiger, für einen Erwachsenen und zwei Kinder sind es dann zum Beispiel im Hallenbad 105 statt 155 Euro.
Aus Sicht des Landkreises sprach Sebastian Gehret davon, die Auflösung des Verbundes sei der richtige Weg, um eine nachvollziehbare Trennung und Abrechnung der beiden kommunalen Einrichtungen herzustellen. Kritisiert wurde er für den Satz, im bayernweiten Vergleich seien solche Vereinbarungen Relikte aus der Vergangenheit und würden insoweit kaum mehr praktiziert. "Das ist sehr bürgerfreundlich und offenbar so retro, dass es schon wieder modern ist", kritisierte Kreisrat Stefan Rümmer aus Karlstadt. Er bedauerte, dass es keine Einigung gab, auch die Preisgestaltung könnte doch diskutiert werden. Er stimmte am Ende im Ausschuss als einziger gegen die Auflösung des Verbundes.