frammersbach (WEL) "Daheim hab ich nichts davon, da hab ich mir gedacht, ich geb's der Schule", nannte Gottfried Anderlohr als Motiv für sein Geschenk. Der Frammersbacher Modellbauer hat in mühevoller, dreimonatiger Arbeit die Senfmühle Brunner im Maßstab 1:10 originalgetreu nachgebaut. Das Modell hat er am Dienstag in der Aula der Schule am Heuberg übergeben.
Die Schüler der Klasse 3 b und Lehrerin Tanja Breitenbach waren die ersten, die das Modell in Augenschein nehmen durften. Dieter Brunner, Besitzer des Vorbilds im Hinterdorf, erzählte aus der Geschichte der Mühlen in der Spessartgemeinde.
So erfuhren die Kinder, dass es in Frammersbach vor 150 Jahren noch zehn Mühlen gegeben habe, alle hätten Mehl gemahlen. Auch die Senfmühle Brunner war ursprünglich eine Mehlmühle, wurde aber vom Großvater des heutigen Mühlenbesitzers 1890 in eine Senfmühle umgewandelt. Der Begründer der späteren Tafelsenffabrik Brunner hatte verwandtschaftliche Beziehungen zur Firma Develey in München - einem Betrieb, der damals wie heute Senf herstellte. So beschloss er, die Wasserkraft des Lohrbachs zu nutzen und künftig ebenfalls Senf herzustellen. "Da Senf bei uns nicht wächst, wurden die Körner aus Rumänien und China mit dem Schiff nach Hamburg eingeführt", so Brunner. Von dort kam der Rohstoff mit der Eisenbahn und dem Pferdefuhrwerk schließlich nach Frammersbach. Später gab es in der Lohrtalgemeinde zwei weitere Senfmühlen: die Kupfermühle und die Senffabrik Weis in der Wiesener Straße. Keine dieser Mühlen arbeitet heute mehr. Die letzte Senffabrik in der Lohrtalgemeinde hat ihre Produktion schon vor fast 30 Jahren eingestellt. Dieter Brunner allerdings möchte das Erbe seiner Vorfahren erhalten und richtet die Senfmühle zurzeit wieder her. Im kommenden Frühjahr soll sie fertig sein. Gottfried Anderlohr erläuterte den aufmerksamen Schülern technische Details über die Funktionsweise der Mühle. Der Transmissionsantrieb sei sehr gefährlich gewesen, so Anderlohr: "Wenn man mit der Jacke zwischen die Riemen kam, konnte man bis an die Decke geschleudert werden."
Rektor Gerhard Heller meinte, "man könne an einem solchen Modell "sehr gut mit den Augen begreifen, wie etwas funktioniert und viel dabei lernen." Weiterhin stellte er fest: "Wer Neues erfinden will, muss Altes kennen." In diesem Sinn verstehe sich die Schule wie ein Museum auch als Bewahrer der Kultur.