Der erste Gerstensaft ist im Werden. In der Halsbacher Goikel Bräu köchelt, dampft und duftet es. Am vergangenen Freitag hat Manuel Müller aus Rieneck in seiner, in den zurückliegenden Monaten aufgebauten, Kleinbrauerei den ersten Sud angesetzt. Es wird ein Festbier, das am 11. Oktober beim Halsbacher Chorfest seine Premiere erleben soll.
Der 33-jährige Braumeister, das merkt man ihm an, hat viel Spaß mit seiner Brauerei, die er nebenberuflich betreibt. Voller Enthusiasmus erklärt er dem Besucher, wie der Brauprozess in der auf eine maximale Kapazität von 1000 Litern pro Woche ausgelegten Anlage abläuft, wie das Bier vom Sudkessel in den Läuterbottich und wieder zurückgepumpt, wann der Hopfen und wo die Hefe hinzugegeben wird.
Handwerkliches Brauen will Müller in seiner Goikel Bräu praktizieren. Eine automatische Steuerung gibt es nicht. Der Braumeister ist ständig dabei und überwacht die Abläufe, schaut hier in die Kessel, regelt dort die Temperatur. „Fast wie zu Opas Zeiten“, freut sich der Brauer über seine neue Beschäftigung.
Mit der Anlage hat sich Müller einen Traum erfüllt, den er seit Beginn seiner Brauerlehre Ende der 1990er Jahre hegte. Einen hohen fünfstelligen Betrag hat der Brauenthusiast in die Technik investiert. Eigenhändig installiert hat er die Anlage in einer rund 40 Quadratmeter großen Garage auf dem Halsbacher Bauernhof der Eltern seiner Freundin Barbara Freitag. Dort steht es nun, das für den Laien undurchsichtige Geflecht aus Sudkessel, Läuterbottich, Whirlpool, Gär- und Lagertanks, dazwischen allerhand Leitungen, Pumpen, Gefäße und Instrumente.
„Irgendwann will ich hier mal alle Bierarten der Welt gebraut haben.“
Manuel Müller, Braumeister und Inhaber der Goikel Bräu
Müller freut sich über interessierte Besucher. Am vergangenen Freitag jedoch hat er die Türen seiner Brauerei zugesperrt: „Beim ersten Sud will man alleine sein und seine Ruhe haben“, erklärt der Braumeister. Seit Jahren hat Müller mit den unterschiedlichsten Brauanlagen Erfahrungen gesammelt. Als Mitarbeiter einer Kitzinger Spezialfirma ist er in der ganzen Welt unterwegs, um Brauereien zu beraten und Anlagen in Betrieb zu nehmen. Dennoch war der Start der eigenen Kleinbrauerei für ihn eine spannende Sache.
Zwei Stunden länger als eigentlich üblich habe das erste Einbrauen gedauert, weil „das Handling noch fehlte“, erzählt Müller. Doch am Ende sei alles glattgegangen. Die Befürchtung, dass zu Beginn ein oder zwei Sude misslingen und im Kanal landen könnten, bewahrheitete sich nicht. Beim zweiten Sud, den Müller gleich am Samstag ansetzte, sei alles schon fast reibungslos gelaufen. Ein reibungsloser Brauprozess dauere inklusive Reinigung der Anlage in der Goikel Bräu knapp neun Stunden, erzählt Müller. Schon zuvor müssten die in 25-Kilo-Säcken aus einer Bamberger Mälzerei bezogenen Malzsorten abgewogen, zusammengemischt und geschrotet werden.
Die ersten Sude hat Müller mittlerweile bewältigt. Sie sind umgepumpt in die Gärtanks, wo sie bei 12,5 Grad eine Woche lang lagern, bevor es für mindestens vier Wochen in die auf ein Grad heruntergekühlten Lagertanks geht. Zwischendurch werde er natürlich schon mal kosten, sagt Müller. Als Fachmann schmecke man bereits in den Zwischenstufen, ob am Ende ein gutes Bier herauskomme. Bevor sein Festbier im Oktober in den Ausschank geht, wird es freilich noch eine Festbierprobe geben. Zu der will Müller aus ganz Deutschland Kumpel aus der Brauereiszene einladen. Von diesen sei eine fundierte Bewertung seines Bieres zu erwarten, vielleicht gleich verbunden mit fachlichen Tipps zum künftigen Braubetrieb.
Für den hat sich der frischgebackene Brauereibesitzer einiges vorgenommen: „Irgendwann will ich hier mal alle Bierarten der Welt gebraut haben“, sagt Müller – das seien über 100. Nach dem Festbier hat der Braumeister schon das nächste Bier im Kessel, eines seiner Lieblingsbiere: ein böhmisches Pils mit Zutaten ausschließlich aus Böhmen. 1000 Liter will Müller davon brauen, bevor das nächste Projekt ansteht. Nach Absprache mit der städtischen Touristinfo wird Müller eigens für das Lohrer Rambourfest ein dunkles Weißbier brauen, das am verkaufsoffenen Sonntag am 26. Oktober ausgeschenkt werden soll. Der Name des Bieres wird einen Bezug zu Schneewittchen haben, verrät Müller.
Der Name seiner Brauerei indes hat einen Bezug zum Heimatort des Brauers: Die Rienecker sind im Volksmund die Goikel. Darauf, dass er in Halsbach nun mit der gleichnamigen Brauerei an den Start gegangen ist, habe er bislang auch aus der Brauereiszene nur positive Rückmeldung erhalten. Man sehe ihn als Werber für das Bier, nicht als Konkurrenten, sagt Müller auch mit Blick auf die Tatsache, dass seine Brauerei im ganzen Jahr etwa so viel Bier ausschütten wird, wie eine der großen Brauereien mit einem einzigen Sud herstellt.
Müller setzt nicht auf Masse, sondern auf das Besondere. Seine ausschließlich unfiltrierten Biere soll es zunächst nur im Fass geben, für Feste und Feiern. Bei Bedarf stellt Müller auch Zapfanlagen und Gläser. Wer will, kann sich den Gerstensaft auch in der Milchkanne abholen. Das Bier wird aber ausschließlich ab Hof verkauft. Sorgen um den Absatz macht sich der Inhaber der Goikel Bräu jedenfalls nicht: „Anfrage ist da.“