Sie sagen aus verschiedenen Gründen: "Das geht in die Hose." Ihre Befürchtung ist, dass Planungsfehler die in Lohr angestrebte Anlage zu einem Misserfolg werden lassen könnten und so eine sinnvolle Technologie in Misskredit gebracht wird.
Gemündens Stadtförster Meinolf Arndt und der Landwirt Thomas Riedmann aus Massenbuch kann man wohl als die Väter der Gemündener Hackschnitzelheizung bezeichnen. Gegen teilweise heftigen Widerstand aus Bevölkerung und Stadtrat haben sie es Mitte der 90er Jahre geschafft, dass sich die Stadt Gemünden zum Bau der damals zwei Millionen Mark teuren Anlage entschied.
Heute, neun Jahre nach der Inbetriebnahme, bezeichnet Arndt das Projekt als "eine einzige Erfolgsgeschichte". Die Anlage beheize nicht nur das Hallenbad, die angrenzende Schule und das Main-Spessart-Therapiezentrum mit einer umweltfreundlichen Technik, sie spüle pro Jahr auch einen Gewinn von derzeit rund 50 000 Euro in die Stadtkasse.
Daran, dass die nun am Lohrer Kirchberg geplante Anlage eine ähnliche Erfolgsgeschichte wird, haben Arndt und Riedmann so ihre Zweifel. In ihren Augen hat die Planung etliche Mängel. Der erste und wohl gravierendste ist laut Arndt der, dass man sich als Abnehmer auf Gebäude festgelegt hat, die keinen allzu hohen Energieverbrauch haben. Dass man eine Anlage baue, bei der von vorneherein feststeht, dass sie nur im Winterhalbjahr läuft, könne er nicht verstehen, so Arndt.
Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg sei vielmehr, dass eine solche Anlage während des gesamten Jahres eine möglichst hohe Grundlast abzudecken habe. Das könne man aber nur bei Gebäuden mit einem hohen Energieverbrauch erreichen. Die geplante Anlage am Kirchberg erfülle dieses Kriterium seiner Ansicht nach nicht, so Arndt. Wie berichtet sollen mit ihr der Kindergarten am Seeweg, zwei kleinere städtische Wohnhäuser, sowie das Pfarrheim- und -haus, die Stadtpfarrkirche und das Bruder-Konrad-Haus beheizt werden - allesamt keine übermäßigen Energiefresser.
Nach Arndts Ansicht sollte sich die Stadt für den Einstieg in die Technologie lieber einen Standort aussuchen, der einen hohen Grundbedarf an Heizenergie garantiert. Ideal sei da das Nägelsee-Areal mit Schulen, Hallenbad, Arbeitsamt und eventuell auch Stadthalle.
Auch dass die Stadt mit der Energieversorgung Lohr-Karlstadt einen Partner für Bau und Betrieb der Anlage ins Boot holen wolle, sei in seinen Augen nicht nachvollziehbar, sagt Arndt. In Gemünden habe man sich "Gott sei Dank" dazu entschieden, die Anlage in Eigenregie von den Stadtwerken betreiben zu lassen. "Das Geschäft machen wir lieber selber", sagt der Förster. Die Baukosten einer solchen Anlage dürften angesichts der in Aussicht stehenden Rendite und der Zuschussmöglichkeiten kein großes Problem sein.
Über das Argument der Stadtwerke, wonach man einen Partner schon allein deshalb brauche, weil man die Abrechnung der erbrachten Leistungen nicht selbst bewerkstelligen könne, lacht Arndt nur. Er kann nicht verstehen, wo das Problem liegt, wenn man wie zum Beispiel bei der am Kirchberg geplanten Anlage nur ein halbes Dutzend an Gebäuden abrechnen müsste, die noch dazu nur zwei unterschiedlichen Besitzern gehören.
Thomas Riedmann, der gemeinsam mit einem Geschäftspartner den Transport der ausschließlich im Gemündener Stadtwald gewonnenen Hackschnitzel zur dortigen Heizanlage erledigt, schüttelt über die Planung in Lohr auch nur den Kopf. "Eine solche Anlage muss hoch gewinnorientiert ausgerichtet sein. Das geht nur bei einer großen Abnahme von Heizenergie." Wenn er die Planung in Lohr betrachte, habe er "Angst, dass durch eine schlechte Anlage das Image dieser Technologie ruiniert wird".
Bei allen Anlagen, die in der näheren Umgebung gebaut worden seien, habe es mehr oder weniger gravierende Planungs- und Baufehler gegeben. Die hätte man vermeiden können, wenn man auf die Praktiker gehört hätte, sagt der Landwirt. Umso weniger könne er verstehen, dass man in Lohr keine Ausschreibung gemacht habe, um ein Planungsbüro zu finden, das "wirklich große Erfahrung" hat.
Auch dass man im Lohrer Stadtrat und bei den Stadtwerken darüber nachdenkt, ob man das für die Anlage benötigte Holz auch aus einer anderen Quelle als dem Lohrer Stadtwald beziehen könnte, erstaunt Riedmann und den Forstmann Arndt. Dem Gemündener Stadtwald, der mit rund 1800 Hektar knapp halb so groß wie der Lohrer ist, habe "gar nichts besseres passieren können" als der Bau der Gemündener Anlage, sagt Arndt. Die Hackschnitzelanlage garantiere ihm eine kontinuierliche und vom Holzmarkt unabhängige Abnahme bei einem Sortiment, das sonst beinahe unverkäuflich sei. Jedenfalls erziele er mit den rund 1600 Festmeter "minderwertigster Hölzer", die pro Jahr in der Gemündener Anlage verbrannt werden, "deutlich mehr, als ich auf dem Holzmarkt dafür bekommen würde", sagt Arndt.

Insgesamt ist sich der Gemündener Stadtförster sicher, dass der Umstieg auf nachwachsende Energieträger ökonomisch und ökologisch "absolut richtig ist". Allerdings sei die Planungsphase für den Erfolg entscheidend. Angesichts der seiner Meinung nach in Lohr alles andere als optimal laufenden Planung unkt Riedmann: "Vielleicht ist es besser, wenn man dort weiter Öl verbrennt."