Die Deutsche Post hat 2008 ein Paket von rund 1300 Post-Immobilien, darunter auch das hiesige Postamt, veräußert. Die Lorac Investment Management ist die Verwaltungsgesellschaft des Lorac Investment Fund, der das Portfolio von der Post im April 2008 gekauft hat, teilt Philippe Detournay von der Gesellschaft auf Nachfrage der Main-Post mit.
Die Post erklärte damals, die Immobilien an den US-Investor „Lone Star“ verkauft zu haben. „Der Vertrag wurde zum 1. Juli 2008 wirksam“, erklärt Alexander Böhm, als Pressesprecher der Deutschen Post AG in Frankfurt zuständig für Unterfranken. Der amerikanische „Lone Star Real Estate Fund“ hat sich an dem Lorac Investment Fund beteiligt, heißt es aus Luxemburg.
Räume rückgemietet
Gleichzeitig mit dem Verkauf habe die Post aber Rückmietungsverträge für die nächsten fünf Jahre geschlossen, so dass die Räumlichkeiten bis 2013 bei der Post bleiben. Seines Wissens nach handle es sich um das Erdgeschoss, so Alexander Böhm. Das hiesige Postamt dient noch als Zustellstützpunkt. 13 Bezirke werden von dort aus mit Briefen und Päckchen bedient.
Auch wenn der Investor die Immobilie weiterverkauft, bleiben die Verträge gültig, sagt Pressesprecher Böhm. Detournay erklärt: „Das Gebäude ist zu 100 Prozent an die Deutsche Post Immobilien GmbH, einer Tochter der Deutschen Post AG, vermietet. Die Immobilie steht zum Verkauf, das heißt, wir suchen einen neuen Eigentümer. Der bestehende Mietvertrag ist von einem Verkauf nicht betroffen.“ Das Objekt habe eine vermietbare Fläche von 529 Quadratmetern und und eine Grundstücksfläche von 1281 Quadratmetern, informieren die Luxemburger.
Seit Februar bietet die Luxemburger Gesellschaft die Immobilie an. Es gebe bereits erste Interessenten, so Detournay. Was nach diesen fünf Jahren geschieht, „ist die große Frage: Brauchen wir die Räume noch oder brauchen wir sie nicht?“, so Böhm. In ersterem Fall müsse die Post neu mit dem dann aktuellen Eigentümer verhandeln.
Die Schalter sind schon lange geschlossen im Postgebäude in der Neuen Bahnhofstraße. Im November 1999 eröffnete die Post eine Agentur im Neukauf in der Ringstraße. Anfang April 2004 zog der Postshop in den Tegut in die Bodelschwinghstraße um, weil Edeka damals den neuen Vertrag, den die Post mit den Agenturenbetreibern schloss, nicht akzeptierte.
Das Karlstadter Postamt gegenüber dem Bahnhof wurde am 1. Oktober 1896 eröffnet. Die Kosten für den Neubau beliefen sich auf 27 420 Mark, schreibt Stadtarchivar Manfred Schneider in seiner Schrift „Die Post in Karlstadt und seinen Ortsteilen“. Die Bahn- und Postexpedition, die 1854 ihren Betrieb aufgenommen hatte, war durch die rasante Zunahme von Post und Fracht zu eng geworden.
Erster Umbau 1916/17
Das neue Postamt wurde 1916/17 zum ersten Mal umgebaut. Im Erdgeschoss wurde ein Abfertigungsraum mit Schaltervorraum neu errichtet, schreibt Manfred Schneider. Im östlichen Teil des Erdgeschosses waren ein Raum für den Vorstand, für die Postboten und Motorwagenführer sowie die Telegrafenstelle untergebracht. Im ersten Stock befanden sich Büroräume sowie die Dienstwohnung des Amtsleiters. Neu waren im Dachgeschoss zwei Dienstwohnungen für die Angestellten des Postamts.
1931 bis 1932 wurden die Innenräume dem gestiegenen Post- und Telegrammaufkommen angepasst. Bei der Einnahme von Karlstadt durch amerikanische Truppen am 8. April 1945 war das Postamt ein Hauptziel der heranrückenden Truppen. Bei den Wiederaufbau-Arbeiten waren bis zur Eröffnung des Schalterdienstes am 26. Juli 1945 hauptsächlich die Postbediensteten eingesetzt, heißt es in der Publikation von Manfred Schneider.
Umbaupläne gab es wieder 1956 anlässlich eines Besuches des CSU-Politikers Richard Stücklen, der von 1957 bis 1966 Bundespostminister war. Das für die Renovierung vorgesehene Geld floss jedoch nach Hof. Auch aus dem Versuch, 1967 beim Besuch des damaligen Postministers Werner Dollinger eine Lösung für das Gebäude zu finden, wurde nichts.
Erst 1980 legte die Post Planungen vor. Sie wollte das alte Gebäude abreißen und einen Neubau errichten, wogegen sich die Stadträte aussprachen. Ende 1983 hatte die Post zwei neue Planungsvarianten ausgearbeitet, die beide einen Anbau nach Westen zur Stadtmauer beinhalteten, was wieder für Diskussionen sorgte. Im Mai 1985 billigte der Bauausschuss einen neuen Plan. Aber 1986 reichte die Post völlig umgearbeitete Pläne vor, die nun eine Erweiterung in den Innenhof nach Norden vorsahen. 1987 begannen die Arbeiten, die am 13. Februar 1989 ihren Abschluss fanden.