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Gemünden: Dauerbaustelle gefährdet den Gasthof "Zur Linde" in Gemünden

Gemünden

Dauerbaustelle gefährdet den Gasthof "Zur Linde" in Gemünden

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    Und wie geht's hier weiter? Absperrband zieht sich um den Gasthof "Zur Linde" in Gemünden. Ordnungsgemäß abgestiegenen Radfahrern weist kein Pfeil den Radweg.
    Und wie geht's hier weiter? Absperrband zieht sich um den Gasthof "Zur Linde" in Gemünden. Ordnungsgemäß abgestiegenen Radfahrern weist kein Pfeil den Radweg. Foto: Michael Fillies

    Claudia Vierheilig ist mit den Nerven am Ende. Die Wirtin des Gasthofs "Zur Linde" in Kleingemünden fürchtet, ihren Betrieb nicht halten zu können. Nach drei Jahren Dauerbaustelle vor der Tür seien die Einbußen kaum mehr zu verkraften, sagt sie, der fast tägliche Ärger schon lang nicht mehr: Baulärm, blockierte Zugänge und Zufahrten, Dreck, Staub . . .

    Dazu die Beschwerden von Gästen, wenn sie überhaupt noch kommen. Viele, die eine Übernachtung gebucht haben, kehren beim  Anblick der Großbaustelle um, erzählt Claudia Vierheilig, manche sagen nicht einmal in der "Linde" ab. ",So will ich keinen Urlaub machen', sagen sie und sind weg", schildert die Wirtin. "Ich kann sie ja verstehen. Aber der Betrieb geht kaputt, ich geh' kaputt." Als gottgegeben will die Wirtin dieses Schicksal nicht hinnehmen; sie strengt einen Schadensersatzprozess gegen den Bauherrin an, die Stadt Gemünden.

    Unangekündigte Baumaßnahmen

    Ob es der Neubau der Mainbrücke und des Damms der Bundesstraße in den vergangenen beiden Jahren war oder in diesem Jahr aktuell die Sanierung der Frankfurter und der Hafenstraße – die Notwendigkeit der Baumaßnahmen bestreitet die 60-Jährige nicht. Ebenfalls nicht, dass solche Baustellen Einschränkungen für die Anlieger bedingen. Aber eine Reihe konkreter Vorwürfe bringt die Wirtin vor. Nicht ein einziges Mal sei auch nur eine Baumaßnahme angekündigt worden, niemand habe je mit ihr die Einschränkungen für den Restaurant- und Hotelbetrieb besprochen. "Am ersten Wochenende zum Saisonbeginn fangen die an, alles zu sperren!", erinnert sie sich und ist immer noch fassungslos.

    Seit drei Jahren ist die Hafenstraße in Gemünden Teil einer Baustelle.
    Seit drei Jahren ist die Hafenstraße in Gemünden Teil einer Baustelle. Foto: Michael Fillies

    Sodann: Das mehrmalige Aufgraben der Straßen, das Wegreißen des Gehwegs – jeder Baufortschritt war eine Überraschung für sie. Und für die verbliebenen Gäste. "Manchmal kurz nach 6 Uhr, meistens zwischen 6.30 und 7 Uhr geht's los" mit dem Baulärm. Wobei Claudia Vierheilig betont: "Auf die Baufirma lasse ich nichts kommen, die Arbeiter tun ihr Möglichstes." Dass die Baustelle oft nicht oder nur mangelhaft ausgeschildert ist, dass Radfahrer unvermittelt vor Löchern stehen (die Hafenstraße ist Teil des Radwegs) und nicht weiter wissen, dafür sei ebenfalls die Stadtverwaltung verantwortlich. 

    Immer Baustellenstaub im Haus

    Wie hoch der Verlust in diesem Jahr sein wird, kann die Wirtin nur ahnen. Erst der Jahresabschluss wird Aufschluss geben. Indes: Normalerweise wären die 21 Zimmer jetzt zur Hauptsaison ausgebucht. Dazu die Mehrkosten für die Reinigung, da der feine Staub beständig ins Haus dringe.  Im Restaurant betrage der Umsatz nur noch ein Drittel. Sie habe Stammtische älterer Gäste verloren, der Grund: "Wir haben keine Lust, uns hier die Füße zu brechen."

    Auch die Lieferanten erreichen an manchen Tagen den Gasthof nicht. Am 26. Juli blieben sogar die Mülltonnen der "Linde" und aller acht Haushalte in der Hafenstraße stehen, weil die Müllabfuhr die Straße nicht anfahren konnte. Der folgende Ärger wäre vermeidbar gewesen, hätte die Stadtverwaltung rechtzeitig informiert und die Abfuhr organisiert, sagen die Nachbarn.

    Zehn Arbeitsplätze in Gefahr

    Lang habe sie ausgehalten, sagt Claudia Vierheilig, "jetzt ist meine Geduld am Ende". Am Mittwoch, 1. August 2012, übernahm sie den renommierten Gasthof. "Wir haben uns einen Namen gemacht, mit dem Essen, mit den Zimmern." Jetzt sorgt sie sich um die Zukunft des Hauses und ihrer zehn Mitarbeiter. Mehrfach in diesen Jahren der Dauerbaustelle habe sie sich mit ihren Problemen und Sorgen ans Rathaus gewandt, fühlt sich dort aber nicht ernst genommen: keinerlei Entgegenkommen, keine Ausweichparkplätze oder dergleichen.

    Zu diesen Vorhaltungen  wird die Stadtverwaltung erst später Stellung nehmen. Der amtierende Bürgermeister Werner Herrbach bedauert auf Anfrage der Redaktion, die Vorgänge nicht im Detail zu kennen. Man werde die Rückkehr von Bürgermeister Jürgen Lippert aus dem Urlaub abwarten, um dann fundiert Auskunft geben zu können. Zur Baustelle Hafenstraße teilt Herrbach mit, dass die Straße selbst nun asphaltiert sei, aber im unteren Teil noch die Anlage des neues Parkplatzes folge und im Oktober, November dann die Bepflanzung.

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