Errichtet wurde es um das Jahr 1890 herum, also vor rund 125 Jahren. Mehrfach wurde es umgebaut, wurde angestückelt. Jetzt will der Eigentümer Nico Hudalla das Haus Wegner in der Obertorstraße 12 abreißen und durch ein Wohn- und Geschäftshauses mit zwei Stockwerken ersetzen. Doch tut er sich schwer, sein Vorhaben genehmigt zu bekommen.
Es gab Einwände von Seiten der Stadtverwaltung, dem Sanierungsbeirat und einem Nachbarn. Weil er deshalb im Bauausschuss des Stadtrats mit einer Abfuhr rechnen musste, zog Hudalla seinen Antrag noch einmal zurück – obwohl das Thema jüngst bereits auf der Tagesordnung stand.
Hudalla beschwert sich nicht, bezieht auf Anfrage dieser Zeitung jedoch Stellung. Dabei wird schnell deutlich: Die Interessen aller Beteiligten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist unglaublich mühevoll. Es gehe so viel Zeit verloren, klagt er. Dabei hätte er am liebsten schon im Juli mit dem Abriss begonnen.
Seine Familie sei seit langem mit dem Anwesen verbunden, blickt der 35-Jährige zurück. Josef „Sepp“ Wegner, sein Opa, war ein gelernter Büchsenmacher und handelte dort schon mit Eisenwaren und Jagdwaffen. Danach verkaufte seine Tante Wilma Wegner dort jahrzehntelang Stahlwaren, Bestecke, Geschenkartikel, Waffen und Munition. Nach deren Tod schloss die Familie Wegner das Geschäft dann zum 31. März vergangenen Jahres.
Im Einvernehmen mit seiner Familie trat das Erbe Nico Hudalla an. Es ist kein leichtes, wie er feststellte. Er ließ die Substanz des Anwesens prüfen. Das Ergebnis war ernüchternd: Eine Sanierung der Immobilie, an der jahrzehntelang nichts Großes gemacht worden war, sei „unmöglich“, sagten die Fachleute.
Hudalla zitiert Inge Albert, in der Stadt zuständig unter anderem fürs Marketing: „Wir wollen wieder Leben in der Stadt.“ Da wolle er gerne mitwirken, macht er deutlich. Und er wolle selbst in eine der Wohnungen dort einziehen.
Also plante er, verhandelte er, investierte er – unter anderem in eine dreidimensionale Präsentation seines neuen Wohn- und Geschäftshauses.
Doch koste die Planung nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit – und Nerven. Die Verhandlungen seien auf die Dauer „nervenaufreibend“, schildert der bauwillige Marktheidenfelder seine Erfahrungen. In der Altstadt tue man sich als privater Bauherr schwer. Dabei gehe es um ein Projekt, das unter dem Strich eine siebenstellige Summe kosten wird.
Um das finanzieren zu können, brauche man auch Mieteinnahmen, macht er deutlich. Für das Geschäft habe er mehrere Optionen. Es gebe Interessenten für ein Bekleidungsgeschäft oder für einen Gastronomiebetrieb. Hudalla, als Angestellter in der Automobilbranche tätig, schließt auch nicht aus, dass die Familie selbst wieder in ein Geschäft einsteigt. Doch steht und fällt sein Plan mit der Genehmigung. Diese ist naturgemäß problematisch, wenn man auf allen Seiten bis an die Grundstücksgrenzen bauen will.
„Wenn ich überall nachgebe, ist das Haus so klein, dass ich gar nichts mehr machen kann.“
Nico Hudalla bauwillliger Marktheidenfelder
„Man will gemeinsam 'was machen – und wird allein gelassen“, schildert er sein Gefühl. Die Diskussion um den Umzug des Lichtspielhauses und den geplanten Hagebaumarkt hat er aufmerksam mitverfolgt. Beide Projekte kamen erst nach mehreren Anläufen zu einer jetzt schließlich gemeinsamen Lösung. Was bei ihm letztlich zu der Erkenntnis führt, dass er nicht der einzige ist, der diese Erfahrung macht.
Folgt er der Empfehlung des Sanierungsbeirats, rückt er dem Nachbar zu nahe. Nimmt er Rücksicht auf den Nachbarn, passt es dem Sanierungsbeirat nicht. Eine Zwickmühle. „Wenn ich überall nachgebe, ist das Haus so klein, dass ich gar nichts mehr machen kann“, macht Hudalla deutlich. Ein Dilemma. Das Grundstück ist grade mal 265 Quadratmeter groß. „Wir sind so unsicher, dass wir nicht mehr wissen, wie wir weiter verfahren.
“ Sein sehnlichster Wunsch, so sagt er, wäre ein runder Tisch, an dem alle Beteiligten ihre Anliegen verhandeln und zu einem tragbaren Kompromiss kämen. Dann wäre die Kuh endlich vom Eis.