„Ich bin kein Sammler im eigentlichen Sinne. Es genügt mir sagen zu können, dass ich dieses oder jenes Gerät schon einmal besessen habe“, sagt Hans Geulen. In über 30 Jahren als untypischer Sammler hat der 63-jährige Lengfurter fast jedes vorstellbare Grammophonmodell schon mal in seinen Händen gehalten: Koffergrammophone, Trichterrammophone, Schrankgrammophone und Phonographen. Zwar besitzt er derzeit nur wenige Geräte, dafür aber rund 800 Schellackplatten, die er stilecht auf dem Grammophon abspielen kann.
Ausflüge nach Großbritannien
Außerdem sammelt Geulen Abbildungen des Logos der Plattenfirma „His Master's Voice“, das einen Hund vor einem Grammophon zeigt. „Der Hund Nipper erkannte die Stimme seines Herrchens auf einer Schallplattenaufnahme – daher kommt der Name des Labels“, erklärt Geulen. Er habe dieses Bild schon einmal mit einem seiner Grammophone nachgestellt. „Ein Mann wollte seinen Hund so fotografieren lassen. Wir mussten damals eine Wurst in den Trichter des Grammophons legen“, verrät er schmunzelnd.
Geulens Liebe zum Grammophon verbindet sich seit den 70er Jahren trefflich mit seinem Faible für alles Britische. „Ich bin viele Jahre lang mit einem Kleinbus nach England gefahren und habe dort Antiquitätenläden nach Grammophonen abgesucht“, erzählt er. Dort sei er deutlich häufiger fündig geworden als hierzulande. Nicht selten habe er zehn Geräte wieder mit nach Lengfurt gebracht, sie dort wieder „aufgepäppelt“ und mit gutem Gewinn verkauft. „Man konnte ein Gerät häufig für etwa 100 D-Mark kaufen und nach der Instandsetzung für 200 verkaufen“, so Geulen.
Grammophone zu reparieren, habe er sich selbst beigebracht. „Mit Hilfe von Büchern, aber auch mit viel Tüftelei“, sagt er. Per Zufall habe er herausgefunden, dass sich der Membrangummi eines Grammophons durch den Gummischlauch eines Zahnarztbohrers ersetzen lässt. „Weil Original-Ersatzteile nur schwer zu finden sind, muss man auch mal erfinderisch sein“, gibt der Grammophondoktor schmunzelnd zu.
Faszinierend an Grammophonen findet der Lengfurter ihre mechanische Funktionsweise, die völlig ohne Elektrizität auskommt. Mit Hilfe einer Handkurbel wird eine Feder aufgezogen, die den Plattenteller dreht. Eine Stahlnadel überträgt die Schwingung der Schallplatte an eine Membran. Zur Verstärkung des Signals wird ein Trichter eingesetzt. Ihre Blütezeit erlebten die von Emil Berliner erfundenen Grammophone zwischen 1900 und etwa 1930.
Suche auf Flohmärkten
Weil er schon länger nicht mehr in Großbritannien war, durchstreift Geulen heutzutage oft die Flohmärkte in Unterfranken nach Grammophonen und Grammophonteilen. Dort bietet er auch die von ihm restaurierten Teile an und schließt Bekanntschaften mit anderen Liebhabern. Für den Gemündener Film-Photo-Ton-Verein hat er im Lauf der vergangenen Jahre 14 im Museum ausgestellte Grammophone repariert und restauriert und neulich beim Museumstag im Huttenschloss vorgeführt.
„Vor großen Treffen der Grammophonfans halte ich mich aber fern. Ich fürchte, da würden mir die Augen übergehen und mein Geldbeutel leiden“, sagt Hans Geulen. Da geht es ihm viel besser, wenn er sich und seiner Frau Ulla ein Glas Limonade einschenkt und eine Schellackplatte von Glenn Miller aufs Grammophon legt. „Uns gefällt das“, sagen Hans und Ulla Geulen. „Ist doch schön, oder?“