Das Praxissterben auf dem Land ist seit Jahren ein großes Thema. Hausarztpraxen müssen schließen, weil Ärzte keine Nachfolger finden. Patienten sind gezwungen, für den Arztbesuch immer weitere Strecken zurückzulegen. In Partenstein war das bislang kein Problem. Die Hausarztpraxis Dr. Nätscher feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Obwohl Allgemeinmediziner Dr. Wolfgang Nätscher das Stethoskop keineswegs von heute auf morgen aus der Hand legen will, beginnt auch für ihn bald die Suche nach einem Nachfolger.
Es war Dr. Eugen Nätscher, der im September 1946 mit dem Praktizieren in Partenstein begann. Knapp 35 Jahre später übernahm sein Sohn Wolfgang Nätscher und richtete sich seine Praxis nach drei Standortwechseln innerhalb des Ortes an der Hauptstraße ein. Sein Team besteht heute aus ihm und fünf Mitarbeiterinnen.
Die Arbeit als Hausarzt habe Nätscher mit all ihren Herausforderungen schon immer großen Spaß gemacht. „Man ist hier sein eigener Herr“, erklärt der 69-Jährige. In seiner Schaffenszeit habe er schon viel erlebt. Darunter nicht nur Schönes, sondern auch Aufregendes. Dinge, die an die Nerven gehen. „Da könnte man fast einen kleinen Roman drüber schreiben“, sagt Nätscher. Am besten gefalle ihm die Vielseitigkeit seiner Arbeit. Als Allgemeinarzt müsse man immer wieder umdenken. Das sei nicht wie im Krankenhaus, wo jeder seinem Fachbereich zugeteilt ist.
Mit der stetig wachsenden Bürokratie gehen jedoch auch im Beruf des Landarztes Probleme einher. Besonders die Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die sich unter anderem um die Medikamentenverordnungen kümmert, habe sich zum Negativen entwickelt. „Früher haben die sofort angerufen, wenn uns beispielsweise bei Abrechnungen ein Fehler unterlaufen ist“, erklärt Nätscher.
Heute erwecke es beinahe den Eindruck, als ließe die KV die Arztpraxen auflaufen. Fehler würden erst dann gemeldet, wenn es zu spät sei, was einen Regress zur Folge habe. „Auch, wenn ich mir damit selbst in den Rücken falle – daran sollte sich dringend etwas ändern“, so Nätscher.
Bürgermeister begeistert
Bürgermeister Stephan Amend weiß die Vorzüge einer landärztlichen Praxis im Dorf zu schätzen. „Dass eine Arztfamilie 70 Jahre lang am selben Ort bleibt, das ist schon etwas besonderes“, sagt er. Bei der Suche nach einem Nachfolger könne sich Nätscher auf Unterstützung seitens der Gemeinde verlassen, so Amend. „Natürlich wünsche ich mir, dass es bald einen Nachfolger gibt“, so Wolfgang Nätscher. Partenstein sei ein lukrativer Standort für eine Praxis. Mit knapp 3000 Einwohnern und nur einer Arztpraxis würden längere Fahrten über Land nahezu gänzlich vermieden.
Trotz der guten Verkehrsanbindungen wäre eine die Schließung der Praxis fatal, besonders für die älteren Menschen im Dorf. Doch der 69-jährige Arzt plant nicht, kurzfristig in den Ruhestand zu treten. „Es gibt keinen Termin, wann ich aufhöre. Solange ich fit bin und keinen Nachfolger gefunden habe, bin ich da und arbeite“, so Nätscher.