Fast jeder kennt seine grandiosen Imitationen von Florian Silbereisen und Peter Kloeppel in der Pro7-Sendung „Switch Reloaded“, nicht jeder weiß, dass Michael Kessler dahintersteckt. Dabei war der 42-jährige gebürtige Wiesbadener auch im Kino in „Hui Buh“ und „Neues vom Wixxer“ zu sehen und hat bereits mehrfach den Deutschen Fernsehpreis sowie den Deutschen Comedypreis gewonnen. Kürzlich wurde sogar der amerikanische Schauspielstar Ashton Kutcher auf Kessler aufmerksam und warb auf der Kurznachrichten-Website Twitter für ein Video aus „Kesslers Knigge“, der gerade abgelaufenen Sat1-Serie, das daraufhin über 900 000 Mal auf YouTube angeschaut wurde. Derzeit dreht Kessler für Sat1 „Das Geisterhaus im Spessart“ und neue Folgen der „Berliner Nacht-Taxe“.
Frage: Herr Kessler, wie gut kennen Sie den Spessart? Von Ihrem Geburtsort Wiesbaden aus liegt er ja durchaus in Reichweite.
Michael Kessler: Es ist verrückt. Ich kenne alle Gegenden um Wiesbaden herum außer dem Spessart. Das ist keine Absicht, sondern ein dummer Zufall. Mea culpa! Aber ich komme noch vorbei. Versprochen!
Gibt es Originalschauplätze im Geisterhaus-Film?
Kessler: Nein, leider nicht. Unser „Film-Spessart“ befindet sich aus produktionstechnischen Gründen in Berlin, Potsdam und Brandenburg. Mal sehen ob's einer merkt?
Wie stellen sich Filmschaffende in Berlin den Spessart vor? Geht es über Fachwerkhäuser und Wald hinaus?
Kessler: Ich glaube, wir sind sehr nah am Original. Neben Wald und wunderbaren Fachwerk-Gaststätten gibt's bei uns noch Burgen und Schlösser mit den dazugehörigen spukenden Geistern!
Trumpfen Sie am Set mit Ihrem neuen Twitter-Ruhm auf?
Kessler: Nein. Leider ist vielen Kollegen „Twitter“ noch immer kein Begriff. Meine 10 000 Follower sind aber alle schon neugierig auf das Geisterhaus und den Spessart.
Gab es nach Ashton Kutchers Twitter-Werbung noch mal irgendeine Form des Kontakts mit ihm?
Kessler: Ich habe ihm getwittert und ein Dankes-Fax an seine Agentur geschickt. Ashton hat sich noch nicht zurückgemeldet. Aber seine Frau Demi Moore soll ja auch sehr eifersüchtig sein.
Sie sind im Web sehr präsent (Twitter, YouTube). Nur aus Spaß oder gehört das heutzutage zum Business?
Kessler: Es ist ein toller, schneller und direkter Austausch mit Fans und Zuschauern und ich bin der Ansicht, dass es zum Business und zur Zukunft des Business gehört. Ich versuche, neue Wege zu gehen und die Medien Internet und TV miteinander zu verbinden. In dieser Woche starten wir übrigens wieder den Live-stream der „Berliner Nacht Taxe“. Wir streamen die Dreharbeiten aus dem fahrenden Taxi live ins Netz und ich kommuniziere mit den Zuschauern via Twitter in Echtzeit. Ein Abenteuer für beide Seiten.
Sie haben eine Schauspiel-Ausbildung genossen, viel Theater gespielt und zahlreiche Preise gewonnen. Was macht für Sie gute Comedy aus, wer sind in dieser Hinsicht Ihre Vorbilder/Einflüsse? Und: Wie interessiert man das deutsche Fernsehpublikum dafür?
Kessler: Ich bin ein großer Fan amerikanischer Sitcoms („Seinfeld“, „Curb your enthusiasm“) oder britischer Comedy („Extras“, „Little Britain“). In Deutschland bleiben Loriot und Polt meine großen Vorbilder. Ich mag intelligenten und schwarzen Humor, kann aber auch über den einzigartigen Slapstick von Laurel & Hardy lachen. „Kesslers Knigge“ ist neu und anders als deutsche Comedy-Massenware – das hat viele Fernsehzuschauer interessiert. Ob es eine zweite Staffel gibt, ist noch offen.
Muss man sich als komödiantischer Schauspieler in Deutschland oft unter Wert verkaufen?
Kessler: Wir Deutschen tun uns schon immer etwas schwer mit der Komik und dem Humor. Leid und Drama haben für uns immer eine größere Gewichtung. Ich weiß, dass nichts schwerer ist, als einen Menschen zum Lachen zu bringen. Es liegt an einem selbst, gegen die Schubladen anzukämpfen. Ich versuche das, indem ich in sehr unterschiedlichen Projekten arbeite.
Wie stark sind Sie als Autor in Ihre Arbeit eingebunden?
Kessler: Ich schreibe für „Switch Reloaded“ und „Kesslers Knigge“ so viel ich kann. Es hängt immer ein bisschen von den Ideen und der Zeit ab. Ich habe für das Theater zwei Stücke bearbeitet und ein Buch über die „Berliner Nacht-Taxe“ geschrieben. Das Schreiben ist eine Passion für mich.
Falls Sie mal in den Landkreis Main-Spessart kommen; wir hätten da einige Lokalgrößen im Auge, die eine Parodie wert wären, außerdem böte Ihnen der Dialekt eine Spielwiese. Fahren Sie doch mal mit dem Nacht-Taxi im Spessart.
Kessler: Sollte in Berlin ein Fahrgast einsteigen und in den Spessart wollen, dann fahre ich ihn hin.
Online-Tipp
Michael Kesslers informative Webseite www.michaelkessler.tv,
sein Channel auf YouTube: