37 Gruppen mit über 600 Teilnehmern und mindestens zehn mal so viele Zuschauer – am Sonntag erlebte der Retzbacher Faschingszug ein furioses Comeback. Dass er vor Corona noch größer war und nicht alles ganz perfekt lief, ließ sich bei sprichwörtlich gutem Wetter – die Sonne verabschiedete sich noch vor dem Start, es blieb bei angenehmen Temperaturen aber trocken – leicht verschmerzen. Dass es nicht auf die Minute pünktlich losging, ist bei einem Zug, der praktisch am Bahnhof startet, auch keine große Überraschung.
Doch das warten hat sich gelohnt. Es gab bunte Gruppen zu sehen, große Wagen, fröhliche Gesichter, Gardemädchen vom Purzelalter bis zum Prinzessinnenrang, Prinzepaare und Elferräte. Mit vielen gab es dabei ein Wiedersehen, musikalisch etwa von den Oldies über den Spielmannzug bis zu Samba aus Gemünden. Der Obst- und Gartenbauverein hatte Frösche und Haselmäuse dabei, frisch umgesiedelt aus dem künftigen Baugebiet Klinge.

Bescheiden zeigte sich der TSV Retzbach mit den Zwergen in Mangenta zwischen dem geheimnisvollen Gartenzwerg unterhalb der Bendiktushöhe und dem "Rosa Riesen", dessen Subunternehmer zwecks Glasfaser die Straßen schlitzte. Politischen Tiefgang zeigten die Naschkatzen von den "(B)Lanlosen" als Ferrero-Rocher mit dem Motto "wir sind für Kugeln aus Schoko und Nuss statt aus Blei für Beschuss".
Ansonsten waren der Pumuckl samt Meister Eder unterwegs, Waldgeister, verrückte Hühner, alte Falter, Bierkapitäne, Footballspieler samt Cheerleader, Pfauen, Griller und auch ein Narrenzirkus. Nach Ortschaften gaben dem RCC Gruppen aus Gemünden, Stetten, Obersinn, Wernfeld, Laudenbach, Würzburg, Eußenheim, Himmelstadt, Steinfeld, Gambach, Heßlar, Thüngen, Retzstadt und Güntersleben die Ehre. Keine Spur gab es bei der Neuauflage von riesigen Faschingswagen mit extrem lauten Musikanlagen früherer Tage.

Nicht nur Kinder freuten sich über ausgeworfene oder verteilte Lutscher und Bonbons. Wie üblich war besonders viel in der Bahnhofstraße sowie der Kolpingstraße und der Thüngener Straße los. Auf dem letzten Wegstück warteten vor allem Anwohner auf den Faschingszug – oft mit Campingstühlen und Proviant. Nach der Auflösung bei der ehemaligen Sparkasse stieg auf der Hauptstraße bis zum alten Rathaus noch bis zum Abend die After-Zug-Party.
