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Main-Spessart: Deutschlandticket als Chipkarte: Warum eine Mutter aus Main-Spessart das Ticket für ihre Tochter in Hamburg kaufen musste

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Deutschlandticket als Chipkarte: Warum eine Mutter aus Main-Spessart das Ticket für ihre Tochter in Hamburg kaufen musste

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    Das Deutschlandticket vor Ort als Chipkarte zu bekommen, ist sehr schwierig, wie der Selbstversuch unserer Autorin zeigt.
    Das Deutschlandticket vor Ort als Chipkarte zu bekommen, ist sehr schwierig, wie der Selbstversuch unserer Autorin zeigt. Foto: Jennifer Weidle

    Wer regelmäßig mit dem Zug fährt, hat meist die App der Deutschen Bahn (DB) auf dem Smartphone. Über diese kann man Tickets kaufen oder das Deutschlandticket abonnieren. Das ist hier auch für eine dritte Person – wenn man also nicht selbst das Ticket nutzt, sondern es nur bestellen will – möglich. Wer ein Deutschlandticket für seine minderjährigen Kinder kaufen möchte, bekommt in der Praxis große Probleme, wie ein Selbstversuch im Landkreis Main-Spessart zeigt.

    Das über die App gekaufte Ticket mit dem Barcode kann man auf Papier ausdrucken und es so theoretisch analog nutzbar machen, um es zum Beispiel dem Grundschulkind mitzugeben. Im Zug wird der Ausdruck akzeptiert, bei Busfahrern sorgt er für Stirnrunzeln. "Kein Original", heißt es dann und dem Kind wird auch schonmal angedroht, dass es stehen gelassen wird. Und das, obwohl es in den Bussen im Gemündener Raum gar keine Möglichkeit zum Scannen des Barcodes gibt – egal, ob auf Papier oder Smartphone.

    Deutschlandticket bei der DB als Chipkarte kaufen?

    "Dies ist eine verzwickte Situation, in der seitens der Verkehrsbetriebe oft wenig Kulanz gezeigt wird," bestätigt Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern. Sie erklärt, dass das Deutschland-Ticket nur als Handyticket oder als Chipkarte gültig sei. "Ein Ausdruck gilt nach den Beförderungsbestimmungen nicht als gültiges Ticket", so Zeller. Damit könne dem Kind auch die Mitfahrt verweigert werden.

    Wir versuchen es bei der Hotline der Deutschen Bahn. Nein, ausdrucken könne man das Ticket natürlich nicht so einfach, so die Mitarbeiterin am Telefon. Sie sagt uns, wir sollten es stornieren und vor Ort am Schalter eine Chipkarte ausstellen lassen. Am DB-Servicestore im Gemündener Bahnhof, der auf der Webseite des Verkehrsverbundes Mainfranken (VVM) auch als Kundenzentrum für den Landkreis Main-Spessart aufgeführt ist, habe man mit dem Deutschlandticket nichts zu tun, heißt es dort. Und auch im Aschaffenburger Hauptbahnhof winkt man am DB-Schalter sofort ab. Nein, das Deutschlandticket sei Sache der Bundesregierung. Dort könne man sich hinwenden bei Problemen.

    E-Ticket von den Verkehrsbetrieben vor Ort?

    Beim VVM verweist man weiter auf die APG, das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg. Auf deren Webseite folgt die Ernüchterung: "Aufgrund technischer Probleme können aktuell keine Chipkarten ausgegeben werden!" Man habe von Beginn an technische Probleme beim Beschreiben der Chips gehabt, erklärt Sibylle Holste, stellvertretende Betriebsleiterin bei der APG. "Aktuell sind die Chipkartendrucker außer Betrieb genommen."

    Holste verweist auf die Stadtwerke Schweinfurt. Dort könne man Chipkarten ausgeben, auch nach postalischer Bestellung. "Wir arbeiten weiterhin daran, dass wir schnellstmöglich selbst wieder Chipkarten ausstellen können", sagt Holste. Dann gelte eine Mindestvertragslaufzeit von drei Monaten.

    Chipkarte per App bestellen – aus Hamburg

    Es gibt zwar die Möglichkeit, die Chipkarte per App zu bestellen, allerdings ist der Aufwand dafür groß. Wir haben zu zweit mehrere Stunden nach einer Möglichkeit gesucht: App installieren, registrieren, E-Mails abrufen, Link bestätigen – um dann oft festzustellen: Eine Bestellung für eine andere Person ist möglich, jedoch nicht, wenn diese Person unter 18 Jahre alt ist. Also, nächste App installieren und dort probieren. Zusätzlich sind oft mehrere Wochen Vorlaufzeit nötig, bis die Chipkarte dann per Post geliefert ist.

    So auch bei der HVV, den Hamburger Verkehrsbetrieben. Dort lief die Chipkartenbestellung für eine minderjährige Person endlich reibungslos. Nach einigen Tagen – aber dennoch mit deutlichem Vorlauf zum nächsten Monatsanfang, ab dem das Abo dann gilt – war der Brief mit der Karte da.

    Fazit: Genug Zeit einplanen

    Das Abo, so erklärt Silke Seibel, Pressesprecherin der HVV, verlängert sich im Hintergrundsystem automatisch um einen weiteren Monat, sofern es nicht rechtzeitig gekündigt wurde. Geprüft werde der Chip mit einem elektronischen Prüfgerät. Liege ein gültiges Ticket vor, es fehle aber an einer Scanmöglichkeit, so Julia Zeller vom Verbraucherschutz, habe der Fahrgast selbstverständlich dennoch einen Anspruch auf Beförderung. "Die Nicht-Möglichkeit der Kontrolle ist dem Verkehrsunternehmen zuzuschreiben und kann nicht zu Lasten des Fahrgastes mit gültigem Ticket gehen", erklärt Zeller.

    Wenn Kinder also noch kein Smartphone haben, ihre Eltern ihnen aber ein Deutschlandticket kaufen möchten, sollten sie unbedingt genug Zeit einplanen, meint Zeller. "Die Regelungen könnten verbraucherfreundlicher sein, aber verstoßen per se nicht gegen geltendes Recht", so ihr Fazit.

    Ausweispflicht und Verlust des TicketsDas Deutschlandticket ist personengebunden; daher muss man sich mit einem amtlichen Dokument ausweisen können. Kinder haben jedoch keinen Personalausweis. Der sei auch nicht zwingend nötig, so Cornelia Wagner, von der Pressestelle der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV); ein Schülerausweis genüge. Sibylle Holste von der APG ergänzt, dass die Regelungen zur Ausweispflicht in den Tarifbestimmungen des Deutschlandtickets hinterlegt seien. In diesen steht, dass bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres der Schülerausweis ausreichend sei. "Wird ein solcher nicht ausgestellt, entfällt die Legitimationspflicht", heißt es dort weiter.Wer die Chipkarte verliert und Ersatz benötigt, auf den kommen unterschiedliche Kosten zu, je nachdem, wo man das Ticket gekauft hat. Bei der APG gab Holste einen Betrag von 30 Euro an. Bei der HVV fallen 5 Euro inklusive Versand an.(jen)

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