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"Die Amtshandlungen sind ein Spiegel der Gesellschaft"

Marktheidenfeld

"Die Amtshandlungen sind ein Spiegel der Gesellschaft"

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    Neuer Notar in Marktheidenfeld:
Dr. Frank Eckert.
    Neuer Notar in Marktheidenfeld: Dr. Frank Eckert. Foto: FOTO A. BRACHS

    MARKTHEIDENFELD (ABRA) Der Amtswechsel ist längst vollzogen; jetzt stellt sich der neue Mann öffentlich vor: Dr. Frank Eckert trat 2006 die Nachfolge von Dr. Ludwig Hofstetter im Marktheidenfelder Notariat an. Dr. Eckert stammt aus Gamburg und wollte nach seiner juristischen Ausbildung in seiner Heimatregion bleiben. Als Dr. Hofstetter im September 2005 an das Notariat in Kitzingen wechselte, bot sich diese Chance. Eckert teilt sich nun die Arbeit mit Dr. Burkard Haiduk, dem das Notariatsgebäude gehört und der auch darin wohnt.

    Der neue Notar räumt gleich beim ersten Kontakt mit einigen Klischees auf, die seinen Stand betreffen. Weil Notare oft Urkunden mit trockenen Inhalten verlesen, erscheine ihr Beruf langweilig. Für Eckert gilt das nicht. "Die Amtshandlungen sind ein Spiegel der Gesellschaft." So könne man die zunehmende Individualisierung auch in den Verträgen ablesen: "Alles wird immer komplizierter." Eckert nennt das Erbrecht als Beispiel: "Früher gab es den Mann, die Frau und die Kinder aus dieser Ehe." Heute setzen sich die Patchwork-Familien aus verschiedenen Beziehungen zusammen - oft auch noch international gemischt.

    Besonderheiten seines Dienstes in Marktheidenfeld: "Ich habe hier in einem halben Jahr mehr Adoptionen beurkundet als in zwei Jahren in Schweinfurt. Auch nicht auf den ersten Blick erkennbar: Im Altkreis gibt es viele international zusammengesetzte Ehen. Und eine weitere Spezialität der Region: das Kellerrecht - für den Notar eine spannende Materie. Gemeint sind Keller, die nicht zum eigenen Grundstück gehören oder sich über mehrere Grundstücke verschiedener Parteien erstrecken.

    Der Neue plädiert auch für den Erhalt des freiberuflichen Notars nach bayerischem Vorbild. Zwar wird der Notar vom Justizministerium bestellt, doch ist er kein Beamter, sondern "unabhängiger Amtsträger". Dies mache ihn unabhängig von jeglicher Einflussnahme, auch von staatlicher Seite. Und wie wird man Notar? Die Assessoren oder Notare bewerben sich auf eine Notariatsstelle und werden nach dem Jahrgangsprinzip bestellt. Das heißt, der dienstälteste Bewerber wird genommen. Gibt es gleichwertige, entscheidet die Examensnote. Noch eine Besonderheit dieses Berufsstandes: Notare werden auf Lebenszeit bestellt, was in der Praxis bedeutet, dass sie ihr Amt zwischen dem 62. und 70. Lebensjahr aufgeben dürfen. Über 70 darf kein Notar mehr amtieren.

    Eckert erklärt auch, warum seiner Ansicht nach die prozentualen Wertgebühren für die Amtshandlungen gerechtfertigt sind, die zum weitaus größten Teil dem Notar zufließen: Je wertvoller ein Verhandlungsgegenstand sei, desto komplizierter sei oft die Rechtslage und desto größer das Haftungsrisiko, das der Notar trage. Außerdem müsse der Notar von den Einnahmen seine Mitarbeiter bezahlen.

    Auch für die Bürger sieht Eckert Vorteile: Die freiberuflichen Notare arbeiteten oft schneller und flexibler als ihre Beamten-Kollegen in anderen Bundesländern und das auf internationalem Niveau preisgünstig: "Wir sind hier der billige Jakob", sagt Eckert über das bayerische Wertgebühren-System. Beratungen sind zum Beispiel kostenlos; erst bei der Beurkundung oder einem Entwurf fallen Gebühren an. So sind Eckert und sein Kollege Haiduk auch zu Sprechtagen in Neubrunn und Uettingen vor Ort, um Bürgern lange Anfahrten zu ersparen.

    Zur Person

    Dr. Frank Eckert ist 1972 in Tauber-
    bischofsheim geboren und in Gam-
    burg aufgewachsen. Nach dem
    Abitur in Wertheim studierte er
    Rechtswissenschaften in Würzburg.
    Nach dem Referendariat dort pro-
    movierte Eckert über kommunales
    Wirtschaftsrecht. 2001/02 hängte
    er ein Zusatzstudium Verwaltungs-
    wissenschaften in Speyer an. Nach
    dem zweiten Staatsexamen folgten
    drei Jahre als Notarassessor in
    Schweinfurt und am Deutschen
    Notarinstitut in Würzburg. Seit
    1.1.2006 ist Eckert Notar in Markt-
    heidenfeld. Das Notariat bedient
    den Altkreis Marktheidenfeld und
    hat außer den beiden Notaren
    zehn Mitarbeiter. Eckert ist mit
    einer Würzburger Anwältin verhei-
    ratet. Seine Hobbys: Lesen, Latein,
    Griechisch, Angeln und Rad fahren.

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