Die 77. Lohrer Spessartfestwoche war nach den Worten von Mario Paul "Citymanagement par excellence". Für die Stadt machten sich die zehn Tage "vielfach bezahlt", meinte der Bürgermeister am Montag im Bilanzgespräch im Rathaus. Axel Kochinki, einer der Geschäftsführer der Würzburger Hofbräu, sprach gar von einem "Juwel, das glänzt und strahlt".
Für Paul war es eine "durchweg positive und tolle Spessartfestwoche, die jetzt schon Lust aufs nächste Jahr macht". Ihm sei nicht verborgen geblieben, dass der eine oder andere Tag schwächer besucht gewesen sei als im Vorjahr, beispielsweise der Montag, räumte der Bürgermeister ein, der auch für den abwesenden Festwirt Franz Widmann sprach.

Allerdings hätten viele Leute speziell für diesen Tag noch die legendären "Jukebox-Montage" im Gedächtnis, als die lokale Band das Festzelt gefüllt habe. Jetzt gingen viele Lohrer an einem ruhigeren Montag zur Festwoche, der wegen der größeren Ruhe auch schön sei. So habe er es auch mit seiner Familie gehalten, berichtete Paul.
Bürgermeister will nicht Besucher zählen
Er werbe dafür, nicht auf Schwächen zu schauen und keine Besucher zu zählen. Wichtig sei, dass die "Festwoche funktioniert und ein wundervolles Fest ist". Positive Worte fand Paul auch für die Brauerei, die nicht nur für das Festbier sorge, sondern auch mit dem Keiler-Weißbierfrühschoppen viele Menschen und eine gute Stimmung in die Stadt bringe. Beim Anblick des Festplatzes nachts könne er sich nicht vorstellen, "dass ein Fest nicht stattfindet, das 100.000 Menschen glücklich macht".
Die Festwoche stehe für persönliche Treffen, ein Miteinander und gute Laune. Selbstverständlich werde man reflektieren, was man an der einen oder anderen Stelle besser machen könne. "Wir hatten an den zehn Tagen eine ganze Reihe von Höhepunkten, an denen es sicher nicht viel zu verändern gibt", unterstrich der städtische Festwochenorganisator Dieter Daus. Über den ersten Sonntag und Montag, die auch in diesem Jahr wieder schwächer ausfielen, macht man sich laut Daus bereits jetzt Gedanken. Es gebe gute Ideen, die aber noch nicht spruchreif seien.

Das Abschlussfeuerwerk am Sonntagabend vom Waldzeller Lokalmatador Jürgen Mattis von Franken-Pyro nannte der geschäftsleitende Beamte im Rathaus "fulminant". Es habe einmal mehr Tausende von Zuschauern auf den "Galerien" alte und neue Mainbrücke und auf dem Festplatz begeistert.
Zwar sei die Festwoche ein Stadtfest, aber erst die Zusammenarbeit mit der Festwirtsfamilie Widmann, der Familie Ferling, den Generalpächtern des Vergnügungsparks, der Brauerei und den sogenannten Blaulichtorganisationen machten sie zu einer "rundum gelungenen Großveranstaltung". Akribisch hat Daus die Regenfälle während der zehn Tage gemessen. Insgesamt waren es 54 Liter, am meisten am ersten Freitag und Samstag mit 29 Litern.
Schausteller zufrieden
Nadine und Carmen Ferling aus Offenbach berichteten für den Festplatz, die Schausteller seien "im Großen und Ganzen zufrieden". Unter der Woche sei das Geschäft etwas schlechter gelaufen als im Vorjahr, "aber es war okay". Ein bisschen Regen sei besser als zu große Hitze, wie man am Mittwoch gemerkt habe.

Der neue Brauerei-Geschäftsführer Axel Kochinki war erstmals auf der Festwoche und hat sich offensichtlich infiziert: "Sie dürfen stolz sein auf das, was da passiert." Besonders wichtig sei für ihn, dass Menschen friedlich miteinander feierten. So habe er es jedenfalls an den sieben Tagen wahrgenommen, an denen er die Festwoche besucht habe.
Das Ambiente direkt am Main sei sehr schön. Es sei geradezu ein Alleinstellungsmerkmal, dass man praktisch direkt am Fluss sitzen könne. Die Brauerei sei glücklich, mit dem Produkt Keiler-Bier eine Symbiose mit der Stadt Lohr und den Fans feiern zu können. Beim Weißbier-Frühschoppen mit 2000 Besuchern sei die Stimmung "für ein Fest dieser Dimension extrem positiv" gewesen.
Polizei lobt Sicherheitsdienst des Festwirts
Es gehöre zum Leben dazu, so Kochinki, dass man an kleinen Stellschrauben drehe und sich weiterentwickele. Aber Vergleiche mit anderen Volksfesten sollte man nach Ansicht des Geschäftsführers lassen: "Man sollte vor allem darauf schauen, was wir hier an Schönem haben."

Die Festwoche sei eine "Herausforderung für die kleine Polizei-Inspektion Lohr", meinte ihr Leiter Johannes Schuhmann. Mit seinem Stellvertreter Florian Daube bedeuteten die zehn Tage einen großen Planungsaufwand. Die Zusammenarbeit mit den Beteiligten in Sicherheitsfragen sei sehr gut.
Laut Schuhmann gab es während der Festwoche kein einziges Körperverletzungsdelikt, weder im Zelt noch auf dem Festplatz oder in den Bussen. Die Stimmung sei ausgelassen, aber friedlich gewesen – auch bedingt durch die gute Zusammenarbeit mit dem vom Festwirt engagierten Sicherheitsdienst. Dieser habe die Lage im Griff gehabt und sei gut aufgetreten, "das nimmt den Dampf aus dem Kessel".
Polizei läuft Streife
Gut angekommen seien die Streifen der Polizei durchs Zelt und auf dem Festplatz. Damit habe man signalisiert: Die Polizei ist sichtbar und ansprechbar. Die registrierten Delikte wie einen Geldbörsendiebstahl und einen Widerstand gegen eine Verweisung aus dem Zelt nannte Schuhmann "völlig niederschwellig".

Die Polizei hat nach seinen Angaben auch keine Trunkenheitsfahrt in direktem Zusammenhang mit der Festwoche registriert. Man habe zwar einen Betrunkenen mit über zwei Promille am Steuer erwischt, aber es sei nicht zu klären gewesen, ob er sich diesen Blutalkoholpegel auf der Festwoche zugezogen habe.
Die Lohrer Polizei wurde laut Schuhmann vom zentralen Einsatzdienst aus Würzburg und Aschaffenburg und der Wasserschutzpolizei unterstützt. Diese habe einen kuriosen Fang gemacht: Einen Lohrer mit 1,24 Promille auf einem selbst gebauten Boot mit nicht fachmännisch montiertem Motor. Seinen Autoführerschein sei er damit aber nicht los.
Erfolgreich war nach den Worten des Lohrer Polizeichefs ein "Warnschuss": Bereits vor der Festwoche sei drei Personen Platzverbot erteilt worden. Eine der drei hielt sich auch daran, lieferte sich aber mit Kumpanen auf dem nahen Skaterplatz eine Auseinandersetzung mit der Polizei. Weil er Pfefferspray versprüht habe, laufe gegen ihn ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.

Von einer ruhigen Festwoche für das Rote Kreuz berichtete der Lohrer Bereitschaftsleiter Tobias Hausdörfer. Die Zahl der Behandelten liege mit 108 an den zehn Tagen auf dem Niveau von 2023. Die Zahl der Patienten, die mit dem Rettungsdienst abtransportiert worden seien, sei auf zwölf gesunken. Patienten mit Schnittwunden und Problemen wegen des Alkoholkonsums habe es weniger gegeben, Insektenstiche mehr. Laut Hausdörfer waren insgesamt 149 Helferinnen und Helfer im Einsatz, die 810 Arbeitsstunden leisteten.
Für die Urlaubsplanung der Festwochenfans gab Dieter Daus die Termine der beiden nächsten Jahre bekannt: Die 78. Festwoche ist vom 25. Juli bis 3. August 2025, die 79. Auflage vom 24. Juli bis 2. August 2026.
FestwochenexpressFür einige Irritationen in den Sozialen Medien hat der Umstand gesorgt, dass am ersten Sonntag und dem Montag der 77. Lohrer Spessartfestwoche der Festwochenexpress nicht gefahren ist. Darauf angesprochen, erklärte Bürgermeister Mario Paul im Bilanzgespräch am Montag, an beiden Tagen seien in den Vorjahren die mit Abstand wenigsten Fahrgäste gezählt worden. Deshalb sei der Express bereits 2023 am Sonntag und Montag nicht gefahren.Die Stadt habe deutlich kommuniziert, dass das auch in diesem Jahr der Fall sein werde, betonte Paul. Man dürfe nicht vergessen, dass sich der Festwochenexpress nicht selbst trage, sondern bei jeder Festwoche dafür ein fünfstelliges Defizit auflaufe. Dieses wird von der Brauerei zu zwei Dritteln und dem Festwirt zu einem Drittel getragen. Zudem sei es schwierig, freiwillige Helfer für weitgehend leere Busse zu finden, so der BürgermeisterQuelle: tjm