Viele tausend Briefe ans Christkind sind in Himmelstadt (Lkr. Main-Spessart) schon wieder eingetroffen. Zur Eröffnung des einzigen bayerischen Weihnachtspostamtes setzte Verena Bentele den Sonderstempel auf die ersten Antwortschreiben. Die 34-Jährige wurde als blinde Sportlerin zwischen 1995 und 2011 viermal Weltmeisterin und holte zwölf Paralympics-Siege im Biathlon und Skilanglauf. Nach einer kurzen politischen Karriere als Behindertenbeauftragte des Deutschen Bundestages (2014 bis 2018) und Münchner Stadträtin (ein Jahr) wurde sie im Mai 2018 Präsidentin des Sozialverbandes VdK.
Schon zum 34. Mal werden in Himmelstadt Briefe ans Christkind entgegengenommen und von einem großen Team beantwortet. Sie sei als Kind nicht auf die Idee gekommen, ans Christkind zu schreiben, verriet Bentele beim Empfang im Rathaus. Bei der Eröffnung auf der Bühne des Weihnachtserlebnisses Himmelstadt dann aber sah sie Gemeinsamkeiten: Die Kinder schreiben nämlich nicht nur über ihre Wünsche, sondern auch über ihre Sorgen und Nöte.
Warum die kleine Verena am Schlüsselloch schnüffelte
Auch an den größten Sozialverband in Bayern wenden sich Menschen, die Hilfe brauchen, so Bentele. Sie verriet auch, wie sie als Kind vor der Bescherung an der Tür gelauscht und versucht hatte, das Christkind durchs Schlüsselloch zu riechen. Es roch nach Tannen und Kerzen. Doch ob so, mit Weihnachtsliedern oder warmen Kerzenschein: Das Christkind und Weihnachten stehe für viele gute Sachen wie den Glauben an Wunder und die Zuversicht, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Besonders freute es sie, dass sie schon einmal den Nikolaus anfassen durfte, der sich - wie der Himmelstadter Weihnachtsengel (Amelie Schubert im zweiten Jahr) - an die Kinder wandte und kleine Geschenke verteilte.

Nur sehr wenige Briefe von 80 000 sind in Braille
Laut Rosemarie Schotte, der Leiter des Helferteams, können auch Briefe in Braille beantwortet werden. Bei den bis zu 80 000 Briefen jährlich seien das bisher aber keine zehn in Blindenschrift gewesen. Im Laufe der Jahre trafen Briefe aus 127 Ländern ein, weshalb es Übersetzer für Englisch, Französisch, Polnisch und Russisch gibt. Angekündigt wurden ihr bereits Briefe aus Tasmanien.
Die Antwortbriefe werden immer auf Deutsch verfasst, das Porto und praktisch alle Kosten der Weihnachtspostfiliale, so die offizielle Bezeichnung, übernimmt die Deutsche Post.