Pfusch am Bau beim Glasfaserprojekt in Lohr, rechtliches Hin und Her in Sachen Wonnemar und Streit über den persönlichen Geschmack, was Plastikmöbel in Lohr angeht: Das vergangene Jahr bot einige Aufreger. Wir lassen sechs davon Revue passieren.
1. Besitzer zunächst unbekannt: Der mysteriöse Güterzug in Karlstadt und Wernfeld

So plötzlich wie er kam, war er auch wieder verschwunden: Der Güterzug, der mehrere Tage auf einem Gleis gegenüber des E-Centers in Karlstadt stand. Und dann wieder weg war. Plötzlich tauchte ein ähnlicher Zug in Wernfeld auf und wartete dort beinahe zwei Wochen lang. Doch nicht einmal die Deutsche Bahn wusste zunächst, was es damit auf sich hatte. "Der Zug hat mit Sicherheit seine Daseinsberechtigung und gehört auch irgendwem", ließ die Pressestelle der Deutschen Bahn im April auf Nachfrage dieser Redaktion verlauten. Zwei Tage später fuhr der Zug planmäßig weiter – die Pressestelle betonte, dass Details korrekterweise nicht öffentlich bekanntgegeben wurden.

2. Ein Drama, das bisher kein Ende fand: die Wonnemar-Krise

Es ist ein Drama, in dem der letzte Akt noch nicht geschrieben ist: das Freizeitbad-Debakel von Marktheidenfeld. Von der Erklärung der Stadt im Januar 2021, wonach das Wonnemar an die Stadt heimfalle, bis zum Schiedsspruch im Sommer 2022 ist einige Zeit vergangen. Ende Juli konnte Bürgermeister Thomas Stamm dann berichten, dass die Betreibergesellschaft interSPA, die Anfang 2021 Insolvenz angemeldet hatte, und deren Investor AIM Spa das Bad an die Stadt zurückzugeben müssen.

Doch dann meldete auch die Besitzgesellschaft interSPA Insolvenz an. So ist die rechtliche Situation wieder unklar – und ebenso der wirkliche Zustand des Bades. Zusätzlich kam heraus, dass die Betreiber bei der Wasserentnahme betrogen hatten. Wann das Freizeitbad wieder öffnen kann, steht in den Sternen.
3. Schönheit liegt im Auge des Betrachters: Die roten Plastikmöbel in Lohr spalten die Gemüter

Leuchtend rote Plastikmöbel zieren seit August die Lohrer Altstadt. Der Initiativkreis des Citymanagements hatte sie angeschafft. Damit wurde die 2021 gestartete Aktion der "Lohrer Lieblingsplätze" fortgesetzt, bei der man versucht hatte, an wechselnden Stellen in der Altstadt Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen. Doch diese Außenmöbel gefielen nicht allen: So bezeichnete sie Stadträtin Brigitte Riedmann (Freie Wähler) als "potthässlich", Stadtrat Wolfgang Weis (Grüne) als "grässlich". Auch in den sozialen Medien wurden die Sitzgelegenheiten heftig diskutiert. Torsten Ruf (ÖDP) scheiterte dennoch mit seinem Antrag auf Verbannung der Möbel aus der Altstadt.

4. Kosten-Hin-und-Her in Lohr: Millionenprojekt Zentralklinikum beschäftigt den Kreistag

Zu lange mit "Lidl-Preisen" geplant? Das jedenfalls ließ sich noch im April aus den Äußerungen des Architekten für den Neubau des Zentralklinikums Main-Spessart in Lohr herauslesen. Der sagte, man habe ihn bei der ursprünglichen Kalkulation gezwungen, die Gesamtkosten von 143 Millionen Euro nicht zu überschreiten.

Eigentlich hatte auch er schon 2019 mit 160 Millionen Euro gerechnet – die nach Zweifeln der Regierung von Unterfranken im Raum standen. Im September fiel dann endlich die Entscheidung nach dem Kosten-Hin-und-Her: Die Mehrheit der Kreistagsmitglieder gab grünes Licht für die neu berechnete Summe von 157 Millionen Euro. Die Bezirksregierung stockte die Fördersumme auf rund 109 Millionen auf.
5. Das Glasfaser-Fiasko in Lohr: Baufirma pfuschte nicht nur bei den Pflasterarbeiten

Der Glasfaserausbau in Lohr durch die Telekom brachte nicht nur die Möglichkeit für schnelleres Internet, sondern auch ziemlichen Ärger mit der ausführenden Baufirma. Zu große Fugen, wellige Oberflächen, mangelhafter Untergrund – die Mängelliste ist lang. Vorhandene Leitungen wurden zu wenig beachtet. Die Rede war auch von ausufernden Arbeitszeiten der Bauarbeiter.

Und schließlich sollen die Arbeiter in Ermangelung einer vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Toilette in private Garagen uriniert und ihre Notdurft hinter der Wombacher Kirche verrichtet haben. Stadtwerkechef Otto Mergler fürchtet Folgekosten – immerhin gab Juan Carpico, Bauleiter der bauausführenden Firma Circet, zu: "Hier ist alles schief gegangen, was schief gehen konnte".