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LANGENPROZELTEN: Die Heilpraktikerin und das liebe Vieh

LANGENPROZELTEN

Die Heilpraktikerin und das liebe Vieh

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    „Das Wohl der Tiere steht an erster Stelle“: Tierheilpraktikern Ulrike Kübert-Barsch versteht ihren Berufsstand als Ergänzung zur herkömmlichen Tiermedizin.
    „Das Wohl der Tiere steht an erster Stelle“: Tierheilpraktikern Ulrike Kübert-Barsch versteht ihren Berufsstand als Ergänzung zur herkömmlichen Tiermedizin. Foto: FOTO Nadine Klikar

    Ulrike Kübert-Barsch entspricht so gar nicht dem Klischee einer Heilpraktikerin. Die 41-Jährige trägt eine praktische Kurzhaarfrisur, Jeans und Pulli. „Viele denken aber, ich vollführe in meiner Praxis eine Art Regentanz oder brenne irgendwelche Räucherstäbchen ab.“ Kübert-Barsch kennt diese Vorurteile sehr gut, denn vor nicht all zu langer Zeit gehörte sie selbst noch zu den Skeptikern.

    Lange auf Schulmedizin vertraut

    Als gelernte Krankenschwester war sie nie mit der Naturheilkunde in Berührung gekommen, vertraute voll und ganz auf die Schulmedizin – bis vor über zehn Jahren ihr Hund anfing zu lahmen. „Ich bin damals von Tierarzt zu Tierarzt gerannt. Alle haben mir gesagt, dass ich mit ihm allenfalls noch Seniorengassi gehen kann“, erinnert sich die 41-Jährige.

    Zufriedengeben wollte sie sich damit nicht: „Der Hund war ja noch relativ jung.“ Also suchte sie nach Alternativen, wälzte Bücher. Schließlich experimentierte sie auf eigene Faust mit homöopathischen Mitteln. „Dem Hund ging es besser, auch wenn er natürlich nicht wieder ganz gesund wurde“, erinnert sich die Blondine. Von da an war die Neugierde der Krankenschwester geweckt. Sie verschlang jedes Buch über Naturheilkunde für Tiere, das sie in die Finger bekam.

    Befriedigend war das aber nicht. „Es gab so wenig Literatur zu diesem Thema“, erzählt sie. Also wandte sich Kübert-Barsch an den Verband der Tierheilpraktiker. „Endlich konnte ich jemanden mit meinen ganzen Fragen bombardieren.“ Die 41-Jährige hatte Blut geleckt und meldete sich schließlich zur Verbandsprüfung an. „Das Problem ist, dass der Tierheilpraktiker kein anerkannter Beruf ist. Man muss weder eine Schule besuchen, noch eine Prüfung bestehen und darf sich trotzdem Tierheilpraktiker nennen.“

    Um dieses Problem zu umgehen und um ein größtmöglichstes Maß an Seriosität zu gewährleisten, entschieden sich die einzelnen Tierheilpraktikerverbände, fünf sind es an der Zahl, zu einer Kooperation. Gemeinsam richten sie seither eine Prüfung auf Verbandsebene aus, die auch Kübert-Barsch bestanden hat. Die 41-Jährige sieht ihre Arbeit keinesfalls in Konkurrenz zu der herkömmlichen Tiermedizin, sondern eher als eine Art Ergänzung. „Prophylaxe heißt das Zauberwort. Viele Krankheiten würden gar nicht erst auftreten, wenn die Tierbesitzer gewisse Dinge beachten würden.“

    Wenige Katzenbesitzer wüssten zum Beispiel, dass Katzen von Natur aus zu wenig trinken und ihnen ein Übermaß an Trockenfutter schade. „Diese Katzen bekommen im Alter Nierenprobleme“, erzählt Kübert-Barsch. Vermeiden lässt sich das, in dem Herrchen oder Frauchen mehr auf Dosenfutter setzen.

    Der letzte Strohhalm

    Dennoch erlebt Kübert-Barsch es immer wieder, dass die Tierbesitzer sie „nur“ als eine Art letzten Strohhalm betrachten und erst kommen, wenn das Tier bereits austherapiert ist. Es also keine Chance mehr gibt. „Da bin ich natürlich auch machtlos.“ Auch gibt es Krankheiten, die mit den Mitteln der Naturheilkunde nicht zu behandeln sind. „In solchen Fällen rate ich den Besitzern, zum Tierarzt zu gehen. Schließlich geht es ja in erster Linie um das Tier.“

    Für ihre vierbeinigen Patienten nimmt sich die Tierheilpraktikern viel Zeit. „Ich habe ganz andere Möglichkeiten als ein Tierarzt, der sich nicht stundenlang mit dem Halter unterhalten kann, um nach einer Ursache für das Problem zu fanden.“ Denn oftmals sind es Kleinigkeiten, die des Rätsels Lösung in sich bergen. So wie in dem Fall einer Hündin, die plötzlich stark übergewichtig wurde und überhaupt keine Lust mehr auf Bewegung hatte.

    Im Gespräch mit dem Frauchen fand die Tierheilpraktikerin heraus, dass die Hündin seit geraumer Zeit Hormonspritzen bekam und diese offenbar nicht vertrug. „Die Tiere können ja nicht sagen, mir wird von den Spritzen immer ganz schlecht, versuch es doch mal mit was anderem.“ Ein bisschen dicker ist die Hündin zwar immer noch, aber zumindest hat sie wieder Spaß am Gassigehen. Die hormonellen Probleme ließen sich mit homöopathischen Mitteln lindern.

    Neben Bachblüten und Globuli verschreibt Kübert-Barsch übrigens auch Blutegel für das liebe Vieh. Der Wirkstoff im Speichel des Tieres kann dabei helfen, Blutgerinnsel und Blutergüsse zu behandeln. Dem Tier wird kurzerhand das Fell rasiert und der Egel angesetzt. Der saugt dann zwischen fünf Minuten und einer halben Stunde und fällt, wenn er satt ist, wieder ab. Allerdings muss die Heilpraktikern manchmal auch etwas nachhelfen. „Auch der Egel ekelt sich. Vor Schorf zum Beispiel. Außerdem gibt es auch faule Egel, die viel langsamer saugen als ihre Artgenossen.“ Dann erhält der Egel eben einen kleinen Schubs mit dem Finger. Zimperlich darf man nicht sein, weder als Krankenschwester noch als Tierheilpraktikerin.

    Online-Tipp

    Weitere Informationen und Kontakt zu Ulrike Kübert-Barsch unter www.tierheilpraxis-kuebert-barsch.de

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