„Die Maßnahme wäre schon längst fällig gewesen“, zufrieden besichtigte Forsttechniker Johannes Pietron die Arbeiten neben der Bundesstraße 26. Der stellvertretende Revierleiter, so seine offizielle Dienstbezeichnung im Forstbetrieb der Stadt Gemünden, ist verantwortlich für die Baumfällaktion zwischen Gemünden und Wernfeld, die bis zum Samstag zeitweise zu Vollsperrungen der Bundesstraße führt.
„Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die Straße für die Zeit unserer Arbeiten vollständig zu sperren“, erzählt Pietron auf seinem Weg vorbei an Baumkronen und losen Ästen, die auf der Bundesstraße bis hin zu den Schutzplanken liegen, die die B 26 gegenüber den Bahnstrecken Gemünden – Würzburg und Gemünden – Waigolshausen abgrenzen. Eine ordentliche und vor allem sichere Verkehrsführung wäre bei dem Umfang der Arbeiten sonst nicht möglich gewesen.
So können nun die Forstleute der Stadt zügig zu Werke gehen. Und damit die Arbeiten schnell abgeschlossen werden können, hat Pietron eine zweite Gruppe von Forstleuten aus einem ortsansässigen Unternehmen eingesetzt. Während die „Städtischen“ sich von Gemünden aus in Richtung Wernfeld vorarbeiten, rückt die andere Gruppe den Bäumen in entgegengesetzter Richtung an die Stämme.
„Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer war nicht mehr im erforderlichen Umfang gewährleistet“, betont Forstmann Pietron mit Blick auf den Baumbestand in diesem Teil des Stadtwalds. Eine größere Anzahl Bäume ist schon seit längerer Zeit dürr, andere sind in bedrohliche Schieflage geraten und könnten bei einem Unwetter auf die Bundesstraße und die Bahnstrecke fallen, sagt er und erinnert an den erst wenige Wochen zurückliegenden Fall bei Gambach, wo plötzlich ein Baum auf ein Auto stürzte.
Einige Bäume sehen allerdings noch sehr gesund aus, doch Fachmann Pietron kennt auch das Innenleben der Bäume. Spätestens nach dem Fällen zeigt sich auch dem Laien, dass einige Stämme innen verfault und teilweise ausgehöhlt sind. Als Beispiel zeigt er auf zwei Hainbuchen, von denen eine innen hohl ist.
„Furnierholz ist keines zu erwarten“, meint der Forsttechniker schmunzelnd. Lediglich als Lieferanten für Hackschnitzel sind sie zu gebrauchen. Kleinere Äste zerkleinern die Forstleute vor Ort. Für die Verarbeitung des stärkeren Holzes rückte am Mittwoch ein mobiler Großhäcksler an, in dessen Schlund auch die dicksten Bäume verschwinden und in kleinen Schnitzeln in einen Container fallen.
Es geht gut voran und das Wetter passt. Sonnenschein und eine angenehme Luft ließen bislang bereits ein großes Arbeitspensum zu. Mit einem Forstweg etwa auf halber Höhe des Hangs hätten die Arbeiten allerdings zügiger vonstattengehen können und er hätte Kosten gespart. Doch nun zusätzlich einen Weg in den steilen Hang einzubringen, wäre zu teuer und wirtschaftlich auch für die Zukunft wegen der schlechten Holzqualität nicht vertretbar.
Rund 100 Bäume sind von dieser Durchforstungsaktion betroffen. Die Wurzelstöcke bleiben im Erdreich und sichern weiterhin den Hang. Eine größere Anzahl von ihnen hat Stadtförster Meinolf Arndt höher absägen lassen, damit sie ein natürliches Hindernis für abrutschendes Holz aus dem oberen Hangbereich bilden. Eiche und Hainbuche sind die widerstandsfähigsten Baumarten und bilden innerhalb kurzer Zeit wieder Stockausschläge.
Im Herbst wurde die Aktion des städtischen Forstbetriebes vorbereitet und mit den zuständigen Behörden und Ämtern abgestimmt. Die Deutsche Bahn AG hatte vorsorglich die Stromleitung, die unmittelbar neben der Bundesstraße verläuft, abgeschaltet und einen Mitarbeiter als Ansprechpartner abgestellt.
Obwohl Schilder auf die Sperrung der Bundesstraße 26 von 8.15 bis 16.30 Uhr hinweisen und die Umleitungsstrecke aufzeigen, ignorierten vor allem auswärtige und ausländische Lastwagenfahrer die ersten Sperrschilder. Auf Höhe des Aldi-Marktes kam es dann ganztägig zum Treffen der Brummis, die auf den Parkplätzen unter der Kessler-Brücke wenden mussten. Nicht selten stauten dort drei und mehr Lastwagen unnötig den Verkehr auf.
ONLINE-TIPP
Mehr Fotos von der Baumfällaktion zwischen Gemünden und Wernfeld unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/gemuenden.