Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

Die nördlichste Stadt Italiens

Marktheidenfeld

Die nördlichste Stadt Italiens

    • |
    • |
    Ich fass' es nicht: Kanzlersouffleuse Simone Solga plauderte bei ihrem Kabarettauftritt in Altfeld aus dem
Nähkästchen.
    Ich fass' es nicht: Kanzlersouffleuse Simone Solga plauderte bei ihrem Kabarettauftritt in Altfeld aus dem Nähkästchen. Foto: FOTO MARTIN HARTH

    Beinahe schon ein altbekanntes Gesicht, das der Vorsitzende des Sportvereins Altfeld, Helmut Adam, am Freitagabend zum 3.  Kabarettabend in der Grafschaftshalle begrüßen durfte: Simone Solga war schließlich schon vor zwei Jahren mit ihrer "Perle mit Zündschnur" zu Gast; TV-Auftritte haben die Wahlmünchnerin bundesweit bekannt gemacht. Sei es in "7 Tage - 7 Köpfe", "Ottis Schlachthof", "Scheibenwischer" oder auf dem legendären Nockherberg, bei dem Kanzlergattin Doris ihr Metier ist.

    Diesmal brachte sie ein "Best of" mit, denn das vom Veranstalter angekündigte Programm "Kanzlersouffleuse" ist noch nicht ganz soweit und kommt erst im Sommer/Herbst auf die Bühne. Herausgekommen ist dabei ein unterhaltsames Kaleidoskop aus früheren Nummern mit so manchem Nadelstich. Freilich so richtig locker, rund, mit einem schönen Spannungsbogen und wirklichen Höhepunkten sollte der Abend allerdings nicht gelingen.

    Der Beginn lag bei einem "Volkslied" aus Solgas alter Heimat Sachsen, wo es, wie das ehemalige Ensemblemitglied der Leipziger "Pfeffermühle" feststellte, zwischen dem Wismuth-Uran und dem Porzellan aus Meißen immer noch nicht so recht weitergehen will. Dann nahm die temperamentvolle Blonde ihr Publikum ran; auch die Unterfranken sollen gefälligst ein wenig mitgehen, wenn sie sich über zwei Stunden auf der Bühne einer Sporthalle müht. Ein wenig Lokalkolorit - "Autoschleicher aus Triefenheim", oder wie hieß das gleich noch mal? und die Dauerbaustelle in der Marktheidenfelder Baumhofstraße, so etwas wie der Dom von Köln - sind ein verbindendes Schmunzeln wert.

    Dann ging er los, der stete Wechsel von Song und Szene, alles textsicher und wunderbar mit Kontakt zum Publikum gespielt. Solgas wirkliche Stärke ist das Wort, das Wortspiel - und so führte sie in einem atemberaubenden Solo zwischen Girlie und Powerfrau modernes Kommunikationsdesign ins Absurde.

    Dann blies die verbindende Figur des Abends, eine vielleicht ostpreußische Flüchtlingsoma, welche die Slawen, Polen und Russen wie ihre Westentasche kennt, zur Jagd auf die Friedenstaube. Die Russen, sie waren ein Schwerpunkt im Programm, so als die kleine süße Olga, einst Professorin in Königsberg, dem pingeligen deutschen Studiendirektor in der Bar "Chez Nous" die Herrschaft des Dativs nahe bringt. Nach einer spektakulären Formel für Fremdenfeindlichkeit und Angstzustände erklärte vor der Pause noch eine parodistische russische Volksweise die besondere Bedeutung der Zwiebel.

    Im zweiten Teil des Abends grüßten zunächst Loriot und Evelyn Hamann mit dem wahnsinnig britischen "Ti-Äitsch". Ein russische Entspannungsübung, so Solga, ist der "nasse Lappen" und schon legt sie sich rücklings auf den Tisch auf der Bühne und rät schwadronierend zu mehr Entspannung. Etwa, wenn sie schlussfolgert, dass George Bush bei der US-Mars-Erkundung nach Massenvernichtungswaffen suchen könnte. Dann wurden Urlaub und Liebe kritisch beäugt, bevor ein Plattler-Solo zum klassisch politischen Kabarett überleitete.

    Mephisto trat auf die Bühne, wo Dr. Faustus - Kanzler Schröder -, der stets das Linke will und das Rechte schafft, seine Wahlversprechen abstreicht: "Wie haltet ihr's mit den Reformen?" Ein Brief an Müntefering fragte nach der Überlegenheit und Qualität des Kapitalismus und Hamlets klassischer Monolog "Rein oder nicht rein - das ist hier die Frage" wurde mit dem Bierkrug statt dem Totenschädel in der Hand zur Schicksalsfrage des EU-Beitritts der Türkei.

    Nachdem diese Passage, vielleicht die gelungenste und nachdenklichste des Abends, vorüber war, ging's noch mal kurz zur Bussi-Bussi-Schickeria in Stoibers München, der vorgeblich nördlichsten Stadt Italiens. Der Auftritt klang dann mit einem Gstanzl über die Liebe von Lisa und Hans an der ewigen rauschenden Isar aus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden