Bereits eine Woche vor der traditionell am letzten Wochenende im August stattfindenden Kirchweih in Frammersbach standen am Wochenende und am Montag hinter dem Rathaus ein farbenfrohes Kinderkarussell und eine Angel-Bude. Diese hatte die in Frammersbach als "Autoscooter-Schmitt" bekannte Firma aus Aschaffenburg aufgebaut.
"Dieses Jahr begann für uns mit einem Paukenschlag: Die Corona-Pandemie bescherte uns eine Absage nach der anderen!", erklärte Jochen Schmitt, der Juniorchef des Schaustellerunternehmens. "Mit einem Schlag waren alle Familienmitglieder arbeitslos. Aber die Ausgaben für den TÜV waren da, die Lebenshaltungskosten für die Saison, aber auch für die Winterzeit mussten verdient werden. Da hatten wir die Idee, an allen Orten, in denen wir normalerweise unsere Fahrgeschäfte und Buden aufbauen, ein reduziertes Angebot anzubieten."
Tour durch die Stammorte
Das Hygiene-Konzept mit Abstandhalten, Masken tragen, Hygienespendern und eingeschränkter Benutzung bei den Karussellfahrten wurde akzeptiert. Und so tourt die Schaustellerfamilie mit eingeschränkten Fahrangeboten und Buden jetzt durch jene Orte, in denen sie normalerweise an Kirchweih oder zu anderen Festtagen präsent ist. Diese liegen in den Landkreisen Aschaffenburg, Main-Spessart sowie dem Main-Kinzig Kreis. Am Ende fahren sie die am weitesten entfernte Station im Breisgau an.
Nach Frammersbach kam der Fahrbetrieb erstmals 1963 mit seinen Autoscootern. Bis heute ist das Fahrgeschäft ein Treffpunkt für Jugend und Junggebliebene geblieben. Besonders für die Kirbburschen und Kirbmädchen sind die obligatorischen Fahrten ein Muss.
Der Unternehmer erklärt: "Frammersbach ist ein dankbarer Standort, hier sind die Voraussetzungen sehr günstig. Die Lage des Platzes ist gut, das Gelände großzügig, und die Angebote werden gut angenommen. Mein Vater erzählte mir von unseren besten Zeiten, als der Sportplatz noch neben dem Festgelände lag: Besonders nach dem Fußball am Sonntag liefen die Schaugeschäfte toll. Da war das ganze Dorf unterwegs. Wir freuen uns heute schon auf unser 6o. Jubiläum in drei Jahren in Frammersbach."
Übernachtung in Wohnmobilen
Die Schausteller sind normalerweise durchgehend von Ende April bis Mitte November beschäftigt. In dieser Zeit gibt es keine freien Tage. Eltern und Ehefrau helfen mit vier festen Angestellten und einigen Aushilfen mit, den Betrieb am Laufen zu halten. Öfters ist das Unternehmen an mehreren Orten gleichzeitig tätig. Man benötigt alle Wochentage, um den Betrieb mit dem Auf- und Abbau und dem notwendigen Ortswechsel zu gewährleisten. Um Zeit zu sparen, wird dann in Wohnmobilen übernachtet.
Am Ende des Jahres werden die Autoscooter, die Karussells und die Buden eingelagert. Aber schon im Februar beginnen wieder die Vorbereitungen auf die neue Saison: Reparaturen müssen durchgeführt werden, und Verbesserungen werden installiert. Im März folgt dann mit dem TÜV die technische Überprüfung, bevor im April die Saison startet.
In diesem Jahr ist alles anders. Der Unternehmer hofft auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Eine staatliche Hilfe gab es nicht, und so ist er auf Eigeninitiative angewiesen. Sorgenvoll erklärt Jochen Schmitt: "Mit unserem jetzigen Konzept können wir gerade so überleben, aber auf Dauer reicht es nicht. Reparaturen und Investitionen sind kaum möglich."
An diesem Wochenende in Frammersbach war der Schausteller zufrieden. Das Wetter passte, und der Besuch war gut. Fast regelmäßig lief das Kinderkarussell, und auch die Anglerbude wurde gut besucht. Gefreut haben sich die vielen Kinder, deren Begeisterung beim Karussellfahren und Angeln deutlich zu sehen war.
Aschaffenburger Schaustellerfamilie SchmittWie viele Schaustellerfamilien blickt auch die Familie Schmitt auf eine lange Tradition zurück. 1928: Der Urgroßvater von Jochen Schmitt, Otto Barth, hatte bereits eine eigene Firma mit Autoscootern. Tochter Elfriede heiratete Hans Schmitt. 1961: Sie gründet mit ihm einen eigenen Betrieb in Aschaffenburg. Zielstrebig bauten sie das Unternehmen aus. Mit einem Freund organisierte Hans Schmitt von 1971 bis 1990 das Volksfest in Aschaffenburg.1991: Sohn Rudi übernimmt mit seiner Frau das Schaustellergeschäft. Das Angebot und der Kundenkreis werden erweitert; ihr Sohn Jochen tritt in die Firma ein und bekommt einen eigenen Arbeitsbereich. Mehrere Kinderkarussells, eine Schießbude, ein Wagen für ein Angelspiel und ein Süßwarenstand für Crêpes werden angeschafft. Auch für die Weihnachtsmärkte rüstet man sich und stattet die Buden entsprechend aus.2020: Vater und Sohn betreiben das Schaustellergeschäft unter dem Firmennamen "Jochen und Rudolf Schmitt GbR" gemeinsam. Quelle: khl