Wolfsrisse hat es dieses Jahr einige gegeben im Spessart. Natürlich war der Wolf auch sofort verdächtig, am 14. Oktober im hessischen Roßbach, einem Ortsteil von Biebergemünd, zwei Schafe gerissen zu haben. Hinzu kam ein gerissenes Reh bei Biebergemünd acht Tage später. War dort etwa ein weiterer Wolf aktiv, nachdem die Wölfin aus dem Spessart in die Rhön weitergezogen war? Für den Riss am 22. Oktober war laut einer DNA-Analyse, beauftragt vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, ein Hund verantwortlich. Bei den zwei toten Schafen gab es eine Überraschung: An den Kadavern wurde Genmaterial eines Goldschakals gefunden.
Der vom Nahen Osten über Indien bis nach Thailand vorkommende Goldschakal breitete sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter nach Norden und Westen aus. Dass ein solches Tier, das in der Größe zwischen einem Wolf und einem Fuchs liegt, ein ausgewachsenes Schaf reißt, gilt als ungewöhnlich. Dass ein Goldschakal junge Schafe oder Ziegen reißt, kommt allerdings vor. Grundsätzlich, so sagen es Experten, muss es aber nicht bedeuten, dass ein Tier, dessen DNA-Spuren sich finden, auch der Angreifer war. Denn es käme auch als Nachnutzer in Frage.
Der Wolf ist der natürliche Feind des Goldschakals
Allerdings waren die zwei gerissenen Schafe, wie die hessische Behörde auf Nachfrage mitteilt, zwei Lämmer des etwas kleineren Kamerunschafs im Alter von drei bis sechs Monaten, die ein Goldschakal sicher reißen kann. Der gefährlichste natürliche Feind des hundeartigen Raubtiers ist übrigens der Wolf.
Neben der DNA eines Goldschakals fanden sich an den Lämmern auch genetische Spuren von Füchsen, die wohl im Anschluss an den Kadavern genagt haben. Die Füchse kommen in dem Fall aber auch selbst als Angreifer in Frage.