Im Sanierungsgebiet des Altortes Rieneck bewegt sich was. Nicht nur kommunale Gebäude, wie das ehemalige Nöllhaus in der Schulgasse, sondern auch einige private alte Häuser befinden sich in der Sanierungsphase. Weitere Anregungen sollte es nun bei einem vom Regionalmanagement des Landkreises initiierten "Dorfspaziergang" durch die Altstadt geben. Ziel sei es, Leerstände wieder zu aktivieren oder zu vermeiden. Während bei den vorangegangenen Rundgängen fertige Objekte präsentiert worden waren, fanden die etwa 30 Interessenten nun fünf Sanierungsprojekte in unterschiedlichen Stadien.
Bewohnt und nahezu fertig ist das Wohngebäude der Familie von Bastian Laschet in der Obertorstraße, in dem bereits dessen Großeltern gewohnt haben. Mit einem Energieberater und mit staatlicher Förderung wurde das Haus gedämmt und saniert. Für die Fassade gab es eine städtische Förderung von rund 28.000 Euro, sagte Laschet. Das Beispiel zeige, dass mit einer Förderung auch mit höherem Aufwand verbundene Projekte gestemmt werden können.
Ehemaliges Marxe-Haus ist bald fertig
Kerstin und Sven Nickel haben privat das ehemalige "Marxe-Haus" - ein früheres Obst- und Gemüsegeschäft in der Obertorstraße - erworben und sind mittlerweile mit der Instandsetzung sehr weit fortgeschritten. "Ein gutes Team und tolle Handwerker haben dafür gesorgt, dass wir ein wunderschönes Ergebnis erzielen konnten", sagte Sven Nickel.

Es werden drei Wohnungen entstehen. "Die Vermietung ist kein Problem", so Nickel. Nachfragen seien genug da. Es stehe leider im Altort kein ausreichender, vernünftiger Wohnraum zur Verfügung, weil hier ein gewaltiger Sanierungsstau bestehe. "Wenn ich bereits ein Gebäude besitze und es sanieren will, dann funktioniert es." Mit den Zuschüssen und den erhöhten steuerlichen Abschreibungen durch das Sanierungsgebiet könne man das stemmen, so Nickel.

Ein weiteres Beispiel ist das von einer Frankfurter Familie erworbene Gebäude Hauptstraße 19, das vorne aus einem Zierfachwerkobergeschoss aus dem 17./18. Jahrhundert und hinten aus einem Anbau aus den 1950er Jahren mit der alten Backstube der Bäckerei Kassimir besteht. Bei der jetzigen Komplettsanierung kann man die verschiedenen Stufen der früheren Umbauten nachvollziehen, so die Architektin Katrin Spahn.

Weiter ging es zu Silvester Krutsch, der eine teilweise offene Baustelle präsentierte. Er hatte das leerstehende Wohnhaus seines Nachbarn erworben, in dem zu früheren Zeiten auch ein Frisiersalon untergebracht war. Diesen Nebenbau hat er abgerissen und das verbleibende Hauptgebäude will er behindertengerecht umbauen. Da die hangseitigen Mauern baufällig waren, will er den Hang neu trassieren.
Sanierungsförderung und Sonderabschreibungen
Krutsch berichtete vom Kauf des Gebäudes im Jahr 2018 bis zum Baubeginn in diesem Jahr. Besonders verwies er auf die Vorteile der Sanierungsförderung und der steuerlichen Sonderabschreibung. Nach seiner Beispielrechnung habe er in Summe dadurch einen Vorteil von rund 143.000 Euro.

Die Instandsetzung des kommunalen Objekts in der Schulgasse 1 wird mit 90 Prozent Unterstützung über ein Sonderförderprogramm finanziert. Das bedeutet, dass die Stadt Rieneck bei einer Bausumme von überschlägig einer Million Euro nur rund 100.000 Euro zahlen muss. Wie die Architektin erläuterte sollen hier zwei getrennte, möglichst barrierefreie Wohnungen entstehen. Aktuell werden im Erdgeschoß Bodenplatten betoniert. "Wenn die Stadt mit der Sanierung von Gebäuden und Plätzen mit gutem Beispiel voran geht, hoffe ich, dass auch noch weitere Private mit ihren Häusern folgen werden", sagte Bürgermeister Sven Nickel. Er sichere die Unterstützung der Stadt, der Städteplanerin und auch der Behörden zu.