Über den Sport finden vor allem einheimische wie die aus dem Ausland zugezogenen Kinder und Jugendlichen zum Verein und damit in eine Gemeinschaft. Und wer von Zuhause her die deutsche Sprache nur schlecht beherrscht, übt sie hier zuzusagen spielerisch.
Neben Kindergarten und Schule leisten Vereine einen wichtigen Beitrag, damit Zuwanderer schneller in der neuen Heimat Fuß fassen und eine Zukunft haben. Daher wurde die Arbeit des ESV beim erstmals ausgelobten Integrationspreis des Bayerischen Sozialministeriums gleich mit dem dritten Platz (1000 Euro) bedacht (die Main-Post berichtete).
Eine Jury der Regierung von Unterfranken hatte 19 Projekte zu bewerten. Bei der Preisverleihung sagte Regierungspräsident Paul Beinhofer: „Ich danke Ihnen, dass Sie sich in diesem gesellschaftspolitisch wichtigen Bereich so engagiert einsetzen, Brücken bauen und Ihre Freizeit opfern.“ Er hoffe, der Integrationspreis werde für noch mehr Bürger, Kommunen und Organisationen Ansporn sein, sich für ein gedeihliches Miteinander einzusetzen und Berührungsängste abzubauen.
Im ESV ist das schon seit über zehn Jahren der Fall. Mitglieder mit Migrationshintergrund, die in der Regel finanziell nicht gut gestellt sind, können im ersten Jahr sogar beitragsfrei Sport treiben. Von den 860 Mitgliedern sind zurzeit 81, also fast zehn Prozent, Zuwanderer, meist Kinder und Jugendliche. In seinen acht Abteilungen bietet der ESV Faustball, Fußball, Tischtennis, Triathlon (Schwimmen), Turnen, Schach und Volleyball an. Die achte und jüngste Abteilung bilden die Ringer. Die hierzulande seltene Sportart ist vor allem in der ehemaligen Sowjetunion und daher auch bei den Aussiedlern von dort beliebt.
Ringer-Abteilung wächst
Vorsitzende Uschi Hartmann arbeitet im Gemündener Arbeitskreis Integration mit und erhielt dort 2002 die Anregung zur Gründung der Ringer-Abteilung. Ein Glücksfall für den ESV ist der aus Kasachstan stammende Valerius Busch, der das Training übernehmen und auch als Dolmetscher fungieren konnte. Von anfangs 14 Ringern ist die Abteilung auf 25 Sportler angewachsen. Sie stammen in der Mehrzahl aus dem Ausland: Russland, Kasachstan, Ukraine, Irak, Polen, Tschetschenien, Bosnien und Herzegowina. Das Training ist mittwochs und freitags in der Staatlichen Realschule.
Seit einigen Jahren sind fremdsprachige Kinder auch beim Jugendfußball, Kinderturnen, Schach und Schwimmen dabei. Sie kommen gut zurecht, berichtet Uschi Hartmann, wenngleich aufgrund der Arbeitsplatz- und damit Wohnortwechsel der Eltern oder wegen Verlegung der Familien durch die Bezirksregierung die Fluktuation hoch sei.
Ausrüstung oft zu teuer
Das größte Problem sind jedoch die Finanzen. Die Zuwanderer haben in der Regel einen schmalen Geldbeutel – es reicht oft nicht für Trainingsanzüge und Sportschuhe für die Kinder. Ebenso können sich die Familien die Verpflegung bei Wettkämpfen nicht leisten. Manche entfernt wohnenden Eltern haben keine Möglichkeit, ihre Kinder zum Training zu bringen. Sogar der Jahresbeitrag von 30 Euro scheint oft eine hohe Belastung darzustellen – in Ausnahmefällen übernimmt ihn die Caritas.
Dem ESV entstehen ebenfalls Belastungen. Die Vorsitzende nennt als Beispiel die Ringer-Abteilung, für die jährlich Hallengebühren von 700 Euro, Verbandsabgaben von 500 Euro, Ringerpässe für insgesamt über 100 Euro und Übungsleiterkosten von über 2000 Euro anfallen. Dazu kamen vor fünf Jahren Ringer-Trikots für 500 Euro und Sportgeräte. Wettkämpfe in Gemünden auszurichten, ist dem ESV finanziell nicht möglich. Ebenso konnte der Verein schon lange keine einwöchigen Kinder- und Jugendfreizeiten mehr anbieten, da die Zuschüsse dafür gekürzt worden sind.
Zuschuss vom Innenministerium
Als regelmäßige Unterstützung der Integrationsarbeit erhält der ESV lediglich 3000 Euro im Jahr vom Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Uschi Hartmann ist dankbar für den Zuschuss, auf den der Verein auch dringend angewiesen sei. Die alljährliche Beantragung kostet sie acht Stunden, außerdem besucht sie Seminare, in denen es Tipps für die Arbeit mit Aus- und Übersiedlern gibt.
Von der Notwendigkeit ist die Vorsitzende überzeugt: „Ich konnte feststellen, dass bei vielen Sportlern Sprachbarrieren abgebaut werden konnten, soziale Kontakte geknüpft wurden, Eltern oder junge Erwachsene bei Veranstaltungen mithelfen und so die Kommunikation gefördert wird und auch die Familien untereinander langsam Freundschaften pflegen.“ Die 1000 Euro des Integrationspreises sind da gut angelegt.