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Trennfeld: Ein ambitioniertes Projekt mit ungewisser Zukunft: Die turbulente Geschichte des GiB in Triefenstein

Trennfeld

Ein ambitioniertes Projekt mit ungewisser Zukunft: Die turbulente Geschichte des GiB in Triefenstein

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    Zur offiziellen Eröffnung des Seniorenstifts "Generationen in Bewegung" (GiB) im Juni 2013 kamen viele Gäste nach Trennfeld, um die Räumlichkeiten und die Anlage zu besichtigen.
    Zur offiziellen Eröffnung des Seniorenstifts "Generationen in Bewegung" (GiB) im Juni 2013 kamen viele Gäste nach Trennfeld, um die Räumlichkeiten und die Anlage zu besichtigen. Foto: Günter Reinwarth (Archivbild)

    Mit dem Bekanntwerden der Pläne von Ernst Hohnerlein für den Seniorenstift "Generationen in Bewegung" (GiB) wurde das Thema in der Öffentlichkeit teilweise strittig diskutiert. Diese Redaktion berichtete regelmäßig darüber. Die Geschichte ist geprägt von Bauverzögerungen, Absagen und aufgegebenen Kooperationen.

    Der frühere Unternehmer gründete 2008 die Ernst-Hohnerlein-Stiftung. Der Markt Triefenstein lud im März des Folgejahres erstmals zu einer Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit, bei der der Initiator das Projekt vorstellte. Für den Bau der Pflegeeinrichtung hat die Gemeinde der Stiftung die Fläche am Ortsrand von Trennfeld, auf dem Gebiet des sogenannten Fürstenackers, zur Verfügung gestellt – mit der Auflage, dass diese in einem Zeitraum von zwei Jahren realisiert werde.

    Geplant waren ein Pflegeheim, Tagespflege und Praxen

    Die Wohneinrichtung war vorgesehen zur Pflege von alten, schwer chronisch kranken Menschen sowie Menschen mit Behinderung. In der Tagespflege sollten Menschen aufgenommen werden, die zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt einer weiteren Rehabilitation bedürfen. Zu den Projektplänen gehörte auch die Errichtung von Versorgungseinrichtungen, Service- und Gemeinschaftsräumen, einer zentralen Küche, Arzt- und Physiotherapiepraxis.

    Bei der Informationsveranstaltung im März 2009 lobte der damalige Triefensteiner Bürgermeister Norbert Endres die Mehr-Generationen-Wohnanlage als große Bereicherung. Immer wieder hatte er sich öffentlich für das Projekt starkgemacht. Im August desselben Jahres fand der erste Spatenstich nördlich des ehemaligen Bahnhofes statt.

    Höhe der GiB-Baukosten waren nicht bekannt

    Was das GiB-Projekt kostete, wurde nicht bekannt. Architekt Fritz Hohnerlein, der Bruder des Stiftungsgebers, teilte dem Triefensteiner Gemeinderat damals auf Anfrage mit, dass ein Stiftungskapital "von einigen Millionen Euro" vorhanden sei und bei Bedarf jederzeit "nachgeschossen" werden könne.

    Das frühere Seniorenstift "Generationen in Bewegung" (GiB) in Trennfeld prägt das Bild von Triefenstein vom Klosterberg aus. Im Hintergrund sind das Zementwerk der Firma Heidelberg Materials in Lengfurt sowie der Kallmuth bei Homburg zu sehen.
    Das frühere Seniorenstift "Generationen in Bewegung" (GiB) in Trennfeld prägt das Bild von Triefenstein vom Klosterberg aus. Im Hintergrund sind das Zementwerk der Firma Heidelberg Materials in Lengfurt sowie der Kallmuth bei Homburg zu sehen. Foto: Dorothea Fischer

    Unterdessen begann Hohnerleins Prestigeprojekt zu bröckeln: Der Gemeinderat Triefenstein hatte dem Bau eines Restaurants nicht zugestimmt. Dem unter anderem für eine Großküche und eine Gourmetrestaurant verpflichteten Sternekoch Benedikt Faust, den Hohnerlein aus dem hessischen Bad Hersfeld angelockt hatte, kündigte dieser nach einem Vierteljahr kurzfristig. Auch die Zusammenarbeit mit dem Pflegedienst, der sich um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmern sollte, kam nicht zustande.

    Offizielle Eröffnung erst im Juni 2013

    Im November 2010 sollte das Heim mit 24 Pflegeplätzen eröffnet werden. Angekündigt war, dass im Frühsommer darauf die ersten Bewohnerinnen und Bewohner des "Betreuten Wohnens" einziehen sollten. Die offizielle Eröffnung fand jedoch erst im Juni 2013 statt.

    Auch in den Folgemonaten waren die Generationen in dem Gebäudekomplex der Ernst-Hohnerlein-Stiftung nicht so in Bewegung gekommen, wie es der Slogan verspricht: Hohnerlein bestätigte auf Nachfrage des Gemeinderates, dass er auf der Suche nach einem neuen Betreiber sei. 2014 kündigte die Sozialstation St. Elisabeth aus Marktheidenfeld eine Kooperation mit der Stiftung an. Anfang desselben Jahres wurde die erste Wohngruppe (WG) für zwölf an Demenz erkrankte Menschen eingerichtet, eine zweite mit ebenfalls zwölf Plätzen folgte 2015.

    Differenzen mit den Erben nach Hohnerleins Tod

    Das war die bislang letzte, in dieser Zeitung veröffentlichte Nachricht zum GiB. Doch was ist seitdem passiert? Im Mai 2015 löste Hohnerlein seine Stiftung nach achtjähriger Laufzeit auf, heißt es im Stiftungsverzeichnis Bayern. Ein Mann, dessen Angehörige in einer der Demenz-WG wohnte, sagt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass auch in den Folgejahren die Kooperation zwischen der Sozialstation und deren Angestellten, Ernst Hohnerlein als Vermieter und den Angehörigen der Mieter sehr gut gelaufen sei. 

    Es habe jedoch Differenzen mit den Erben gegeben, nachdem Hohnerlein im Herbst 2019 gestorben war. Die Angehörigen hätten immer wieder gesagt bekommen, die Miete reiche nicht aus, um die Kosten zu decken. 2020 hätten sie von der Vermieterin einen Brief erhalten, in dem Einschränkungen angekündigt wurden; unter anderem bei der Reinigung und dass Plätze in der Wohngemeinschaft nach dem Tod von Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr nach belegt würden.

    Das Ende der Demenz-Wohngemeinschaften im GiB

    "Unsere Personalplanung ist auf Vollbesetzung ausgelegt", so Matthias Liebler vom Vorstand der Sozialstation St. Elisabeth im Gespräch: "Wenn auf Dauer Plätze nicht belegt sind, ist das für uns nicht finanzierbar." 2021 sind die beiden Gruppen zusammengelegt worden. Aufgrund der finanziellen Situation der Sozialstation musste diese die Betreuungsentgelte für Kundinnen und Kunden erhöhen, erklärt Liebler. Das betraf auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Demenz-WG in Trennfeld.

    "Gleichzeitig war für uns schon absehbar, dass es so nicht weitergehen wird", sagt Marco Demling, Pflegedienstleiter bei der Sozialstation, im persönlichen Gespräch. Man habe mit dem Landkreis Main-Spessart Gespräche geführt, um die Betroffenen anderswo unterzubringen. Das sei jedoch nicht möglich gewesen. Sie seien von ihren Familien anderweitig untergebracht worden. Im März 2022 wurde schließlich eine Vereinbarung über die Auflösung der Demenz-WG unterzeichnet.

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