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Neuendorf: Ein Blick ins Neuendorfer Backhäusle: In diesem Ofen wird mehr als nur Brot gebacken

Neuendorf

Ein Blick ins Neuendorfer Backhäusle: In diesem Ofen wird mehr als nur Brot gebacken

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    Seit 2018 ist das Backhäusle an der Neuendorfer Schönrainhalle in Betrieb und erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit im Ort.
    Seit 2018 ist das Backhäusle an der Neuendorfer Schönrainhalle in Betrieb und erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit im Ort. Foto: Steffen Schreck

    Immer am letzten Samstag im Monat öffnet das Backhäusle der Bürgerwerkstatt Neuendorf seine Pforten. Kürzlich war es an der Schönrainhalle wieder so weit. Von März bis Oktober wird hier in erster Linie Brot gebacken, doch das von Paul Werthmann geplante und gebaute Backhäusle kann noch einiges mehr: Es fördert die Dorfgemeinschaft mit vielen Aktionen.

    Bäcker und Heizer sind an diesem Samstag Armin Bernard und Erbauer Paul Werthmann. Fünf Männer teilen sich diese Aufgaben über die Saison. Morgens um 7 Uhr wird angeschürt, gegen 12 Uhr wird die Glut entfernt und danach die Backfläche gesäubert. In der Zwischenzeit kommen die Neuendorfer mit ihrem Teig in Formen. Dazu hat jeder einen kleinen Spieß mit seinen Initialen, damit später die fertigen Brote zugeordnet werden können.

    Alle Teiglinge haben eine unterschiedliche Konsistenz

    Gegen 14 Uhr ist dann die Backtemperatur erreicht. Das Thermometer an der Seite des Backofens zeigt etwa 240 Grad. Dann geht alles sehr schnell, denn das Ofentürchen sollte nicht zu lange offen stehen. Doch erst noch der Mehltest: Werthmann wirft dazu eine Handvoll Mehl in den Ofen, wenn das Mehl schnell schwarz wird, ist die Temperatur zu hoch. Es passt. Werthmann hält bereits den Brotschieber, Bernard stülpt ein Brot aus der Form auf den zuvor präparierten Schieber und Werthmann besprüht den Teig mit Wasser – und hineingeht es in den Ofen. Ein eingespieltes Team.

    Wenn die Temperatur passt, muss es schnell gehen: Armin Bernard (links) und Paul Werthmann schieben die Brote in den Ofen.
    Wenn die Temperatur passt, muss es schnell gehen: Armin Bernard (links) und Paul Werthmann schieben die Brote in den Ofen. Foto: Steffen Schreck

    Was so routiniert aussieht, bedarf einer Menge Übung und Erfahrung, denn die Teiglinge haben eine unterschiedliche Konsistenz. Manchmal muss es schnell gehen, wenn der Teig sehr weich ist. Wenn alle Brote im Ofen sind, ist erst einmal Zeit. Und darauf sind die Neuendorfer gut vorbereitet: Vor der Schönrainhalle stehen Biergarnituren und – ganz wichtig bei über 30 Grad – ein großer Pavillon. Bis die Brote fertig sind, tauschen sich die Gäste bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen aus.

    Kartoffeln für den Abend

    "Zu Spitzenzeiten sind hier bis zu 140 Leute", sagt Bernard. Der zweite Vorsitzende der Bürgerwerkstatt berichtet von Veranstaltungen mit Musik und was bereits alles im Backhäusle zubereitet wurde: Neben Spanferkeln und Wildschweinen finden besonders Pizzen und Kuchen großen Anklang. Sobald die Brote sind, wird der Ofen erneut genutzt. Auf einem Blech liegen Kartoffelhälften. Dazu wird es am Abend Hausmacher Wurst geben. Denn die Wärme des Ofens hält zur Not bis zum nächsten Tag.

    Schatzmeister Dieter Richter sagt, das Backhäusle habe seine Aufgabe voll erfüllt – nämlich den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Nur am Anfang habe es einige Irritationen gegeben: "Die Leute haben gedacht, wir backen für das Dorf", sagt Richter. Doch die hygienischen Anforderungen für ein Gewerbe habe man nicht erfüllen können.

    Gebaut hat das Backhäusle Paul Werthmann. Er stammt aus der Baubranche und hat gute Kontakte zu Lieferanten, die ihm das Material teilweise kostenfrei zur Verfügung stellten. Nach Inbetriebnahme hat Werthmann das Backhäusle immer weiter verbessert. Auch andere Orte wurden auf Neuendorf aufmerksam und holten sich Ideen bei ihm.

    Klopftest mit dem Knöchel

    Dann, nach rund 40 Minuten, ist es so weit: Die Brote sind fertig. Einzeln werden sie mit dem Brotschieber herausgeholt. Und es duftet unwiderstehlich. Dann kommt der Klopftest: Mit einem Fingerknöchel klopft Bernard auf den Boden. "Wenn es hohl klingt, ist es fertig", sagt er.

    Fertig: Die Brote verbreiten einen einladenden Duft im Backhäusle. Anhand der kleinen Spieße findet jeder seinen Laib wieder.
    Fertig: Die Brote verbreiten einen einladenden Duft im Backhäusle. Anhand der kleinen Spieße findet jeder seinen Laib wieder. Foto: Steffen Schreck

    Conny hat gleich sechs Brote abgegeben, viermal Sauerteig, zweimal Hefeteig, mit Anis. Die Neuendorferin sagt, sie backe alles selbst und kaufe überhaupt kein Brot mehr. Das mache sie seit 20 oder 30 Jahren. Für die Zutaten habe sie eine Mühle. Sie kaufe keine Fertigmischungen. Ihre Rezepte hole sie sich aus dem Internet. "Da gibt es alles", so Conny. Allerdings experimentiere sie auch gern: "Dann mache ich das frei Schnauze!" Für später hat sie noch Fladenbrote mit Schafskäse und mit Schinken umwickelte Datteln dabei.

    Für die Neuendorfer ist die Veranstaltung kostenfrei. Kuchen und Getränke werden gestiftet. Das Holz für den Ofen, etwa ein Ster pro Jahr, steuert die Gemeinde bei. Am Eingang steht ein Modell des Backhäusles als Spendenbox. Diese Spenden werden wieder im Ort eingesetzt.

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