Der Snow-White-Gin, ein Wacholderbranntwein aus dem Spessart der vier jungen Brenner Fabian Kreser (27), Stefan Blum (28), Markus Skrobanek (30) und Jonas Völker (29), hat seit 2017 einen durchschlagenden Erfolg. Weil 95 Prozent der Ingredienzen für den Schneewittchen-Gin aus der Region stammen, dürfen die jungen Männer seit 2019 touristisch als "Bayernbotschafter" der Bayern Tourismus Marketing GmbH werben. Ausgelöst durch deren Gewinnspiel haben die Spessarter 3550 Euro für einen guten Zweck gespendet – und zwar in der Region für den Verein Hoffnung schenken aus Neustadt am Main. Sie haben dadurch auch Kontakte über die Region hinaus geknüpft und eine Sonderedition ihres Schneewittchen-Gins herausgebracht.
Doch der Reihe nach: "Bayern Tourismus" will den Tourismus des Freistaats unter anderem mit rund 90 Bayern-Botschaftern nach vorne bringen. Deshalb durften die jungen Spessart-Brenner 2019 ihren Schneewittchen-Gin bei der größten Touristenmesse der Welt in Berlin ausschenken und auch noch im März 2020 im holländischen Utrecht bei einer Rad- und Wandermesse.
Vier Glückspilze aus Freiburg
Zudem hatte "Bayern Tourismus" ein Gewinnspiel aufgelegt, bei dem vier Glückspilze aus Freiburg ein Wochenende im Spessart bei den jungen Brennern verbringen durften. Sie holten die drei Mädels und einen jungen Mann im Bulldog ab, zeigten ihre Brennerei, und dann ging es auch ab in den Wald. Dort durften die Gewinner Zutaten sammeln für eine Sonderedition auf der Basis des Snow-White-Gins: Nadeln der Nordmanntanne aus dem Wald der Familie Skrobanek, Renekloden von den Streuobstwiesen von Fabian Kresers Eltern, Schafgarbe, die sie auf den Wiesen hinter Rodenbach fanden, Brombeeren vom Karl-Neuf-Platz mit dem wunderschönen Ausblick aufs Maintal und auch Kardamom kam hinzu.
91 Flaschen sind daraus entstanden, von denen die vier Gewinner 20 Flaschen bekamen. Von Anfang an war für die vier Brenner aber klar: Die restlichen 71 Flaschen wollen sie nicht verkaufen, sondern komplett spenden. "Ich habe selbst einen Neffen mit Down-Syndrom und weiß, wie schwierig es ist für Leute mit Handicap", nennt Markus Skrobanek einen der Beweggründe. Der Konstrukteur bei Bosch Rexroth hat dort schon bei der sozialen Woche mitgemacht.
Nach drei Tagen alle 71 Flaschen vergriffen
Auch die anderen drei denken so wie er: Wir sind privilegiert, weil wir alle gesund sind. Und deshalb wollen wir etwas zurückgeben. "Wir haben alle einen Beruf und kämpfen nicht ums finanzielle Überleben. Für uns ist das Gin-Brennen nur ein nettes Beibrot", so Skrobanek. Weil er und seine Freunde das Engagement des 2015 gegründeten Vereins Hoffnung schenken aus Neustadt schätzen, sollte dieser Verein, der beispielsweise sehr den Inklusionsspielplatz in Lohr-Sendelbach am Mainufer unterstützte, das Geld bekommen.
Die Idee: Wer 50 Euro spendet, bekommt dafür eine Flasche Gin aus der Sonder-Edition. Normalerweise wird die Halbe-Liter-Flasche der jungen Brenner im eigenen Online-Shop für 28 Euro, in Geschäften für 29,99 Euro verkauft. "Jede Flasche aus der Sonder-Edition hat ein Extra-Etikett plus das Logo vom Verein Hoffnung schenken und ist nummeriert", erzählt Skrobanek. Die Aktion startete am 17. Juli des vergangenen Jahres im Onlineshop – und bereits nach drei Tagen waren alle 71 Flaschen vergriffen und jeder Spender bereit, den höheren Preis für den guten Zweck zu zahlen.
An neuen Rezepten wird getüftelt
So kam der Betrag von 3550 Euro zusammen, den die vier komplett dem Vereinsvorsitzenden Christian Reckentin übergeben haben – ohne einen bestimmten Verwendungszweck. Die jungen Brenner haben letztmalig am 30. und 31. Dezember wieder ihren eigenen Snow-White-Gin gebrannt mit Quellwasser. Wegen des vielen Regens wäre das jetzt nicht möglich. Nun muss das Ergebnis des Brennvorgangs für etwa drei Monate ruhen, bevor er dann heruntergesetzt wird auf Trinkstärke, erklärt Fachmann Skrobanek. Mit seinen Freunden tüftelt er an neuen Rezepten. Mehr will er dazu aber noch nicht verraten.
Verein Hoffnung schenkenDer Verein hilft Familien und Einzelpersonen in der Region, die durch Krankheit, Behinderung und Schicksalsschläge unverschuldet in Not geraten sind. Der Polizeibeamte Christian Reckentin ist einer der Mitbegründer und Vereinsvorstände. Er ist natürlich dankbar über die Spende der vier jungen Brenner und freut sich auch darüber, dass das Geld nicht festgelegt ist für einen bestimmten Zweck. Derzeit laufe kein Projekt und es sei auch schwierig, selbst Gelder zu generieren, denn das vom Verein organisierte Hafenfest ist coronabedingt ausgefallen und auch den Rosenmontagsball wird es erneut nicht geben. Die Gelder werden laut Reckentin zu 100 Prozent weitergegeben. Ihm und seinen Mitstreitern ist es wichtig, dass es den persönlichen Kontakt zu den Familien gibt, die der Verein unterstützt.(sys)