Ein schwerer Öl-Unfall hat sich im März dieses Jahres im Hafenlohrtal auf der Kreisstraße bei Einsiedel ereignet. Dabei brachen zwei Tanks auf und etwa 500 Liter Heizöl ergossen sich in das umliegende Erdreich und dann in die Hafenlohr. Jetzt, ein halbes Jahr später, besuchte eine Delegation des Bezirks Unterfranken mit Präsidenten Stefan Funk und Fischereifachberater Michael Kolahsa die Unfallstelle. Hat die Hafenlohr sich wieder erholt? Ein eindeutiges Fazit über den ökologischen Zustand konnte allerdings nicht gezogen werden.
Feststellen kann man aber: Ein großes Fischsterben hat es nicht gegeben – dies vermutlich auch aufgrund der sofort eingeleiteten Maßnahmen der Feuerwehren. Schnellstmöglich waren zahlreiche Ölsperren an dem Bachlauf aufgebaut worden. Auch die Fischzuchtbetreiber im Unterlauf hatten umgehend begonnen, die Fische aus ihren Weihern zu entnehmen und die Zuläufe zu stoppen. Sie klagten aber noch lange Zeit darüber, dass ihre Fische zwar gesund aussehen würden, aber für den Verkauf nicht geeignet seien, da sie einen öligen Beigeschmack hätten.
Kein öliger Beigeschmack mehr
Dies habe sich mittlerweile gegeben, erklärt Peter Grimm, Inhaber der Forellenzucht Hochspessart bei Erlenfurt. Der Beigeschmack sei verschwunden. Die Forellen, die in den Fischteichen im Unterlauf der Hafenlohr aufgezogen wurden und somit von dem Ölunfall betroffen waren, haben sich aufgrund des stetigen Wasseraustauschs mittlerweile wieder erholt. Grimm weist aber darauf hin, dass der Ölunfall zu einem großen wirtschaftlichen Schaden geführt habe, denn seine Forellen seien lange Zeit nicht verkäuflich gewesen.
Was ist aber mit dem ökologischen Zustand der Hafenlohr im Bereich des Ölunfalls? Um die Güte festzustellen, wurde unter Regie der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken am Mittwoch eine Elektrobefischung durchgeführt. Sowohl der Bachabschnitt unterhalb als auch oberhalb des Unfalls wurde auf die Fischvielfalt untersucht. Sollte die Artenvielfalt oberhalb deutlich besser sein, wäre dies ein starkes Indiz, dass das ökologische Gleichgewicht durch den Ölunfall gestört worden ist.

Gesucht wurde dabei nach standorttreuen Fischen wie die Mühlkoppe und das Bachneunauge, die als Indikatoren für die Wasserqualität gelten. Zudem weiß man von den Fischen, dass sie am Standort verharren. Die quirlige Forelle ist dagegen ein Wanderfisch und fällt daher als Indikator für einen Bachabschnitt aus.
Mit Netzen, Keschern und hohen Gummistiefeln stapfte daher eine Mannschaft der Fischereifachberatung unter den Augen von Bezirkstagspräsidenten Funk durch das Wasser und fing Fische, die zuvor mit einem Elektrofanggerät betäubt worden waren. Mit dieser Methode werden im Stromkreis befindliche Fische gefangen und später wieder freigelassen.

Das Ergebnis dieses Tests war allerdings unbefriedigend. "Wir haben kaum Mühlkoppen und Bachneunaugen gefunden", sagt Fachberater Kolahsa. "Weder oberhalb noch unterhalb der Unfallstelle." Das spreche insgesamt für eine ökologische Verarmung der Hafenlohr, die aber nicht auf den Ölunfall zurückzuführen ist. Kolahsa kann das genau sagen, weil frühere Untersuchungen ein zufriedenstellendes Aufkommen der beiden Fischarten gezeigt habe.
Wassertemperatur der Hafenlohr gestiegen
Über die Gründe dafür könne man nur spekulieren, so Kolahsa. Manchmal seien es kleine Faktoren, die schon zu Veränderungen führen. Es steht fest, dass die Wassertemperatur der Hafenlohr in den letzten Jahren um ein paar Grad gestiegen ist. Dies bestätigt auch Peter Grimm von der Forellenzucht Hochspessart. Höhere Temperaturen führen zu weniger Sauerstoffgehalt im Wasser und das mögen Koppe und Bachpfauenauge nicht, so Kolhasa. Die Erwärmung hänge mit dem Klimawandel zusammen, aber möglicherweise auch mit dem Biber, der im Oberlauf mit seinen Stauwehren die Wasseroberfläche der Hafenlohr verbreitet, sodass sich das Wasser stärker erwärmt.
Auch das Landratsamt Main-Spessart hat den Boden bei der Unfallstelle untersuchen lassen und Pressesprecher Markus Rill erklärt auf Anfrage, dass die Gefährdung durch im Boden verbliebene Stoffe noch nicht abschließend abzuschätzen ist. Es soll verhindert werden, dass diese Stoffe ins Grundwasser einsickern. Nach vorläufiger Einschätzung des Landratsamts habe aber die Belastung des Grundwassers keine relevante Auswirkung auf Flora und Fauna.