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OBERSINN: Ein Hubschrauber namens Anneliese

OBERSINN

Ein Hubschrauber namens Anneliese

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    Durch den dichten Schleier aus Regentropfen blinken rote und weiße Lichter. Der olivgrüne Hubschrauber hebt ab und verschwindet im Grau der Wolken, während ihm kleine Hände sehnsüchtig hinterherwinken. Normalerweise landen Bundeswehr-Hubschrauber nicht auf Sportplätzen und normalerweise ist auch kein Kindergarten mit 38 Kindern, darunter acht unter drei Jahren, da, um die Besatzung zu verabschieden.

    Dass am Mittwochnachmittag auf dem Rasen des SV Obersinn, wo sonst die Fußballer trainieren, ein olivgrünes Gefährt auf Kufen steht, ist allein der Hartnäckigkeit der Obersinner Kindergärtnerinnen zu verdanken. „Wir haben einen sehr netten Brief aus Obersinn erhalten und es daher auf dem kurzen Dienstweg eingerichtet“, erzählt Oberleutnant Marc Höllerer vom Heeresfliegerregiment im baden-württembergischen Niederstetten. Das ist der Flieger-Stützpunkt, der Obersinn, zumindest der Luftlinie nach, am nächsten liegt.

    Doch alles der Reihe nach. Während des Verkehrsprojekts, das über mehrere Wochen lang läuft, haben die Kindergärtnerinnen schon so einiges auf die Beine gestellt: Feuerwehrauto, Krankenwagen, Lastwagen und Postauto kamen. Alle Fahrzeuge, mit denen die Kinder im Alltag konfrontiert werden, waren in den letzten Wochen in Obersinn zu Besuch, oder werden bis Ende Juli noch erwartet.

    Hartnäckigkeit zahlt sich aus

    „Wir versuchen immer etwas Besonderes möglich zu machen. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass es doch toll wäre, einen Hubschrauber zu bekommen“, erzählt die Leiterin des Kindergartens Marion Breitenbach-Eisler. Also klemmt sich die engagierte Frau dahinter, fragt beim ADAC an und erlebt erst einmal eine Ernüchterung. „Das ist unglaublich teuer. Es kostet allein mehrere 1000 Euro den Vorführhubschrauber des ADAC zu bekommen“. Doch Breitenbach-Eisler will sich so schnell nicht geschlagen geben. Also fragt sie als nächstes bei der Bundeswehr an. Die zentrale Pressestelle macht ihr nur wenig Hoffnung. Sie erhält hunderte solcher Anfragen pro Jahr.

    Schließlich wendet sich Breitenbach-Eisler direkt an den Stützpunkt in Niederstetten und hat Glück. Der zuständige Oberstleutnant lässt sich nicht lange bitten und erfüllt, während eines ohnehin notwendigen Navigationstestfluges, dem Kindergarten seinen Wunsch. „Wir mussten uns um einige Genehmigungen kümmern. Aber wenn wir den Kindern damit eine Freude machen können, dann ist das eine tolle Sache“, erzählt Pilot Marc Höllerer, der gemeinsam mit einem Techniker und einem weiteren Piloten am Mittwochnachmittag in Obersinn landet.

    Zwar regnet es in Strömen, doch mit Schirmen und Gummistiefeln ausgerüstet, drängen sich die 38 Kinder der Gruppe neugierig um den Hubschrauber. Pilot Höllerer gibt geduldig Auskunft darüber, dass sein Hubschrauber bis über die Wolken fliegen kann. Zeigt den Kindern seinen Helm, der mit einem Mikrophon ausgerüstet ist. „Das funktioniert so ähnlich wie unser Kassettenrekorder im Kindergarten“, helfen die Kindergärtnerinnen da mit Erklärungen aus, wo es vielleicht ein wenig zu technisch werden könnte.

    Die Kleinen erfahren, dass der Hubschrauber, genauso wie das Auto ihrer Eltern, ein Nummernschild hat. Nur, dass es sich bei einem Hubschrauber hinten auf dem Heckausleger befindet. Oder, dass Pilot Marc Höllerer, ebenso wie ihre Eltern für das Auto, einen Führerschein für den Hubschrauber machen musste. Mit dem Unterschied, dass Piloten ihren jedes Jahr erneuern müssen.

    Außerdem verrät der Pilot, dass das oliv-grüne Gefährt auch einen Namen hat. „Cinderella vielleicht“, schlägt Kindergärtnerin Kerstin Brasch vor und liegt damit nicht so verkehrt. „Der Hubschrauber heißt Anneliese“, verrät Höllerer und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Anschließend leeren er und seine beiden Kollegen jede einzelne Tasche ihres Fliegeroveralls für die Kinder. Neben vielen anderen nützlichen Dingen kommen Stifte, Geld, Handys, Hundemarken und natürlich der Führerschein für Anneliese zum Vorschein. „Mal schauen, ob ich auf dem Bild noch Haare habe“, scherzt der glatzköpfige Pilot und lässt die Kleinen der Reihe nach einen Blick auf das Foto werfen.

    Zeit vergeht wie im Flug

    Die Kinder sind nach einer Stunde zwar ziemlich durchnässt, machen sich aber sofort in Richtung Dach des Sportheims auf, um den drei Soldaten zum Abschied zu winken. Auch ihnen scheint es in Obersinn gefallen zu haben. Denn kurz nachdem der Hubschrauber scheinbar endgültig hinter den Bäumen verschwunden ist, taucht er wieder auf, fliegt direkt auf das Sportheim zu und dreht zum Abschied eine letzte Runde.

    Online-Tipp

    Viele weitere Bilder vom Hubschrauber und vom Verkehrsprojekt des Kindergartens im Internet unter www.mainpost.de/lokales/gemuenden

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