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KARLSTADT: Ein neues Café in alten Mauern

KARLSTADT

Ein neues Café in alten Mauern

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    Haus mit vielen Besonderheiten: Architekt Alfred Wiener vor dem Gebäude an der Ecke Maingasse/Kärrnergasse in Karlstadt.
    Haus mit vielen Besonderheiten: Architekt Alfred Wiener vor dem Gebäude an der Ecke Maingasse/Kärrnergasse in Karlstadt. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Längere Zeit hatte das Eckhaus in der Karlstadter Maingasse/Kärrnergasse zum Verkauf gestanden. Dann hat Architekt Alfred Wiener zugegriffen und das Gebäude für seine eigene Familie erworben, um es zu sanieren und zu einem Café und zwei Ferienwohnungen auszubauen. Das Haus hat sich inzwischen als eine Fundgrube baulicher Raritäten erwiesen.

    „Wir haben Material aus sieben Jahrhunderten vorgefunden“, schildert Wiener das Ergebnis der Befunduntersuchungen. „Hier sind die ältesten Hölzer von Karlstadt, die wir je gebohrt haben.“ Gemeint ist damit die Probenentnahme für die dendrochronologische Untersuchung. Auf 1309 wurden die ältesten Eichenbalken datiert. Sie sind also fast so alt wie das um 1200 gegründete Karlstadt selbst. Im Dachstuhl finden sich diese harten Balken, die auch gotische Verplattungen ausweisen. Das sind steife Holzverbindungen, für die Aussparungen aus dem Holz gestemmt wurden. Ob diese Balken ursprünglich an diesen Stellen saßen, ist unbekannt. Oft sei das Holz im selben Haus wiederverwendet worden, weiß der Architekt.

    Einzigartige Fenstergewände

    Das Gebäude, wie es sich heute präsentiert, stammt von 1785. Das Mansarddach war ursprünglich eventuell ein steiles Satteldach, das dann umgebaut wurde. Eine weitere Besonderheit des Hauses sind die zwei massiven Stockwerke aus Stein. Üblicherweise sind bei den Karlstadter Altstadthäusern die Erdgeschosse aus Stein und die folgenden aus Fachwerk. Nur das Rathaus und das Haus hinterm Turmkaufhaus weisen noch diese Bauart mit zwei massiven Vollgeschossen auf. Das Gebäude verfügt über charakteristische Eckquader. Außergewöhnlich: Die Fenstergewände in dem Steinhaus sind aus Eiche – einzigartig in Karlstadt. Auch die Türstürze sind aus Holz. Das Fälljahr ist datiert auf 1540.

    Im hinteren Teil des Hauses fand Wiener einen Steinbogen. Nur mit einem Spiegel, den er in den Spalt zwischen seinem und dem nächsten Haus hielt, konnte er erkennen, dass ein Zeichen in den Stein gemeißelt war. Und er entdeckte, dass der Bogen früher offenbar genau am anderen Ende – zur Maingasse hin – eingebaut war. Hierhin wurde er nun wieder versetzt. Das Zeichen sei ein Handelszeichen, erklärt Wiener. Eine Jahreszahl datiert den Bogen auf 1574.

    All das hat die Neugier nach der Vergangenheit des Hauses geweckt: das Handelszeichen, der zweistöckige, wehrhafte Steinbau und die Lage nahe am Maintor. Nach Wieners Recherchen war das Gebäude höchstwahrscheinlich ein Stapelrechtshaus. Karlstadt hatte das Stapelrecht. Waren, die auf den Mainschiffen transportiert wurden, mussten ausgeladen werden und zum Kauf angeboten werden. In Köln beispielsweise waren drei Tage üblich. Was bis dahin nicht verkauft war, ging wieder an Bord zur nächsten Stadt.

    Wiener nimmt an, dass das Steingebäude hinterm Turmkaufhaus das andere Stapelrechtshaus gewesen sein könnte und für Waren, die auf dem Landweg durch das Tor am Katzenturm kamen, gedacht war.

    An den Decken fand sich teilweise Stuck, an den Wänden gibt es Malereien vom Barock über Rokoko bis Jugendstil. Teilweise sollen diese sichtbar bleiben. Ein Teil wurde vorsichtig abgenommen und befindet sich zur Restaurierung in der Kirchenmalerwerkstatt Geißler. Das Erdgeschoss weist unter anderem Quadermalerei auf, die jetzt ergänzt werden soll. Auch die älteste Bruchsteinwand des Gebäudes wird im Treppenhaus sichtbar bleiben.

    „Die meisten Deckenbalken an der Wand zum Nachbarhaus waren abgefault“, schildert Alfred Wiener den Zustand des Hauses, als er es kaufte. Das Gebäude war regelrecht zusammengesackt und musste vom Erdgeschoss an um bis zu 30 Zentimeter gehoben werden.

    Sanierung kostet 500 000 Euro

    Das Haus ist 7 auf 11,50 Meter groß. Nach der Sanierung soll im Erdgeschoss ein kleines Café entstehen. Betritt man es von der Maingasse aus durch den Buntsandsteinbogen, steht man vor der mittig angeordneten Theke. Rechts geht es in die Caféstube mit etwa 20 Sitzplätzen. Weitere Bestuhlung ist in der Maingasse geplant. Über den Seiteneingang gelangt man ins behindertengerechte WC. Im ersten Obergeschoss entsteht eine Ferienwohnung mit einem großen und einem kleinen Bad. Eine Holztreppe wird in das zweite Obergeschoss führen, das früher nur vom Nachbarhaus aus zu erreichen war. Hier entsteht die zweite Ferienwohnung.

    Wiener rechnet mit Sanierungskosten von 500 000 Euro. 92 000 Euro sind aus der Städtebauförderung als Zuschuss zu erwarten. Gerade ist die Installation weitgehend fertig. Elektroleitungen sind eingezogen. Die Kupferrohre für die Temperierung der Wandheizung sind verlegt. Auch die Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist eingebaut. Die vorherigen Fenster sind ausgetauscht gegen Kastenfenster. Und die hölzernen Fenstergewände sind fertig saniert.

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