Auf die Ziegenhaltung kam Wirthmann vor fünf Jahren eher zufällig, weil er nach den ersten Erfahrungen mit seinen beiden afrikanischen Zwergziegen gemerkt habe, „dass es auch Ziegen gibt, die neben dem Spaßfaktor auch einen kulinarischen Anreiz bieten können“, wie er schmunzelnd bemerkt. Wenn er die Vorzüge seiner ursprünglich aus den Alpenländern stammenden sieben „Pfauenziegen“ anspricht, gerät der Hobbyzüchter ins Schwärmen. Die Tiere seien sehr genügsam und fressen „alles, was draußen anfällt“, neben allen Grassorten auf der Weide genauso gerne Äpfel, Laub oder Eicheln. Im Winter gibt es als Hauptnahrung Heu, dazu ein wenig Gerste und Zuckerrübenschnitzel. Allerdings müsse man aufpassen: Zuviel Eiweiß ist Gift für die Ziegen, weiß Wirthmann, und füttert daher praktisch kein altes Brot oder Kraftfutter. Zur Pflege gehören dreimal jährlich der Klauenschnitt, Wurmmittel und Wirkstoffe gegen Außenparasiten, um beispielsweise der Blauzungenkrankheit vorzubeugen.
„Während der Brunftzeit stinkt so ein Bock schon gewaltig“
Elmar Wirthmann, Hobby-Ziegenzüchter
Ein großes Kapitel in der Ziegenzucht sei natürlich der „Geruch“. Nicht umsonst sagt der Volksmund: „Der stinkt wie ein Bock“. Auch bei diesem Thema bricht der Hofstettener eine Lanze für seine vor einigen Jahrzehnten beinahe ausgestorbene Rasse. Damals fanden sich nur noch in abgelegenen Regionen der Schweiz einige Restbestände der schweren Gebirgsziegen. Während bei den in Mode gekommenen Vierbeinern aus Afrika, wie der Burenziege oder der beliebten Zwergziege, die Böcke das ganze Jahr über ihre Lockstoffe verbreiten, sei das bei seinen Pfauenziegen nicht der Fall. Da ist die Absonderung von September bis Mitte Januar, „intensiv, aber saisonal begrenzt“ – wie bei allen altdeutschen Rassen. In dieser Zeit produziert der Bock ein stark riechendes Drüsensekret, das unterhalb des Hornansatzes austritt. Das erklärt auch, warum Ziegenböcke an Bäumen oder anderen markanten Stellen mit ihrem Kopf reiben, um das Sekret zu verbreiten. „Während dieser Brunftzeit kann so ein Bock schon gewaltig stinken. Das riecht man wirklich 200 Meter gegen den Wind“, erklärt Wirthmann.
Viel Geld für ein Paar Hörner
Wie bei allen Nutztieren kommt irgendwann die Frage der Verwertung. Der Familienvater hat die volle Zustimmung seiner Frau und der beiden Kinder, wenn er von gesunder Milch, feinem Frischkäse, aber auch von Ziegengulasch, Schinken und Braten als interessante und abwechslungsreiche Ergänzung für den Familienspeiseplan erzählt. Eine ganz neue Verwertung habe sich vor kurzem über das Internet aufgetan. Da habe ein österreichischer Maskenschnitzer „jeden Preis“ für ein Paar Ziegenhörner seiner Rasse geboten, lacht Wirthmann.
Trotz seines Fachwissens möchte Wirthmann bei der Eigennutzung bleiben und das Hobby nicht kommerziell betreiben. Schließlich sei er mit Tieren aufgewachsen und seit seiner Kindheit mit der Natur verbunden. Seine Frau Claudia und die zwölf- und neunjährigen Söhne Tobias und Oliver helfen zusammen mit Opa und Oma bei der Arbeit mit, die der kleine Tierpark der Familie täglich mit sich bringt. Denn neben dem Haflinger „Merlin“, dem Shetland Pony „Charly“ und den zwei temperamentvollen „Parson Jack Russell“-Hunden „Aick“ und „Lucky“ wollen auch die Singvögel in der großen Voliere vor dem Sonnenhang am Haus gepflegt werden - und bei aller Arbeit soll die Freude an den Tieren nicht zu kurz kommen.
Daten und Fakten
Die Pfauenziege: Ihr Name rührt von den „Pfaven“, den seitlichen, schwarzen Bändern der Kopfzeichnung her. Durch einen Schreib- oder Übermittlungsfehler bekam die Anfang des 20. Jahrhunderts begründete Rasse dann den Namen „Pfauenziege“. 1938 war sie wegen der staatlichen Einstufung als „nicht förderungswürdig“ fast ausgestorben. Heute gilt ihr Bestand als gesichert. Charakteristisch für die schwere Gebirgsziege ist ihre spezielle schwarz-weiße Zeichnung. Die robusten und widerstandsfähigen Ziegen wiegen 50 bis 70 kg, die Böcke 75 bis 90 kg.